Monheim Polizei wirbt in Moschee um neue Azubis

Monheim · Die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft soll bei der Polizei sichtbar werden, der Anteil von Migranten beträgt 10 Prozent.

 Die Kreispolizei stellte in der Monheimer Moschee die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Polizei vor.

Die Kreispolizei stellte in der Monheimer Moschee die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Polizei vor.

Foto: Matzerath, Ralph

Marten Harms ist seit rund 30 Jahren Polizist. Der Polizeihauptkommissar kann unzählige Geschichten aus dem Berufsalltag erzählen - und er macht es auch. Jetzt war er in der Osman-Gazi-Moschee an der Niederstraße zu Gast, um gezielt Jugendliche mit Migrationsgeschichte anzuwerben. Ein gutes Dutzend junger Männer ist zu dem Informationsabend gekommen. Sie haben dabei vor allem eines gelernt: Polizist ist kein Job wie jeder andere. "Man weiß bei Dienstbeginn eigentlich nie, wie sich der Tag entwickelt", meint der 51-Jährige. "Es ist eine sehr interessante, aber auch schwierige Arbeit."

Landesweit, sagt er, kamen 2013 rund 16 Prozent der jugendlichen Bewerber aus Zuwandererfamilien, von denen etwa die Hälfte auch angenommen wurde. Insgesamt liege der Anteil an Polizisten mit Migrationshintergrund im Kreis Mettmann bei etwa zehn Prozent. "Diesen Schnitt wollen wir zumindest halten - und im Idealfall steigern", betont Harms.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Unter anderem geht es darum, dass öffentliche Stellen wie Polizei, Feuerwehr, Stadtverwaltungen ebenso vielfältig besetzt sein sollten, wie es die Gesellschaft insgesamt ist. Inzwischen habe fast jeder fünfte Deutsche eine Migrationsgeschichte. In Monheim dürfte der Anteil noch etwas höher liegen. "Ein gemeinsamer kultureller Hintergrund kann in bestimmten Situationen deeskalierend wirken", erklärt Michael Schindowski, der bei der Kreispolizei für Kontakte vor allem mit muslimischen Institutionen zuständig ist. Er setzt auf das besondere Vertrauensverhältnis, das aus dem gegenseitigen Verständnis wachsen kann.

"Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Migranten auf einen Landsmann anders reagieren als auf einen deutschen Polizisten", sagt der Kontaktbeamte. "Die Verständigungsbasis ist einfach eine andere."

Die beiden Polizeihauptkommissare versuchen, ein möglichst realistisches Bild ihres Berufes zu vermitteln. Sie zeigen Chancen und Perspektiven auf - aber eben auch Risiken und Belastungen. Vor allem aber räumen sie mit Klischees aus einschlägigen Krimi-Serien im Fernsehen auf. Mit quotenträchtigen TV-Geschichten wie "Tatort", "CSI" oder "Alarm für Cobra 11" habe ihr Beruf nicht viel zu tun, betonen die Beamten. "Trotzdem bietet die Polizei unzählige Möglichkeiten für verschiedene Interessen und Begabungen", meint Harms. "Es gibt wohl nur wenige Berufe, die so eine große Vielfalt bieten."

Für die Jugendlichen, die bei türkischem Gebäck und Tee den beiden Referenten lauschen, klingt das zunächst einmal spannend. Einer von ihm ist Ibrahim Tunca. "Ich kann mir nicht vorstellen, jahrzehntelang in einem Büro zu sitzen und immer wieder die gleiche Arbeit zu machen", sagt der 17-jährige Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums. Die Abwechslung im Polizeialltag sei daher durchaus reizvoll. "Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich nach meinem Abitur bei der Polizei bewerbe." Mustafa Güney (18) sieht es ähnlich: "Mein Interesse ist geweckt", sagt der Gesamtschüler.

Wer die Voraussetzungen für den Polizeiberuf erfüllt, und den dreitägigen Aufnahmetest besteht, kann an der Polizeiakademie ein Bachelor-Studium absolvieren. Der Abschluss ist zugleich der Einstieg in eine sichere Beamtenlaufbahn. Grundlage dafür sind das Fach- oder Vollabitur.

Mit Fremdenfeindlichkeit müssen die Bewerber nicht rechnen, versichert Harms. Auch er werde als Deutscher bisweilen von der rechtsextremen Partei Pro NRW angefeindet, weil er regelmäßig in Moscheen um Auszubildende werbe.

(dora)
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