Monheim Polizei: In Monheim fallen Kiffer auf

Monheim · Durch häufige Kontrollen an öffentlichen Plätzen stiegen die Fallzahlen bei den Drogendelikten. Aber nur wer erwischt wird, hört auch auf.

 Achim Hindrichs ist bei der Kripo Langenfeld für Jugendkriminalität zuständig. Mit der Waage misst er die gesetzliche "geringe Menge" ab.

Achim Hindrichs ist bei der Kripo Langenfeld für Jugendkriminalität zuständig. Mit der Waage misst er die gesetzliche "geringe Menge" ab.

Foto: MATZERATH

"Der Cannabis-Konsum ist in Monheim groß in Mode", sagt Erkan Güneser, der nach den Sommerferien sein Mandat im neuen Integrationsrat antreten wird. "Die Verkaufsstellen sind bekannt. Wenn man etwas braucht, weiß man, wo man hingehen muss." Diesen Umstand findet der Gründer des Sportvereins Inter Monheim alarmierend. Im vergangenen Jahr brachte sich die Polizei in den Prozess "Zukunftswerkstatt Berliner Viertel" ein, indem sie mit dem Kommunalen Ordnungsdienst auf öffentlichen Plätzen, Spielplätzen und Schulhöfen in den frühen Abendstunden verstärkt Personenkontrollen vornahm. "Man kann quasi jedem Jugendlichen in die Tasche greifen und holt Gras raus", bestätigt Kriminalhauptkommissar Achim Hindrichs, im Südkreis zuständig für Jugendkriminalität.

Nicht zufällig sind die Fallzahlen für Rauschgiftdelikte in Monheim 2013 um 82,7 Prozent (von 127 auf 232 (2012)) gestiegen. "Eben ein typisches Kontrolldelikt: Wenn viel kontrolliert wird, steigen die Fallzahlen, die Dunkelziffer ist weit höher" , so Hindrichs. Das Gros der erwischten Konsumenten seien zwar Heranwachsende, aber bei den Jüngeren falle auf, dass da schon 13-Jährige darunter seien. "Das bereitet uns Sorgen. Früher hat man Zigaretten geraucht, um etwas Neues auszuprobieren, heute ist es Gras." Bedenklich sei auch, dass aus Holland importierte Cannabispflanzen einen viel höheren THC-Gehalt haben als frühere Züchtungen.

Die Polizeibeamten schreiben bei einem solchen Fund zwar eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz; befand sich aber der Umfang des sichergestellten Stoffes unterhalb der gesetzlich definierten "geringen Menge", wird von einer Strafverfolgung abgesehen. Im Kreis Mettmann hat sich der "Gelbe-Karten-Tag" bewährt, bei dem der Ersttäter vom Staatsanwalt einer Art Gerichtsverhandlung ohne Richter unterzogen wird. "Bei den meisten reicht das auch", sagt Peter Reich von der Jugendgerichtshilfe Monheim. Das Verfahren wird gegen die Auflage eingestellt, sich mit der Awo-Suchtberatungsstelle in Verbindung zu setzen. "Mir ist wichtig, den Jugendlichen die gesundheitlichen Gefahren vor Augen zu führen. Leider verharmlosen viele den Haschkonsum und merken gar nicht, wie sehr sie durch exzessiven Gebrauch schon aus der Spur geraten sind", sagt Reich.

Bei der Jugendberatungsstelle der Stadt hat in den vergangenen zehn Jahren Drogenkonsum als Beratungsanlass abgenommen, erklärt Jörg Wahlers. "Damals hatten mit mehr Klienten, die harte Drogen nahmen." Aber er schätzt, dass bei mindestens zehn Prozent der etwa 100 monatlichen Beratungsgespräche Cannabiskonsum die Ursache der Probleme ist. Denn wenn jemand mit 20 einen Ausbildungsplatz sucht, sich aber nicht aktiv um seine Belange kümmert, stelle sich oft als Grund für diese Lethargie der Konsum von Gras heraus. "In Monheim wird heute am liebsten gekifft", so Wahlers.

Insgesamt sei die Zahl der Süchtigen, die harte Drogen konsumieren, rückläufig, bestätigt Hindrichs. Dennoch dürfe man nicht vernachlässigen, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei. "Irgendwann probiert man dann Pep oder Ecstasy aus und fängt an, die negativen Nebenerscheinungen der einen mit der anderen zu bekämpfen." Deshalb sei es wichtig, die Konsumenten zu erwischen. "Mit dem Gelbe-Karte-Verfahren haben wir kaum Rückfälle. Wer nicht erwischt wird, macht immer weiter." Diese Konsumenten hörten oft erst dann auf, wenn sich im Leben eine Veränderung wie eine Familiengründung eintritt. Der Dealer habhaft zu werden, sei ungleich schwerer. "Wenn ich einen wegnehme, stehen direkt die nächsten in den Startlöchern", so Hindrichs. Leider seien die Kunden oft nicht sehr kooperativ: "Unter Freunden verpfeift man sich nicht, und vor den Dealern haben viele Angst." Reich: "In diesem Jahr sind aber auch nicht so häufig die Streifen vor Ort." Prompt hat er mit weniger Delinquenten zu tun.

(RP)
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