Monheim Schüler sichern die Straße für Schüler

Monheim · Sie sind selbst noch Schüler und leisten morgens Großes. Schülerlotsen stoppen in Monheim Autos, damit Mitschüler gut zur Schule kommen.

 Laura, Anna und Sarah Techke (v. re) sind Drillinge - und alle drei Schülerlotsen in Monheim.

Laura, Anna und Sarah Techke (v. re) sind Drillinge - und alle drei Schülerlotsen in Monheim.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Kinderlein kommen. Sie kommen in Scharen. Von montags bis freitags. Damit sie sicher und gut behütet zum Unterricht kommen, gibt es vor der Schule an der Verkehrsinsel auf der Schwalbenstraße Schülerlotsen. Sie sind selbst noch Schüler, stehen extra früher auf und dann mitten auf der Straße. Damit andere Schüler, Schäfchen, verschlafene kleine Menschen oder wie man sie auch immer nennen mag, sicher über die Straße kommen. Denn auch wenn es früh am Morgen ist, alleine sind sie um diese Uhrzeit nicht im Straßenverkehr unterwegs. Der Autoverkehr ist immens.

Laura Teschke (15), Schülerin der zehnten Klasse an der Gesamtschule, breitet die Arme aus. Ihre leuchtend gelbe Jacke ist schon vom Weiten zu sehen. Vor ihrer Nase stauen sich jetzt die Autos. Manchmal stehen sie bis zur Opladener Straße. Hinter Lauras Rücken und in ihrem Schutz überqueren die Schüler dann am Zebrastreifen die Straße.

Schon seit Mitte der 80er Jahre sichern Schülerlotsen hier für Mitschüler den Weg. Laura und ihre Lotsen-Kollegen stehen bei Wind und Wetter auf der Straße - egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Dafür werden sie von der Polizei ausgebildet und von der örtlichen Verkehrswacht mit Jacke, Überwurf, Mütze und Kelle ausgestattet. Der Dienst wird von der Schule organisiert, durch einen engagierten Lehrer. Das ist in Monheim Tim Umlauf, Lehrer an der Peter-Ustinov-Gesamtschule. Er koordiniert den Verkehrshelfer-Dienst und hält ihn für sehr wichtig.

Umlauf rechnet vor, dass die Peter-Ustinov-Gesamtschule und die Grundschule am Lerchenweg zusammen etwa 1500 Schüler haben. Bis zu 300 davon überquerten morgens an der gesicherten Stelle und geballt auf etwa 15 Minuten die Straße. Gleichzeitig, schätzt er, würden etwa 30 bis 40 Prozent der Schüler mit dem Auto gebracht - das macht um die 500. "Das muss man sich mal in Auto vorstellen."

Was Fußgänger und Autofahrer morgens gemeinsam haben, ist die Eile. Auf beiden Seiten sind viele auf den letzten Drücker unterwegs. Und der Zeitdruck lässt manche Autofahrer komische Sachen machen. Gefährliche Sachen.

Umlauf und die Lotsen erinnern sich an diesen einen Autofahrer, einen unangenehmen Drängler. Vor etwa einem Jahr sei das gewesen, da sei dieser Autofahrer so nah an eine Schüler-Lotsin rangefahren, dass er sie mit der Autoschnauze angestupst habe. Die Lotsen notierten sich das Nummernschild und meldeten den Fahrer bei der Polizei - und kurze Zeit später hatte der Fahrer dann die Polizei vor der Tür.

Ohne die Lotsen, schätzt Umlauf, wäre am Übergang bestimmt längst ein Unfall passiert. Und mit Lotsen? Sei der Übergang seit vielen, vielen Jahren unfallfrei.

Umlauf sucht immer wieder Helfer. Mitmachen dürfe man ab 14 Jahren, die ältesten seien um die 20 und machten gerade Abi. Zu seinem Team zu gehören, das ist fast ein bisschen wie ein Ritterschlag. Umlauf legt viel Wert auf Zuverlässigkeit und macht daraus auch kein Geheimnis. Wer zu seinem Team gehört hat sein Vertrauen.

Immer zu zweit müssen die Lotsen an Schultagen ab 7.40 Uhr und bis 8.05 Uhr am Zebrastreifen stehen. Kommt nur ein Lotse, fällt der Dienst aus. Denn einer allein darf den Überweg nicht sichern. Wer krank ist, versucht, über eine Telefonliste einen Schichtvertreter zu finden.

Dieses Jahr sind an der Schwalbenstraße 25 Schülerlotsen für die Sicherheit der Monheimer Kinder im Dienst, sagt Umlauf. Warum macht man da mit?

Laura Teschke lächelt, bevor sie wieder auf die Straße tritt und die Arme ausbreitet. "Weil es Spaß macht, zu helfen."

(RP)
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