Kreis Mettmann Schlechte Ernte - Preise steigen

Kreis Mettmann · Frühjahr und Sommer waren verregnet, jetzt sind ungünstige Erntebedingungen. Die Erntebilanz bringt einige Bauern deutlich in Bedrängnis.

 Landwirt Christian Benninghoven (vo.) zeigt mit seinen Kollegen von der Kreisbauernschaft, wie der trockene Boden in diesem Jahr die Kartoffelernte erschwert hat.

Landwirt Christian Benninghoven (vo.) zeigt mit seinen Kollegen von der Kreisbauernschaft, wie der trockene Boden in diesem Jahr die Kartoffelernte erschwert hat.

Foto: Dietrich Janicki

"Ein Jahr mit solchen Wetterextremen ist für unsere Betriebe absolut entbehrlich", resümierte Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, den Einfluss massiver Wetterkapriolen auf die aktuelle Ernte.

Etwa zehn Prozent weniger haben die Bauern im direkten Vergleich zum Vorjahr an Ernte eingefahren, lieferte sein Langenfelder Kollege Josef Aschenbroich erste Zahlen. "In Verbindung mit den tollen Ergebnissen bei der Konkurrenz führt dieses Minus auch zu einem massiven Preisverfall", ergänzte er. Denn: Die Bauern arbeiten regional, werden aber global bezahlt. Diese negative Bilanz gilt für das bereits geerntete Getreide und Raps und voraussichtlich ebenso für Zuckerrüben. "Mutmaßlich sind es ein Drittel weniger Erträge, der Zuckergehalt ist noch unbestimmt." Auch die Kartoffelpreise werden steigen, vermutet Christian Benninghoven, Chef des gleichnamigen Traditionsbetriebs am Diepensieper Weg in Ratingen. "Dass es im Juni ungefähr fünf mal so viel geregnet hat wie sonst üblich, wird uns flächendeckend stark beuteln." Zurzeit läuft die Ernte, bei der deutlich weniger, kleinere und viele grüne Kartoffeln aus der Erde geholt werden.

Auch für Jürgen Benninghoven, Betriebsinhaber am Mauerweg, fällt die bisherige Bilanz eher mau aus. Sein Betrieb ist unter anderem auf Spargel und Erdbeeren spezialisiert. "Die Spargelsaison begann spät, die Erntemenge war reduziert." Da er aber Direktvermarkter ist, Preise selbst bestimmt und auch keine Furcht vor Innovationen hat, ist er unterm Strich zufrieden: Die Umstrukturierung, Erdbeeren in Hochbeeten anzubauen, rentiert sich. Seine Prognose: In zehn Jahren wird es die klassische Freilanderdbeere vom ebenerdigen Feld nicht mehr geben, sondern sie wird in Hochbeeten wachsen.

"Wir Landwirte leben vom Wetter und mit dem Wetter. Das war schon immer so", sagte Bernd Kneer, für seine innovativen Öko-Konzepte in Wülfrath bekannt, zu den bitteren Zeiten. Was die Bauern zusätzlich in Bedrängnis bringt, ist die Politik. Verordnungen und Auflagen seien zurzeit "schnelllebig und wirr, dass wir Landwirte nicht wissen, in welche Richtung wir gehen sollen", heißt es übereinstimmend.

Schlimmstes Beispiel sei die Situation der Milchbauern. Mit der Milchquote, die 2015 abgeschafft wurde, waren die Milchpreise "auskömmlich", wie Martin Dahlmann sagt. Dann schwächelte der Export, gleichzeitig explodierten die produzierten Mengen, so dass die Preise in den Keller rutschten. Etwa zehn Prozent der Milchviehbetriebe mussten 2016 zumachen. "Das Höfe-Sterben heißt jetzt Strukturwandel." Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Konsumenten entscheiden am Regal durch die Auswahl ihres Einkaufs. Man erzeuge regionale Produkte, die EU-weit eine besonders hohe Qualität hätten, betonen die Landwirte.

(RP)
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