Langenfeld Präses Rekowski warnt in Immigrath vor Populismus

Langenfeld · Zur Kreissynode sprach der oberste Repräsentant der evangelischen Kirche im Rheinland in der Erlöserkirche.

 Manfred Rekowski und die AfD sind einander ein rotes Tuch.

Manfred Rekowski und die AfD sind einander ein rotes Tuch.

Foto: lamm

Dass die Kirchen schon mal einen leichteren Stand hatten in der Bundesrepublik als heute, das ist Manfred Rekowski bewusst. Nicht nur der demografische Wandel macht den christlichen Kirchen zu schaffen, auch aufwühlende Themen wie die Flüchtlingspoltik bringen zum Teil Ablehnung hervor. Zur evangelischen Kreissynode, die jetzt in Langenfeld tagte, sprach der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Erlöserkirche an der Hardt über Populismus und die Verantwortung der Christen.

Der Vorwurf des CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn, die Kirchen mischten sich zu sehr ins Tagesgeschehen der Politik ein, ist da nur ein Steinwurf von vielen. Andererseits beruft sich ausgerechnet die AfD immer wieder auf christliche Beweggründe für ihre politischen Forderungen. So etwa, wenn sie gegen Zuwanderung und den Islam und für nationale Identität Wahlkampf macht. Rekowski sagt dazu: Das Christentum eigne sich nicht dazu, nationalisiert zu werden, und die Nationalität von Jesus Christus sei wohl eine der fragwürdigsten der Menschheitsgeschichte. Im christlichen Glauben seien alle Menschen das Ebenbild Gottes.

Die Bedeutung der Kirchen in politischen Diskussionen erklärt der Präses mit den Themen hinter den Themen. Etwa wenn es um Steuern oder Sozialleistungen geht. "Für die Gesamtentwicklung unserers Landes und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es deshalb dringend erforderlich, dass auch hier Fragen der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Ausgleichs thematisiert werden. Diesen Satz habe ich schon gesagt, als Würselen noch unbekannt war", sagt Rekowski. Aus seiner Sicht wirkt die AfD hingegen gesellschaftlich spaltend: "Dass man grundsätzlich Politikerinnen und Politikern abspricht, etwas Gutes zu wollen, geht gar nicht."

Populismus funktioniere durch Ablehnung aller Institutionen und die Erklärung, dass die Menschen von Eliten bevormundet würden. Dabei gebe es keinerlei Unterscheidungen zwischen gesellschaftlichen Funktionen, weil alle zu Eliten ernannt werden, zudem akzeptiere man die demokratische Grundordnung nicht, in der die meisten Menschen für die Parteien dieser bezeichneten Eliten gestimmt haben.

Diese grundsätzlich ablehnende Haltung spiegelt sich auch in den wüsten Beschimpfungen wider, die sowohl der Präses als auch der stellvertretende Bürgermeister von Leverkusen, Bernhard Marewski, nach eigenen Angaben postalisch und per E-Mail erhalten. Beide können ein Liedchen singen von grenzüberschreitenden Vorwürfen und Beleidigungen. Manche eigneten sich für Strafanzeigen, sagt der Bürgermeister. Auf Diskussionen könne man sich leider nicht wirklich häufig einlassen, weil man sich nur noch im Kreis drehe.

Die Erkenntnis in der anschließenden Diskussion: Die meisten Menschen, die dem Populismus auf den Leim gehen oder selbst vollziehen, hätten die gemeinsamen gesellschaftlichen und auch die christlichen Grundwerte längst verlassen oder lehnten sie ohnehin grundsätzlich ab. Trotzdem blieben ein offenes Ohr und der Mut, hinzuhören, geboten. Ebenso Widerspruch. Der indes nicht als Dauerreaktion, sonst schaffe man den Reaktionären nur Aufmerksamkeit.

(rads)
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