Monheim "Schickt uns eure Praktikanten!"

Monheim · Der Bürgermeister von Bourg-la-Reine, Patrick Donath, wandte sich mit einem Appell an das Wirtschaftsforum.

Patrick Donath hat sich noch nachträglich auf die Redner-Liste setzen lassen. Der Bürgermeister von Monheims französischer Partnerstadt Bourg-la-Reine mag nicht tatenlos zusehen, wie rechte Wirrköpfe und falsch verstandener Nationalismus mit einem Schlag zertrümmern, was zwei, fast drei Generationen nach zwei verheerenden Kriegen zwischen Deutschland und Frankreich beharrlich aufgebaut haben: "Lassen sie uns in großem Maßstab Praktikanten austauschen", appelliert Patrick Donath beim Wirtschaftsforum der Europa-Union an rund 50 Vertreter von deutschen und französischen Unternehmen. Die jungen Leute sollen das Wirtschaften und die Kultur des jeweils anderen Landes kennen-, verstehen und am Ende vielleicht sogar lieben lernen. Donaths Hoffnung: Deutsche und Franzosen mögen wieder achtsam mit Europa und mit den Beziehungen zueinander umgehen. Ob sein Appell bei den Geschäftsleuten angekommen ist, war auf den ersten Blick nicht auszumachen.

Zu verschieden sind die Wunschlisten der Unternehmen, wenn es um Frankreich geht. Der Gastgeber des Wirtschaftsforums, die auf Systeme zur Verkehrsüberwachung spezialisierte Jenoptik Robot GmbH, ist ein gutes Beispiel, wie die Präsentation des kaufmännischen Geschäftsführers Michael Wendlick zeigt. 480 Mitarbeiter sorgen mittlerweile nicht nur dafür, dass Geschwindigkeitssünder zuverlässig und gerichtsfest geblitzt werden - sie übernehmen auf Wunsch auch die gesamte Verwaltung des Vorgangs. "Wir sorgen für Verkehrssicherheit", heißt die Sprachregelung, an die sich Wendlick klammert. In Frankreich habe das Unternehmen ungeachtet eines Exportanteils von mehr als 80 Prozent exakt einen Mitarbeiter für den Service bei einem Kunden. "Ein französischer Konkurrent gewinnt in der Regel wichtige Ausschreibungen", sagt Wendlick. Und es klingt bei ihm so, als stünde der französische Kosmos mit seinem Stolz auf die eigene Sprache und den oftmals wenig tragfähigen Englischkenntnissen sowie den teilweise anderen Geschäftsgewohnheiten nicht ganz oben auf der Agenda der Jenoptik Robot.

Robert Butschen, Referent Außenwirtschaft bei der auch für Monheim zuständigen Industrie-und Handelskammer Düsseldorf erweitert den Blickwinkel. 236 Gesellschaften mit französischem Kapital sind im IHK-Bezirk Düsseldorf tätig, 115 französische Staatsbürger üben hier ein Gewerbe aus. Umgekehrt pflegten "über 1000 Unternehmen" aus dem IHK-Bezirk Düsseldorf regelmäßige geschäftliche Verbindungen nach Frankreich. Letztere hätten derzeit unter einem Maßnahmenpaket zur Ankurbelung der französischen Wirtschaft zu leiden, sagte Butschen. Grenzüberschreitende Arbeitnehmer könnten seit 2015 intensiver kontrolliert werden. Es gebe aufwändige Meldevorschriften für alle in Frankreich tätigen Erbringer temporär beschränkter Dienstleistungen. Und: Sie müssen einen lokalen Vertreter benennen. Ein junger Wirtschaftsminister hat diese Hemmnisse für nicht-französische Unternehmen eingeführt. Heute ist er als französischer Präsident Europas Hoffnungsträger: Emanuel Macron. Der französische Generalkonsul Vincent Muller überbrachte dem Wirtschaftsforum offizielle Grüße des Nachbarlandes. Monheims Bürgermeister Zimmermann schlug einen regelmäßigen Austausch zwischen deutschen und französischen Firmen vor.

(RP)
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