Langenfeld Rechts fahren? Warum?

Langenfeld · Ungenutzte rechte Fahrstreifen sorgen nicht nur für stockenden Verkehr auf den restlichen Spuren, sie verführen zu unerlaubten und gefährlichen Überholmanöver über rechts.

 Oft bleibt der rechte Streifen ungenutzt.

Oft bleibt der rechte Streifen ungenutzt.

Foto: Miserius

Autofahrer, die regelmäßig auf Autobahnen unterwegs sind, dürfte das Szenario bekannt sein: Während sich auf einer dreispurigen Autobahn links alles staut, weil alle versuchen, die langsam fahrenden Autos in der Mitte zu überholen, bleibt der rechte Fahrstreifen, ungeachtet des Rechtsfahrgebots, unbenutzt. Der ein oder andere Fahrer, der in solch einem Moment von hinten angefahren kommt, gerät da schon mal schnell in Versuchung rechts vorbei zu ziehen und über den freien Fahrstreifen zu überholen. Das kann nicht nur sehr gefährlich werden, weil der Fahrer in der mittleren Spur nicht damit rechnet, von rechts überholt zu werden, es ist laut Gesetz auch verboten und wird mit einem Punkt und 100 Euro Strafe geahndet.

Aber warum fahren gefühlt immer in der Mitte, obwohl rechts alles frei ist? "Viele haben noch im Kopf, dass rechts die LKW-Spur ist. Da können Autofahrer nicht richtig sehen, also weichen sie in die Mitte aus, wo sie freie Sicht haben", sagt Verkehrspsychologin Carina Holthoff. In der Mitte fühlen sich zudem viele am sichersten: "Da haben wir in Gefahrensituation die Möglichkeit links und rechts auszuweichen." Grundsätzlich bemerkt die Verkehrspsychologin eine sehr egoistische Haltung im Straßenverkehr.

Dass dieses Phänomen zunehme und sich viele Autofahrer nicht mehr an das Rechtsfahrgebot halten, konnte die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion nicht bestätigen. Fahrlehrer Gunter Wiegand hingegen, der täglich auf den Autobahnen rund um Leverkusen unterwegs ist, sagt: "Viele scheinen vergessen zu haben, dass die mittlere auch eine Überholspur ist, auf der man nicht die ganze Zeit fahren kann, wenn rechts frei ist." Seiner Meinung nach gibt es drei Gründe für dieses Fahrverhalten: "Falsche Vermittlung, Bequemlichkeit und Angst." In den Fahrschulen würde das Thema Rechtsfahrgebot auf Autobahnen teilweise schwammig vermittelt. Um das Fahren in Schlangenlinien zu vermeiden erlaubt das Gesetz "ein durchgängiges Fahren auf der Mittelspur, wenn in der rechten Straßenspur zumindest ab und zu ein Fahrzeug fährt", sagt Wiegand. "Das nehmen viele als Argument." Der 67-Jährige wäre dafür, "die Schleicher in der Mitte zu ahnden, als diejenigen, die über rechts überholen." Das Überholverbot über Rechts würde er ohnehin abschaffen und glaubt nicht, dass es gefährlicher sei. "In der Stadt klappt es ja auch."

Davon hält Alfred Ossendorf vom ADAC, selbst Fahrlehrer, allerdings nichts: "In der Stadt haben wir ganz andere Geschwindigkeiten." Er glaubt, dass eine Umstellung lange dauern, und sogar viele Verkehrsunfälle verursachen würde. "Dass kann keiner verantworten." Außerdem ist Ossendorf überzeugt: "Wenn sich alle an die bestehenden Regeln halten, brauchen wir keine neue Regelung."

(RP)
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