Analyse So hilft der Sozialdienst Bedürftigen

Langenfeld · Seit 20 Jahren gibt es den Mittagstisch, seit 25 Jahren die Wohnungslosenhilfe, seit 30 Jahren gesetzliche Betreuungen.

 Auf Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit kann der Sozialdienst in Langenfeld zurückblicken. Zur Feier kamen auch zahlreiche Klienten. Links Rainer Sartorius, Leiter der Wohnungslosenhilfe für den Südkreis. Daneben Arthur Schattka vom Mittagstisch und Birger Kilian aus dem Bereich der Betreuungen.

Auf Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit kann der Sozialdienst in Langenfeld zurückblicken. Zur Feier kamen auch zahlreiche Klienten. Links Rainer Sartorius, Leiter der Wohnungslosenhilfe für den Südkreis. Daneben Arthur Schattka vom Mittagstisch und Birger Kilian aus dem Bereich der Betreuungen.

Foto: RALPH MATZERATH

Jürgen Jung (55) hat vor 20 Jahren seine Wohnung verloren und war lange Zeit obdachlos. Über das "Café Immi" knüpfte der Langenfelder erste Kontakte zum Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) an der Immigrather Straße 40. Er durfte sich dort duschen, seine Wäsche waschen und bekam ein warmes Mittagessen. Die Sozialarbeiter der beim SkF angesiedelten Wohnungslosenhilfe für den Südkreis Mettmann vermittelten ihm ein kleines Appartement in der Notunterkunft direkt gegenüber. "Ich bin dort sehr zufrieden", sagt er. "Und ich werde hier von allen respektiert."

Die Beziehung zu den Menschen stehe bei allen Angeboten des SkF im Mittelpunkt, betont Rainer Sartoris, Bereichsleiter für die Wohnungslosenhilfe. "Die Schuldfrage ist dabei unerheblich. Wir gucken in erster Linie, wie wir helfen können." Das gute Miteinander trug auch dazu bei, dass jetzt viele "Klienten" beim Fest mit gleich dreifachem Feieranlass im Garten des Vereins tatkräftig mithalfen. "Sie haben gekocht und für den Service gesorgt" , freut sich Geschäftsführerin Angelika Fierus. Gefeiert wurde beim SkF dies: 30 Jahre gesetzliche Betreuungen, 25 Jahre Wohnungslosenhilfe und 20 Jahre Mittagstisch für Mittellose.

Seit 1989 hat der Verein an der Immigrather Straße in einer ehemaligen Notunterkunft eine feste Bleibe. Vorher sei man einige Male umgezogen, berichtet Fierus. "Wir sind froh darüber, ein großes Haus für unsere Angebote zu haben." 27 Mitarbeiter sind beim SkF beschäftigt, 140 ehrenamtliche Kräfte und ein Freiwilligenteam unterstützen die Hauptamtlichen. Die Schwerpunkte haben sich gerade in der Wohnungslosenhilfe in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Wurden 1989 gerade einmal 20 Menschen betreut, sind es 25 Jahre später schon 200. "Die Zahl derjenigen, die abrutschen, ist deutlich gestiegen. Und sie werden immer jünger", berichtet Rainer Sartoris. Bereits 18-Jährige suchten Hilfe beim SkF. Den klassischen Tippelbruder gebe es in Langenfeld so gut wie nicht mehr. Der ausgebildete Sozialarbeiter Rainer Sartoris macht den immer enger werdenden Arbeitsmarkt und einen Wohnungsmarkt, der sich überwiegend im hochpreisigen Segment entwickelt, mit dafür verantwortlich. Viele seiner Klienten brächten zudem Suchtprobleme und psychische Auffälligkeiten mit. Wohnungslose hätten generell große gesundheitliche Probleme. Sie schämten sich und gingen deswegen nicht zum Arzt. Im persönlichen Gespräch gelinge es dann doch oft, sie zu überzeugen. "Sie lassen sich dann untersuchen, um uns einen Gefallen zu tun." Einige Ärzte engagieren sich ehrenamtlich und bieten im "Café Immi" regelmäßig eine Sprechstunde an. Viele, die lange in der Notunterkunft lebten, so Sartoris, hätten sich aufgegeben. "Doch wenn es gelingt, ihnen eine neue Aufgabe zu geben, kann die Spirale auch wieder nach oben gehen." So engagierten sich einige Menschen, die der SkF seit langem begleite, im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie schippten Schnee, stellten die Stühle im Café hoch oder kochten Kaffee. Das verdiene Respekt und Anerkennung und werde gefördert.

1984 startete die gesetzliche Betreuung des SkF in einem Büro des Caritashauses St. Franziskus. 2002 änderte sich der Begriff "Vormundschaft" in "gesetzliche Betreuung". In Vorsorgevollmachten setzten Menschen den SkF als Betreuer ein, die die Zeit geregelt haben möchten, wenn sie nicht mehr in Lage seien, bestimmte Dinge selber zu erledigen. Auch in diesem Aufgabenbereich sei die Nachfrage von drei (1984) auf 200 (2014) enorm gestiegen, so Birger Kilian, Bereichsleiter gesetzliche Betreuungen.

1,70 Euro bezahlen Bedürftige, die beim SkF ein warmes Mittagessen mit Nachtisch bekommen möchten. Die katholischen und evangelischen Gemeinden subventionieren das Essen. 1994 startete dieses Angebot, täglich wird jetzt für 10 bis 15 Betroffene gekocht oder aus einer Großküche angeliefert.

(RP)
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