Langenfeld/Monheim Rütteln am Grabstein dient der Sicherheit

Langenfeld/Monheim · Peter Koch und Mario Tedesco legen auf dem Langenfelder Waldfried-hof an jeden Stein Hand an und kontrollieren die Standfestigkeit.

 Mit gefühlt 40 bis 50 Kilogramm Schubkraft drückt Peter Koch auf dem Waldfriedhofe mit beiden Händen gegen jeden Stein.

Mit gefühlt 40 bis 50 Kilogramm Schubkraft drückt Peter Koch auf dem Waldfriedhofe mit beiden Händen gegen jeden Stein.

Foto: Ralph Matzerath

Es ist wieder so weit. Bei der alljährlichen Kontrolle von Grabsteinen auf den städtischen Friedhöfen wird kräftig gerüttelt. "Von nicht mehr standfesten, oft tonnenschweren Steinen können erhebliche Gefahren ausgehen", sagt Peter Koch. Der Langenfelder Steinmetz Peter Koch und sein Gehilfe Mario Tedesco legen auf dem Waldfriedhof an jeden Grabstein Hand an. Das Risiko besteht weniger bei einem kräftigen Sturm ("das Eigengewicht ist zu groß"), sondern eher, wenn sich jemand abstützt oder anlehnt. Besonders riskant wäre ein stürzender Stein für Friedhofsmitarbeiter, die bei einer weiteren Belegung der Grabstelle in der Grube getroffen und schwer verletzt werden könnten.

Mit gefühlt 40 bis 50 Kilogramm Schubkraft ("30 Jahre Routine") drückt Koch mit beiden Händen gegen jeden Stein. "Wenn zwei Meter tiefe Fundamente gegraben, Moniereisen und passender Fertigbeton verarbeitet wurden, ist auch nach 30 Jahren alles in Ordnung", lobt der Steinmetz die Qualitätsarbeit der meisten Kollegen.

Auffälligkeiten notieren die beiden Männer im großen Lageplan und melden sie dann der Friedhofsverwaltung. Die fordert die Angehörigen mit einer Frist von vier Wochen auf, den Stein von einer Fachfirma wieder befestigen zu lassen. Meistens, denn: "Bei verwahrlosten Gräbern oder Problemen mit dem Grabstein ist es nicht immer leicht, Verantwortliche zu finden", sagt Heidemarie Lehnert-Momm, die im Langenfelder Rathaus für den Friedhof zuständig ist. Bei einer Liegezeit von maximal 25 Jahren könne es sein, dass letztendlich keine Angehörigen mehr aufzufinden sind. "Dann finden wir eine pflegleichte, sichere Lösung."

Voriges Jahr fand Koch nach eigenen Angaben fünf "lockere" Grabsteine, an diesem Tag nach knapp zwei Stunden nur noch zwei. "Anfangs endete die Kontrolle mit 50 bis 60 Auffälligkeiten" erinnert er sich an die Anfänge seiner Tätigkeit als Steine-Kontrolleur. "Die Begräbnissitten ändern sich, es werden immer weniger Steine aufgestellt, alte Grabstätten werden aufgelöst, die Steine entfernt", fasst er zusammen - und fügt schmunzelnd hinzu: "An den Urnenwänden kann nichts mehr wackeln."

Die Monheimer mit ihren insgesamt drei städtischen Friedhöfen in beiden Ortsteilen lassen die jährliche Grabstein-Kontrolle durch eine externe Firma erledigen. Zunächst hatte man - um den typischen Klagen ("erst seit dem Rütteln der Kontrolleure wackelt der Stein") zu entgehen - ein Prüfdruckgerät angeschafft, das den Prüfdruck für jeden Stein dokumentierte. Als der Prüfdruck für kleinere Grabsteine von Amts wegen reduziert wurde, kaufte die Stadtverwaltung keine weitere Technik, sondern bedient sich seitdem eines Subunternehmers.

Die Verantwortlichen um Fritz-Ulrich Axt führen allerdings genau Buch. Auf den beiden Teilen des Monheimer Waldfriedhofs stehen fast 2000 Grabsteine, davon fielen zuletzt vier auf. Auf dem älteren Friedhof in Baumberg mit 524 Grabsteinen gab es fünf Beanstandungen.

(mmo)
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