Langenfeld Pflegeschüler leiten Klinik-Station

Langenfeld · Im dritten Ausbildungsjahr übernehmen Azubis des St.-Martinus-Krankenhauses eine Schicht lang viel Verantwortung.

 Die angehenden Krankenschwestern Gülsan Sahin (l.) und Maike Winat messen den Blutdruck von Patient Erhard Tiburski.

Die angehenden Krankenschwestern Gülsan Sahin (l.) und Maike Winat messen den Blutdruck von Patient Erhard Tiburski.

Foto: RALPH MATZERATH

Der Morgen ist noch früh im St.-Martinus-Krankenhaus in Richrath. Schichtübergabe. Für die Nachtschwester endet der Dienst, für die Morgenschicht beginnt er. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang, aber diesmal ist alles ein wenig anders: Gülsan Sahin übernimmt die Leitung der inneren Abteilung - eine Krankenpflegeschülerin im dritten Ausbildungsjahr. Die 26-Jährige ist nervös, muss ab sofort im Team delegieren, Prioritäten setzen, Dienstpläne machen, Verlegungen, Entlassungen oder - wie an diesem Morgen - Aufnahmen organisieren. "Wir haben eine Patientin bekommen mit unklaren Blutungen- Ihr Allgemeinzustand ist schlecht. Meine Aufgabe ist es, den Arzt anzufordern und seine Anweisungen, wie weiterführende Untersuchungen oder Medikamentengabe, umzusetzen."

Seit mehr als zehn Jahren gehört das einwöchige Führungsprojekt zur Krankenpflegeausbildung beim katholischen Bildungszentrum Haan. Diesem ist neben den Krankenhäusern in Haan und Hilden sowie der St.-Lukas-Klinik in Solingen-Ohligs auch das St. Martinus angeschlossen. Christoph van der Loo, Leiter des Bildungszentrums, spricht von einer "hochverantwortungsvollen Aufgabe, die unsere Schüler da leisten". Zugleich versichert er, dass sie zu keiner Zeit ohne Beobachtung einer examinierten Kraft tätig seien. "Das Wohl und die Sicherheit der Patienten stehen an oberster Stelle", sagt van der Loo.

Lehrerin Katrin Isbaner begleitet die Schülerinnen bei den praktischen Übungen. "In aller Regel sind sie den Aufgaben gewachsen. Sollte es eine Situation geben, die ihnen Schwierigkeiten bereitet, schreiten wir, je nach Notwendigkeit, direkt ein oder klären die Dinge in der Nachbesprechung".

Auch Maike Winat wird im Sommer ihr Krankenpflegeexamen machen. Zwar steht ihr die Schichtleitungsübung noch bevor, aber sie sieht der besonderen Aufgabe bereits erwartungsvoll entgegen. "Wir bekommen ein bis zwei Zimmer zugewiesen und kümmern uns komplett alleine um die dortigen Patienten, tragen die Verantwortung, treffen Entscheidungen." Maike Winat freut sich nach eigenem Bekunden vor allem auf den intensiven Kontakt zu den Menschen. "Die seelische Unterstützung und eine liebevolle Betreuung spielen eine extrem große Rolle bei der Genesung", ist sie überzeugt.

Normalerweise arbeiten Pflegeschüler in der Funktionspflege. Sie gehen zum Beispiel von Zimmer zu Zimmer, messen Blutdruck und Körpertemperatur. Mit der Schichtleitung und der daraus resultierenden Verantwortung erleben sie ihr Berufsbild zum ersten Mal in seiner gesamten Dimension. "Ich sage immer, das ist Lernen mit Kopf, Herz und Verstand, und ich merke, dass die Schüler mit diesen neuen Erfahrungen wachsen", sagt Schulleiter van der Loo. Viele wünschten sich sogar, dass das Führungsprojekt zeitlich ausgeweitet wird. "Das ist logistisch aber leider nicht zu verwirklichen."

Für das Krankenhauspersonal ist die ungewohnte Schichtleitung übrigens kein Problem. Ärzte und Pfleger begrüßen das Projekt. Und auch Gülcan Sahin fasst nach ihrer Schicht ein positives Resümee. "Das hat total Spaß gemacht und es hat mir einmal mehr gezeigt, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe", sagt die Schülerin strahlend. Maike Winat ergänzt: "Pflege ist der schönste Beruf der Welt. Ich habe mal im Büro gearbeitet. Vier Monate. Nie wieder!"

(dani)
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