Langenfeld/Monheim Reusrather freuen sich über Storch

Langenfeld/Monheim · Tagsüber stakst der weiß-schwarz-gefiederte Besucher über die Felder, die Nacht verbringt er auf dem Dach von Familie Neuhaus nahe der Dückeburg.

 Nächtigt auf dem Dachfirst der Familie Neuhaus: der Reusrather Storch.

Nächtigt auf dem Dachfirst der Familie Neuhaus: der Reusrather Storch.

Foto: Sylvia Neuhaus/ privat

Ein seltener Gast erfreut zurzeit die Reusrather. Nahe der Dückeburg stakst seit einigen Tagen ein Storch durch die Felder und Wiesen. "Ich habe ihn schon mehrfach in den Morgenstunden gesehen", sagt Andreas Menzel. In der Dämmerung fliegt der Einzelgänger bevorzugt das Haus der Familie Neuhaus an der Alten Schulstraße an, auf deren Dach er schon sechsmal übernachtet hat. "Sieht doch lustig aus", sagt Sylvia Neuhaus und zeigt ein Bild, das sie von dem gefiederten Mitbewohner per Handy aufgenommen hat. "Als meine Tochter in der Grundschule davon erzählt hat, waren alle ganz begeistert, und ich habe das Bild an die Eltern rumgeschickt."

Mit großem Interesse hat in der Monheimer Biologischen Station Haus Bürgel Diplom-Geograf Holger Pieren die Nachricht aufgenommen, dass sich in der Nachbarstadt ein Weißstorch rumtreibt. "Das ist wirklich ungewöhnlich. Eigentlich fliegen Störche im August und September in ihre Winterquartiere nach Afrika oder Spanien. Der Rhein dient Zugvögeln auf dem Weg zwischen Nordosteuropa und dem Süden als Orientierungsband", erläutert er. "Wir liegen quasi am Vogelflug-Highway."

Warum der Storch vor etwa einer Woche in Reusrath Quartier bezogen hat, vermochte Pieren nicht zu sagen. "Falls er einen Ring trägt, könnte man seine Herkunft über die Vogelwarte Helgoland erfahren, die solche Dinge zentral dokumentiert." Vielleicht gefalle es dem Tier auf den Feldern um die Dückeburg, mutmaßt Pieren, weil es dort genügend Nahrung findet. "Es ist ja noch warm, und da fehlt der Drang, sich nach Süden aufzumachen."

"Wahrscheinlich ernährt sich der Storch dort von Käfern und Mäusen", sagt der Langenfelder Ornithologe Hans-Gerd Preiß. Durch den Klimawandel habe sich vieles verschoben. "In einem warmen Winter wurden sogar im Dezember und Januar am Rhein schon Störche gesichtet. Dabei war vor einigen Jahrzehnten der Rhein ja sogar zugefroren."

"Von uns stammt dieser Storch in Reusrath nicht", berichtet bei einer weiteren Anfrage im Solinger Vogelpark Mitarbeiterin Sabrina Thiele. "Wir haben bei uns permanent ein Storchenpaar - und das ist auch da. Das dürfte schon ein wild lebender Storch sein."

Zu Forschungszwecken und vor allem als Attraktion für Spaziergänger hatte die Biologische Station im Juli 2013 auf den Dächern von Haus Bürgel zwei große Nester angebracht, um brütende Storchenpaare dorthin zu bekommen. "Leider sind sie als Nistplatz noch nicht genutzt worden", bedauert Pieren. "Nicht mal besuchsweise sind Störche dorthin geflogen." Dabei sei die Zahl der Storchenpaare in Nordrhein-Westfalen innerhalb von 25 Jahren von drei auf etwa 200 gestiegen, und außerdem machten immer wieder welche ringsum in der Urdenbacher Kämpe Station.

Durch die Altrhein-Deichöffnung, auf Feuchtwiesen und in renaturierten Gewässern würden Lebensräume für viele Kleinst- und Kleintiere geschaffen, sagt Pieren. "Der Frosch fühlt sich dort sehr wohl - dann kommt der Storch. Und diese Beobachtung krönt quasi den Erfolg von Renaturierungsarbeiten."

Bei Familie Neuhaus in Reusrath hat der gefiederte Übernachtungsgast jedenfalls bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch auf dem Hausdach. "Der hat da oben ganz schön rumgekleckst", hat Sylvia Neuhaus festgestellt. Nachsatz: "Alles ist voller weißer Flecken- das macht aber nichts."

(mei)
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