Langenfeld So schmeckt Finnland

Langenfeld · Jörg Wenthe kochte mit zwölf Interessenten bei der VHS Karelische Piroggen und Heikkis Zanderfilet mit Eiersoße.

 Jörg Wenthe (mitte) hat mit neugierigen Hobbyköchen finnische Gerichte zubereitet - gewöhnungsbedürftig, aber lecker, fanden die Teilnehmer.

Jörg Wenthe (mitte) hat mit neugierigen Hobbyköchen finnische Gerichte zubereitet - gewöhnungsbedürftig, aber lecker, fanden die Teilnehmer.

Foto: RALPH MATZERATH

Was kocht eigentlich der Finne? Dieser Frage gingen bei einem Kochkurs der Volkshochschule zwölf Neugierige - vier Frauen und acht Männer - nach. Sie wollten von Jörg Wenthe, Küchenleiter im CBT-Wohnhaus an der Eichenfeldstraße und seit 2011 Dozent in der VHS-Küche, erfahren, was hierzulande kaum jemand weiß. "Als ich im Frühjahr die Anfrage für den Kochkurs im Finnland-Jahr bekam, wollte ich eigentlich erst nee sagen", erzählt Wenthe ehrlich. "Dann habe ich mich eingelesen und nun bin ich da." So groß ist der Andrang für die komplett unbekannte finnische Küche, dass Wenthe im Herbst gleich noch einen zweiten Kursus anbieten muss. Wenngleich die Kochgepflogenheiten im Land der 1000 Seen nicht jedermanns Geschmack sein dürften.

Vorweg gesagt: um eine Haute-Cuisine handelt es sich nicht. Eher um ein solides gehaltvolles Essen für Menschen, die in der Kälte leben, körperlich arbeiten und viel zum Verbrennen brauchen. Angelehnt an die russischen Nachbarn verzehrt der Finne offenbar viel Rote Bete, Süßwasserfische, Schnittlauch und Dill, dazu Roggenprodukte, denn die sollen gut gegen Krebs sein, erklärte Wenthe den Anwesenden. Es gibt häufig Reis, gekochtes Ei und zu allem sehr viel Butter, zu trinken gibt es dunkles Bier und Hochprozentiges, und traditionell jeden Donnerstag ein Gericht aus Erbsen. Solcherlei schlichte Zutaten eines Volkes, das aufgrund seiner geografischen Lage nur kurze Zeit auf selbst Angebautes zurückgreifen kann, klingt nun wahrlich nicht mediterran und leicht, wie von den meisten unserer Landlseute bevorzugt. Aber das konnte die Kochschüler auch nicht schrecken. Sie gingen mit Elan an die Arbeit. Schnippelten gut gelaunt Bohnen, Radieschen, Möhren und Kartoffeln für die "Sommersuppe mit buntem Gemüse" . Füllten Teigtaschen mit gesalzenem Milchreis oder Hackfleisch und verspeisten das Ganze am Schluss mit weicher Butter und hart gekochten, gehackten Eiern. Ein traditionelles finnisches Gericht, das unter der Überschrift "Karelische Piroggen" zu finden ist. "Nicht aufwendig, nicht exotisch, Salz, Pfeffer, Kräuter - sehr einfach und sehr teiglastig", lautete Wenthes Kommentar.

Dennoch: Die Teilnehmer hatten Freude beim Kochen und Essen unter der Anleitung Wenthes, der sich bereits in seinen Kursen für Männer verdient gemacht hatte und offenbar bei dieser Klientel sehr beliebt ist. Einer gestand sogar in der Vorstellungsrunde, kurzfristig eingesprungen zu sein und eigentlich gar keine Ahnung vom Kochen zu haben. Der Mann wurde problemlos ins Geschehen eingebunden.

Teilnehmerin Andrea Reno hatte extra vorher nichts gegoogelt, sondern sah den Reiz darin: "Mich einfach mal überraschen zu lassen." Jörg Hausmann und Alexander Dimolis aus Leverkusen waren ein bisschen enttäuscht. Denn sie hätten gerne den Rentierbraten probiert. Doch der war zu teuer. "Den habe ich nur im Internet gefunden für 40 Euro das Kilo plus Versandkosten." Da hatte er kurzerhand vom Rentiergeschnetzelten auf Heikkis Zanderfilet als Hauptspeise zurückgegriffen. Den Fisch gab es mit Eiersoße.

"Laut offizieller Zählung gibt es 188 000 Binnenseen in Finnland", erklärte der Chefkoch des Abends, "kein Wunder, dass das Angeln zu den großen Leidenschaften der Finnen zählt." Und so finden sich denn in Suppen, die man hier mit Fleisch kocht, dort eher Fische und Flusskrebse. Uneingeschränkt unseren Geschmack trifft da wohl die Nachspeise: Finnischer Beerenkuchen mit Quark und Blaubeeren. Eine echte Alternative zu anderen unbekannten "Delikatessen" wie Brennnessel-Püree, Brennnesselmilch, Ebereschen-Parfait, Myrthenschnaps oder gar Vogelbeeren. Letztere sollen als Marmelade nicht nur genießbar, sondern auch lecker sein.

(ik)
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