Langenfeld So weiblich ist die Stadtgeschichte

Langenfeld · Die Spuren der Frauen in Langenfeld hat Museums-Chefin Hella-Sabrina Lange aufgezeigt.

 Bei der Abendführung für Frauen im Langenfelder Stadtmuseum hatten die Teilnehmerinnen viele Fragen. Hella-Sabrina Lange (m.) blieb keine Antwort schuldig.

Bei der Abendführung für Frauen im Langenfelder Stadtmuseum hatten die Teilnehmerinnen viele Fragen. Hella-Sabrina Lange (m.) blieb keine Antwort schuldig.

Foto: RALPH MATZERATH

Es ist ein gruseliger Anblick - der blanke Schädel, der von einem gewaltigen Nagel aufgespießt ist. Und doch handelt es sich dabei zweifellos um die Überreste einer Frau. "Der Langenfelder Schädel gehörte einer Frau, die wohl um 1700 hingerichtet wurde", erklärt Dr. Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Stadtmuseums, bei einer Führung zum Frauentag. Anhand der gefundenen Stoffreste und ihrer guten Zähne, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Frau um die dreißig Jahre alt war und aus einem wohlhabenden Hause stammte. "Warum sie hingerichtet wurde, darüber können wir nur spekulieren", meint Lange. "War sie eine Gattenmörderin? Eine Räuberbraut? Oder eine Kindsmörderin?" In jedem Fall sollte ihr Tod als Abschreckung dienen, denn in der Tat wurde ihr Schädel auf der Hauptverkehrsroute zwischen Düsseldorf und Köln an den Straßenrand genagelt.

"Das ist nun eher ein düsteres Kapitel der Langenfelder Geschichte", meint Lange und führt die Gruppe aus der kleinen dunklen Kammer hinaus und weit in der Geschichte zurück in die Eisenzeit. An dieser Führung durch des Langenfelder Stadtmuseums nehmen nur Frauen teil. Die Führung wird zusammen mit der Gleichstellungsstelle angeboten. "Wir als Museum beteiligen uns gerne auch am Bildungsprogramm", sagt die Leiterin des Stadtmuseums. Dabei sind es vor allem Männer, die die Stadtgeschichte prägten. Trotzdem möchte sie gerne zeigen, wo Frauen in Langenfeld ihre Spuren hinterlassen haben.

Ein positives Beispiel ist Anna Katharina Lungstras, die im Jahr 1814 die Posthalterei ihres verstorbenen Mannes übernommen hat und im Jahr 1816 zur "königlich-preußischen Postexpeditorin" ernannt wurde. "Sie arbeitete in einem von Männern dominierten Beruf", betont Lange. Und weiter: "Ohne die Franziskanerinnen, die 1893 aus Olpe kamen, um in Richrath ein Krankenhaus aufzubauen, gäbe es heute vielleicht kein Krankenhaus in der Stadt." Besonders Schwester Eustochium habe sich verdient gemacht, war sie doch von 1895 bis zu ihrem Tod 1937 wiederholt als Oberin tätig.

Auch auf die Geschlechtertrennung geht Hella-Sabrina Lange ein. "So durften Frauen und Männer nie gleichzeitig das Schwimmbad benutzen", erklärt sie. Die Frauen hören interessiert zu. Brigitte Gnodtke, die die Führung zum ersten Mal mitmacht. "Ich arbeite ehrenamtlich hier im Museum und bin auch schon allein durchgegangen", verrät sie. Aber es sei natürlich etwas ganz anderes, wenn die einzelnen Stationen der Dauerausstellung ausführlich erklärt werden. "Erfahren von der Führung habe ich durch die Anmeldungen", sagt Brigitte Gnodtke. Also entschloss sie sich, teilzunehmen und so die eine oder andere Langenfelderin etwas näher kennenzulernen.

(grue)
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