Monheim Pfarrer stoßen auf Gemeindejubiläum an

Monheim · Die Evangelische Kirche feierte am Sonntag das 175-jährige Bestehen der Monheimer Gemeinde.

 Die vier Seelsorger der Monheimer Kirchengemeinde (v.l.): Till-Karsten Hesse, Peter Becker, Falk Breuer und Tanja Kraski

Die vier Seelsorger der Monheimer Kirchengemeinde (v.l.): Till-Karsten Hesse, Peter Becker, Falk Breuer und Tanja Kraski

Foto: MATZERATH

Eigentlich, so sollte man meinen, müsste der Wettergott der Kirche ja durchaus wohlgesonnen sein. Bei der großen Festveranstaltung anlässlich des 175. Bestehen der evangelischen Kirchengemeinde Monheim war dem am Sonntag aber nicht so. "Ich weiß auch nicht, was wir verbrochen haben, in letzter Zeit haben wir nur Pech mit dem Wetter bei Außenveranstaltungen. Vielleicht haben wir einfach zu wenig Kerzen angezündet", seufzt Falk Breuer, Pfarrer in Monheim-Mitte.

Dabei hatten sich die Beteiligten große Mühe gegeben, ein Fest auf die Beine zu stellen, das vor allem den Kindern und Jugendlichen ein breites Spektrum an interessanten Aktionen bietet: Klettern, Schminken, Malen wie Paul Klee sowie einen Workshop in Graffitikunst. Gekommen sind bei Dauerregen und zugezogenem Himmel trotzdem nur wenige.

Besser besucht aber war das Predigtgespräch in der Altstadtkirche zum Thema Inklusion, unter anderem mit dem Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Leverkusen, Gert-René Lörken. "In Monheim wird der Gedanke durchaus gelebt. Es gibt viele kleine Bausteine, die zusammengesetzt zeigen, dass Inklusion immer mehr zur Normalität wird", sagte Lörken. In ihren drei evangelischen Kindertagesstätten werden nach Angaben der Gemeinde etwa 40 Kinder mit Handycaps von insgesamt neun Fachtherapeuten betreut, im Freizeitbereich für Jugendliche richtet sich das Angebot an Behinderte und Nichtbehinderte, es gibt eine Wohngruppe mitten in der Stadt.

Jill Niederhagen ist Ergotherapeutin und betreut geistig behinderte Menschen in Monheim. Sie bestätigt, dass die Toleranz der Menschen in Monheim zugenommen hat: "Ja, es ist schon einiges passiert. Auf der Straße sind die Menschen wesentlich offener und zugänglicher geworden, es geht alles in die richtige Richtung." Trotzdem, so mahnt Lörken an, reiche die Bewusstseins-Ebene nicht aus. Der gute Gedanke dahinter genüge nicht. "Inklusion muss uns etwas wert sein. Wir brauchen die finanziellen Mittel, die Fachkräfte. Es kann nicht sein, dass die Menschen, die damit unmittelbar zu tun haben, überfordert werden. Wir dürfen keine Scheuklappen aufsetzen. Inklusion kann nur funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", sagte der Superintendent.

11 2000 Mitglieder zählt die Evangelische Kirchengemeinde Monheim, die auch Hitdorf einschließt, das bis 1975 zu Monheim gehörte. Die Gemeinde teilt sich auf in vier Bezirke: Baumberg, Monheim-Mitte, Monheim-Süd und (Leverkusen-)Hitdorf. Falk Breuer ist seit 1988 Pfarrer in Monheim und liebt seine Arbeit und die Menschen dort. Und er ist stolz auf seine Gemeinde, die sich der Gesellschaftsvielfalt seit mehr als 20 Jahren zunehmend öffnet. Ein Blick auf "seine" Kirche lässt den Seelsorger philosophieren. "Ich frage mich, ob die Menschen früher, die während der Anfänge in die Altstadtkirche gingen, sich überhaupt jemals hätten vorstellen können, was für ein unglaublich pluraler und bunter Ort dies einmal werden würde."

(dani)
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