Langenfeld/Monheim Russland-Sanktionen: Ware bleibt stehen

Langenfeld/Monheim · Auch Unternehmen im Kreis Mettmann sind von den EU-Maßnahmen und der Reaktion Russlands betroffen. Die Auswirkungen sind begrenzt. Noch.

 Zum Glück keine Kampfstiefel: Die Ara Shoes AG ist von den Sanktionen nicht direkt betroffen, spürt aber bereits die Konsumflaute in Russland.

Zum Glück keine Kampfstiefel: Die Ara Shoes AG ist von den Sanktionen nicht direkt betroffen, spürt aber bereits die Konsumflaute in Russland.

Foto: rm-

Die EU hat die Tür für Hightech- und Rüstungsgüter nach Russland geschlossen, Putins Reich darauf mit einem Importverbot für bestimmte Nahrungsmittel geantwortet. So weit also hat sich die Sanktionsspirale aufgrund der (para-)militärischen Attacken Moskaus auf die Ukraine schon gedreht. Die Betroffenheit der hiesigen Unternehmen hält sich (noch) in Grenzen.

So verkauft die Ara Shoes AG in Langenfeld nach eigenen Angaben zwar mehr als zwölf Millionen Paar Damen- und Herrenschuhe in über 50 Ländern der Erde, aber eben kein einziges Paar Kampfstiefel. Dennoch: Ara-Chef Thomas Schmies verfolgt die Entwicklung "mit großer Sorge". Russland sei ein wichtiger Markt für die ara-Gruppe mit ihren weltweit mehr als 8000 Mitarbeitern. "Wir spüren bereits seit einiger Zeit die Konsumzurückhaltung der russischen Bürger" - nicht nur wegen der politischen Lage, sondern auch wegen des Verfalls des Rubels. Sollte sich die Sanktionsspirale weiterdrehen und auch Schuhe und Lederwaren erfassen, könnte dies für Ara "wirtschaftlich schmerzhaft" werden, sagt Schmies, betont aber zugleich: "Selbst im schlimmsten Fall eines kompletten Importverbots für unsere Produkte wäre unsere Abhängigkeit vom russischen Markt bei weitem nicht so groß, dass wir auch nur entfernt in eine existenzbedrohliche Situation kommen könnten."

Ebenfalls noch nicht direkt betroffen ist die Jenoptik Robot GmbH in Monheim, die weltweit Starenkästen und andere Überwachungsanlagen für den Straßenverkehr fertigt. "In den letzten Jahren hat Jenoptik nur wenig Geschäft mit Russland getätigt", sagt Pressesprecherin Britta Maria Schell für den Gesamtkonzern, in dem die Verkehrssicherheit eine von fünf Sparten darstellt (280 Mitarbeiter in Monheim von rund 3500). Dennoch könnten Exporteinschränkungen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungstechnik und eventuell weiteren Branchen "mittel- bis langfristige Auswirkungen" auf das Unternehmenswachstum haben. Gestern bereits dämpfte der Konzern bei Vorlage seiner Halbjahreszahlen seine Geschäftserwartungen für 2014. Grund: die weltweiten politischen Risiken.

"Kleinere Einbußen" aufgrund der Osteuropa-Krise verbucht nach eigenen Angaben die Schukat electronic Vertriebs GmbH in Monheim. Die weitere Entwicklung ist laut Inhaber Bert Schukat schwer abschätzbar, da zu den 23 000 verschiedenen Elektro-Bauteilen, die das Familienunternehmen in alle Welt versendet, naturgemäß auch eine Reihe von "Dual use"-Produkten gehören: solche, die für zivile und militärische Zwecke gleichermaßen eingesetzt werden können. "Insgesamt ist unsere Betroffenheit aber verhalten", sagt Schukat.

An die kritische Lage in Russland und der Ukraine wird die Haaner Unternehmerin Alexandra Stampfer regelmäßig erinnert. Immer dann, wenn sie über den Hof ihrer Firma geht, fallen ihr von blauen Planen verdeckte Bauteile in den Blick. Die Firma Stampfer stellt mit rund 80 Mitarbeitern Förderanlagen her, die anspruchsvolle Schüttgüter transportieren. Unter den Planen liegen die Bestandteile einer Förderbandanlage für ein russisches Stahlwerk. Wert: rund eine Million Euro. Sie wurde bestellt - aber bislang nicht abgeholt. Glück im Unglück: "Wir sind Sub-Lieferant für einen großen Anlagenbauer, der nach Russland liefert", sagt Stampfer. Der habe seine Ware zwar noch nicht abgerufen, hat sie aber bereits bezahlt. Der größte Ärger besteht für Stampfer daher zurzeit darin, dass ihre Lkw auf dem Hof nicht genügend Rangierfläche haben und komplizierte Wendemanöver hinlegen müssen.

Bei vielen Betrieben in der Region macht der Warenaustausch mit Russland nur einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz aus, erläutert Andrea Gebauer vom Russland-Kompetenzzentrum der IHK Düsseldorf: "60 Prozent aller Unternehmen haben in einer NRW-weiten Umfrage angegeben, dass ihr Russlandgeschäft nur fünf Prozent ausmacht." Gebauer geht davon aus, dass der Betroffenheitsgrad im Kreis Mettmann ähnlich ist. "In diesem Bereich ist es für Unternehmen noch möglich, das abzupuffern."

(RP)
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