Monheim Schüler belohnen den Mut des Pianisten

Monheim · Die Peter-Ustinov-Gesamtschule hat einen Preis an den palästinensisch-syrischen Musiker Aeham Ahmad verliehen.

 Aeham Ahmad (Mitte) hat von den Schülern der Peter-Ustinov-Gesamtschule den Preis für Zivilcourage bekommen.

Aeham Ahmad (Mitte) hat von den Schülern der Peter-Ustinov-Gesamtschule den Preis für Zivilcourage bekommen.

Foto: RALPH MATZERATH

In einer Gesellschaft, die viel zu oft wegsieht, ist Zivilcourage ein zerbrechliches Gut. Das konnten einige hundert Schüler und Lehrer der Peter-Ustinov-Gesamtschule (PUG) miterleben. Kaum war der erste Preis für Zivilcourage an den palästinensisch-syrischen Pianisten Aeham Ahmad (28) verliehen, rutschte der Kristall vom Klavier und zerbrach. An dem Zeichen, das die Gesamtschule mit ihrem Preis setzte, ändert das symbolträchtige Missgeschick jedoch nichts. Schüler der Jahrgangsstufe 13 haben Aeham Ahmad als Vorbild ausgewählt. "Im nächsten Jahr soll einer von Euch diesen Preis bekommen", rief Gregor Randerath, Lehrer für Deutsch und Pädagogik, den Schülern zu.

Bürgermeister Daniel Zimmermann erinnerte in seinem Grußwort daran, dass bereits vor einigen Jahren eine wichtige Tafel an die Außenwand des PUG geschraubt worden sei: "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Dies werde in der Gesamtschule vorbildhaft praktiziert, sagte Zimmermann, der wegen der Vergabe zweier städtischer Grundstücke an Moschee-Vereine gerade selber heftig in der Kritik - neudeutsch: in einem "Shitstorm" - steht. Vor den Schülern sagte Zimmermann: "Laut dem Grundgesetz sind alle Menschen gleich - unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion." Daran halte er sich.

Verglichen mit dem, was Preisträger Aeham Ahmad erlebt und wofür ihm die Monheimer Schüler den Preis für Zivilcourage zugedacht haben, wirken solche Konflikte eher nebensächlich.

Ahmad spielte im palästinensischen Viertel Jarmuk, südlich der Hauptstadt Damaskus, für Kinder und Erwachsene Klavier auf den zerbombten Straßen. Während Jarmuk eingekesselt und in Trümmern gelegt wurde, wollte er mit der Musik Hoffnung zu den ohne Strom und Wasser Ausharrenden bringen. Bis ihm ein IS-Kämpfer das Klavier in Brand setzte.

"Ich möchte, dass alle verstehen, wie wichtig Frieden ist - vor allem für die Kinder", sagte der Preisträger mit leiser Stimme und auf Englisch ins Mikrofon. Seine Ehefrau und die beiden Kinder sind in Syrien geblieben, Ahmad ist über die Balkanroute nach Deutschland gekommen und hofft wie so viele Flüchtlinge, seine Familie bald nachholen zu können. Dabei muss er das, was er in den vergangenen Monaten und Jahren erlebt hat, selbst erst einmal verarbeiten. So eilen seine Finger beim Klavierspiel über die fröhlichen, unbeschwerten Sequenzen eines Mozartstücks hinweg, manchmal im doppelten Tempo. Getragene Stücke - manchmal in einem Mix aus arabischer Musik und Klassik spielt er bis in die letzte Note aus.

Den Anstoß zu dem Preis für Zivilcourage an einer Schule gab SPD-Politiker Klaus von Dohnany, Ehemann der Autorin Ulla Hahn. In einer Arbeitsgruppe des Pädagogikleistungskurses machte sich eine Schülergruppe zunächst Gedanken darüber, was Zivilcourage ist. Geraldine sagt: "Hinsehen, statt wegzusehen. Selbst ein Risiko auf sich zu nehmen, um anderen beizustehen." Stefanie ergänzt: "Nicht einfach nur mit der Masse mitschwimmen." Lehrer Gregor Randerath ergänzte: "Wenn man allein gegen eine Überzahl steht, muss man eben Hilfe organisieren." Auch das sei Zivilcourage.

(dne)
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