Langenfeld Sehnsucht nach der D-Mark

Düsseldorf · Für viele heimische Verbraucher sind die teils nur "gefühlten", teils aber auch echten Preissteigerungen nach der Währungsumstellung ein echtes Ärgernis. Dennoch: Der "(T)Euro" ist nicht so schlecht wie sein Ruf.

"Für so einen Blumenstrauß hätte ich doch früher nie 30 Mark bezahlt." Nachdenklich betrachtet Erika Negro den schicken Strauß, den sie gerade für 14,90 Euro gekauft hat. Auch Ira Cermann, die sich gerade ein Päuschen in der Langenfelder Markthalle gönnt, ist sich sicher, dass der seit fünf Jahren im Umlauf befindliche Euro das Leben verteuert hat: "Im Supermarkt hatte ich damals für 50 Mark den Wagen randvoll; heute bezahle ich für dieselbe Warenmenge 40 oder sogar 50 Euro."

Einmal in Fahrt gekommen, fallen den beiden Hausfrauen viele weitere Eins-zu-Eins-Beispiele ein: vom Deo, das damals 1,99 Mark und jetzt 1,99 Euro kostet, bis zum zehn Euro teuren Kinder-Shirt, dass früher für zehn Mark zu haben war. "Wir gehen nicht mehr ins Restaurant", bedauert Erika Negro und denkt wehmütig an "die Pizza Margherita unter fünf Mark" zurück, während die einfache Pizza heute nicht mehr unter sechs bis sieben Euro serviert wird, "mit der Cola zu 1,60 Euro".

Uwe Ihnenfeld, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft "Treffpunkt Monheim", hat Verständnis für diese Empfindungen. Als Besitzer einer Druckerei verfügt er sogar über "Beweise", wenn er die Preise auf vor der Währungsumstellung gedruckten Speisekarten mit jetzt erstellten Karten vergleicht. "Der Kaffee, damals 2 Mark, wird heute nicht unter 2 Euro angeboten, und auch das Tagesmenü beim Edel-Italiener ist inzwischen doppelt so teuer."

Kein Wunder, dass bei der aktuellen Umfrage einer Finanzzeitschrift nicht nur 51 Prozent glauben, dass "seit der Euro-Einführung alles teurer" werde, sondern 23 Prozent der Befragten sogar "lieber die DM wieder zurück" hätten. Aber: Die nackten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen in den fünf Jahren beim Gesamtindex nur eine Preissteigerung von rund 7 Prozent. Es gibt so gesehen keinen Anlass, auf die europäische Gemeinschaftswährung als "(T)Euro" zu schimpfen. Die Inflation ist nur "gefühlt".

"Die bloße Erwartung einer Preissteigerung hat ihre Wahrnehmung beeinflusst", glauben Wissenschaftler. Unser Preisempfinden (siehe Interview) hängt von den Gütern und Dienstleistungen ab, die häufig konsumiert und unmittelbar bezahlt werden — also Lebensmittel, Friseur, Gastronomie, Kraftfahrzeugkosten oder die Reinigung. Im gesamten "Warenkorb", der den statistischen Erhebungen zugrunde liegt, gibt es allerdings deutliche Unterschiede. Während die Lebensmittelpreise in fünf Jahren fast stabil blieben, sind Alkohol und Tabak um 30 Prozent teurer geworden. Kleidung und Schuhe wurden im Vergleichszeitraum preiswerter; für die Miete muss zehn Prozent mehr gezahlt werden.

Das Empfinden "Alles wird teurer" ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass in vielen Haushalten dem zwar langsamen, aber beständigen Preisanstieg nur gleichbleibende Einkünfte gegenüberstehen. Wie bei Magdalene Baum, einer 78-jährigen Monheimerin, deren Rente in den vergangenen fünf Jahren durch Änderungen bei der Krankenkasse und Pflegeversicherung um ganze sieben Euro auf jetzt 641 Euro monatlich gestiegen ist. Ihr Fazit: "Früher musste ich mit jeder Mark rechnen, heute mit jedem Euro . . .".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort