Langenfeld/Monheim Reitwege sind nur bedingt nutzbar

Langenfeld/Monheim · Der Kreis Mettmann kommt mit seinen Bemühungen, Ackerrandstreifen für Reiter zu sichern, nur langsam voran.

 Über Äste, die nicht gestutzt werden, und Reitwege, die in schlechtem Zustand sind, ärgern sich Reiter im Knipprather Wald.

Über Äste, die nicht gestutzt werden, und Reitwege, die in schlechtem Zustand sind, ärgern sich Reiter im Knipprather Wald.

Foto: Ralf Matzerath

Wenn sich Jürgen Mannheims auf einen Ausritt in den Knipprather Wald begibt, müsste er eigentlich Astschere und Säge in die Satteltaschen packen. "Die Reitwege sind in einem katastrophalen Zustand. Man muss gebückt reiten, um nicht ständig Äste ins Gesicht zu kriegen", sagt der Landwirt, der auf dem Brandshof in Berghausen einen Pensionsstall betreibt. Und wenn er mal eine schnellere Gangart einlege, passiere es schon mal, dass hinter der nächsten Kurve plötzlich Spaziergänger auf dem Weg stehen, dann sei der Schrecken auf allen Seiten groß.

"Dort fehlt zum Teil die Beschilderung", beklagt er. Und bei nasser Witterung seien die Wege völlig matschig. "Die Bäume werden nicht zurückgeschnitten, die Wege nicht glatt gezogen oder mit neuem Sand aufgefüllt", bestätigt Andrea Schnitzler, die mit ihrem Pensionsstall an der Hitdorfer Straße sitzt. Überhaupt gebe es im Südkreis zu wenig bereitbare Ackerrandstreifen, der Weg in den Wald führe ausschließlich über Asphalt. Selbst die herbstlichen Stoppelfelder seien inzwischen für Reiter tabu. "Wofür zahlen wir eigentlich die gelben Plaketten, wenn die Reitwege nicht gepflegt werden?", fragte sie.

Pflege der Reitwege nicht klar organisiert

"Nur wer die Plakette erwirbt, darf überhaupt in der Landschaft reiten", erklärt Friedhelm Reusch, Leiter der Stabsstelle Technische Koordinationsprojekte beim Kreis Mettmann. Das Problem sei, dass die Pflege der Wege im Kreis bisher nicht klar organisiert ist. Der Monheimer Betriebshof zumindest fühlt sich dafür nicht zuständig. "In Langenfeld werden wir als Stadt tätig, wenn von Reitern entsprechende Hinweise zu den Reitwegen im Landschaftspark Fuhrkamp oder Further Moor kommen", sagt Franz Frank, stellvertretender Leiter des Referats Umwelt, Verkehr.

Grundsätzlich im Vorteil sind die Freizeitreiter, deren Stallvermieter zugleich Landwirte sind und auf ihrem Grund Ackerrandstreifen als Reitwege aussparen. "Wer aber keine Einsteller hat, wäre dumm, auf die Nutzung des mindestens ein bis zwei Meter breiten Streifens zu verzichten, für den er Pacht zahlt", sagt Landwirt Michael Buchheim aus Reusrath. Wenn dann aber rücksichtslose Reiter dem Landwirt ständig in die Frucht reiten, ist es mit der Freundlichkeit selbst gut meinender Pächter schnell vorbei, weiß Reusch.

Es gibt viele Konflikte

Im März 2013 hat der Kreis Mettmann daher beschlossen, alle Reitmöglichkeiten im Kreisgebiet in einer digitalen Karte zu erfassen und vor allem die 98 Kilometer Ackerrandstreifen vertraglich abzusichern, für die die Landwirte mit 20 Cent pro laufendem Meter entschädigt werden. Aber das ist gar nicht so leicht - zunächst einmal wegen der Größe des Kreisgebietes und der Vielzahl an Reitställen (463). Zur schieren Herkulesaufgabe aber wird dieses Unternehmen wegen einer Unzahl von (Nachbarschafts-)Konflikten: Den einen ärgert die niedrige Boxenmiete des Nachbarn, den anderen die Pferdeäpfel vom Nachbarhof auf seinem Weg, dann sorgt das rücksichtslose Galoppieren einiger Reiter dafür, dass der Weg neben einem Reitplatz vom Eigentümer gesperrt wird. "Es erfordert dann sehr viel diplomatisches Geschick, die Wogen wieder zu glätten", sagt Reusch, dessen Arbeitszeit zuletzt völlig vom Neanderlandsteig absorbiert wurde.

Künftig jedenfalls solle es aber keine Entschädigung mehr ohne einen längerfristigen, mindestens fünfjährigen Vertrag geben - darauf zumindest ließen sich die meisten Landwirte ein. Sonst nämlich lohne sich das mühsame Erfassen nicht, das Einpflegen der Daten in das Geoportal will Reusch der Werkstatt für Behinderte übertragen. Er hofft, die vertragliche Absicherung der Ackerrandstreifen bis Ende 2014 geregelt zu haben.

Aus Monheim selbst sind kaum Klagen zu vernehmen, allerdings wäre der Knipprather Wald für die großen Ställe in Rheinnähe ab der Niederstraße ohnehin nur über Straßen erreichbar. "Wir nutzen das Reitwegenetz, dass im Zuge der Deicherneuerung im Rheinbogen angelegt wurde", Jochen Schmitz, Beauftragter für den Breitensport beim Reit- und Fahrverein der Rheingemeinden Monheim auf Gut Blee. Und wenn man mal den Eindruck habe, dass die Reitwegepflege unsachgemäß ausgeführt sei, bessere der Verein eben selber nach. "Astschere mitnehmen und selber machen", rät Schmitz. Allerdings komme es am Rhein immer wieder zu Kollisionen mit Hundebesitzern, die die Anleinpflicht ignorieren. "Die freilaufenden Hunde folgen ihrem Jagdinstinkt und gehen den Pferden in die Beine", sagt Schmitz. "Wenn die dann auskeilen oder außer Kontrolle geraten, ist das Geschrei groß", ist Michael Buchheims Erfahrung in Reusrath.

(RP)
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