Langenfeld Rückepferd Oscar räumt im Wald auf

Langenfeld · Eine Woche lang sind Stephan Köpke-Butter und sein Ardennerhengst im Ittertal bei Haan im Einsatz. Sechs Stunden täglich holen sie abgeholzte Stämme aus dem Wald.

 Ein eingespieltes Team: Oscar und Stephan Köpke-Butter im Wald. Gerade waren sie im Ittertal unterwegs, doch sie sind in der ganzen Region im Einsatz.

Ein eingespieltes Team: Oscar und Stephan Köpke-Butter im Wald. Gerade waren sie im Ittertal unterwegs, doch sie sind in der ganzen Region im Einsatz.

Foto: Ralph Matzerath

Auf dem Wanderparkplatz an der Ittertalstraße steht der Pferdehänger, etwa 300 Meter höher am Hang sind Herr und Hengst bei der Arbeit. Oscar, der massige Ardenner Kaltblüter, zieht vier kleinere Baumstämme auf einmal bergab.

Er braucht keine Waldschneisen wie die Maschinen, sondern wählt den direkten Weg durchs Gehölz. Verdorrte Äste knacken unter den Hufen des 750 Kilo schweren Tieres, bevor die Baumstämme sie endgültig plattmachen. Es duftet nach feuchter Erde, frischem Grün und Pferd. Rotschimmel Oscar marschiert gleichmäßig vorwärts, seine Hufe stampfen trittsicher über den rutschigen Waldboden.

Fuhrmann Köpke dirigiert den muskulösen Kollegen "zu 75 Prozent mit der Stimme, zu 25 Prozent mit Unterstützung der Leinen". Auf "Har" wendet sich Oskar nach links, auf "Hott" nach rechts. "Allez" heißt "lauf". Oskar trägt ein Kumt auf dem Rücken. Daran befestigt sind Zugketten und Fahrleinen. Sie sind aus Hanf und enden am Halfter. Das ist die ganze Zäumung: "Im Wald arbeiten wir gebisslos", erklärt Köpke. Nur zum Fahren in der Öffentlichkeit nutzt er ein Trensengebiss oder eine Kandare, damit er "etwas in der Hand hat", wenn er den Hengst einmal ausbremsen muss. "Pferde sind Fluchttiere und Sicherheit geht vor", erklärt der Fuhrmann.

Pferde wie Oscar bringen das Holz an die breiten Rückegassen heran, wo die großen Maschinen, die "Rückewagen" es aufnehmen können. "Vorliefern" nennt sich der Arbeitsgang. Gerade an steilen Hängen sind Rückepferde unverzichtbar. Aber auch dort, wo Maschinen hinkämen, werden sie gerne eingesetzt. "Sie machen viel weniger Schaden im Wald und auf den Wegen. Außerdem können sie bei beinahe jeder Witterung eingesetzt werden", erklärt Köpke. "Das Ökosystem Wald wird geschont, der Waldboden durch die Schleifspuren entlüftet. Das junge Grün profitiert davon." Sechs Stunden täglich arbeiten die beiden im Wald, zwei Mal drei Stunden, dazwischen eine Stunde Pause.

Oscar weiß das ganz genau. Ohne die Stämme im Schlepp strebt er mit langen Schritten zum Pferdehänger. Dort gibt es Rübenschnitzel und Walzgerste, ein prall gefülltes Heunetz und Wasser satt. Der muskulöse Hengst macht sich über sein Mittagsmahl her. "15 bis 20 Kilo Heu und Kraftfutter nach Bedarf, maximal fünf Kilo" frisst er am Tag.

Während er zufrieden kaut, erzählt sein Besitzer, wie er zum "Rücken" gekommen ist. Eigentlich ist er Zimmerermeister: "Reiten ist mein Hobby und über die Bodenarbeit bin ich ans Fahren und dann zum Rücken gekommen." Köpke hatte ein belgisches Kaltblut als Reit- und Fahrpferd. "Der ist 25 Jahre alt geworden. Ein biblisches Alter für diese Rasse." Inzwischen hat er zwei Ardenner Hengste, den siebenjährigen Oscar de la Chapelle, Kastar und einen elfjährigen blonden Haflingerwallach, der, relativ klein, "Zwergi" genannt wird. Alle drei sind ausgebildete Rückepferde. Mehr braucht er nicht, denn Holzrücken ist kein Ausbildungsberuf.

Seine drei Pferde leben auf einem Hof in Velbert. Sie haben Boxen, gehen zusammen auf die Weide und stehen im Winter auf einem trockenen Paddock. Von dort aus fahren sie mit dem Hänger zur Arbeit — bis zu 100 Kilometer weit. Sie arbeiten gern, glaubt Köpke: "Oscar läuft sofort von selbst auf den Pferdehänger". Er sei ruhig, ausgeglichen und nervenstark und habe alles, was ein gutes Rückepferd ausmacht."Er ist für mich kein Arbeitsgerät, sondern mein bester Freund", sagt der Fuhrmann und zupft ausgehendes Winterfell von Oscars runder Kruppe.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort