Langenfeld/Monheim Sonntagseinkauf: Städte begrüßen Liberalisierung

Langenfeld/Monheim · Die Landesregierung will das Jahreslimit auf acht Termine verdoppeln. Während Monheims Citymanagerin zusätzliche Einkaufssonntage nicht ausschließt, gibt sich ihr Langenfelder Kollege zurückhaltender.

 Einkaufen mit Erlebnischarakter beim Martinsmarkt in Monheim. Zu diesem Event sind traditionell auch die Läden geöffnet.

Einkaufen mit Erlebnischarakter beim Martinsmarkt in Monheim. Zu diesem Event sind traditionell auch die Läden geöffnet.

Foto: Ralph Matzerath

Maximal acht Einkaufssonntage pro Kommune und Jahr statt wie bisher vier sowie Wegfall des Anlassbezugs bei der Genehmigung - diese Reform will die Landesregierung bis zum Frühjahr durch den Landtag gebracht haben. In Langenfeld und Monheim begrüßen städtische Citymanager und Handel die geplante Liberalisierung, Gewerkschaft und kirchliche Sonntagsschützer sind dagegen. Auf die Frage, ob es in Langenfeld künftig mehr verkaufsoffene Sonntage geben wird, sagt Citymanager Jan Christoph Zimmermann: "Davon gehe ich nicht aus." Seine Monheimer Kollegin Isabel Port hingegen sagt, es gebe durchaus "Feste über die etablierten vier hinaus, für die eine Sonntagsöffnung denkbar wäre".

Port nennt als Beispiele das Septemberfest, den Baumberger Nikolausmarkt und die Altstadtfeste. Entscheidend sei aber, was die Händler wollen. "Deshalb warten wir erst mal ab", sagt die Diplom-Ökonomin. Für 2018 hat sie die Genehmigung für den 15. April (Frühlingsfest), 17. Juni (Stadtfest), 4. November (Martinsmarkt) und 16. Dezember (Weihnachtsmarkt) nach der "alten" Rechtslage auf den Weg gebracht: Knapp 20 Seiten umfasst ihr Antrag an den Rat mit Besucherprognosen sowie Stellungnahmen von Kammern, Handel, Gewerkschaft. "Wir gehen auf Nummer sicher", sagt Port mit Blick auf mehr als 70 erfolgreiche Klagen gegen verkaufsoffene Sonntage in NRW.

Geführt hat diese meistens die Gewerkschaft Verdi. Den Hebel setzte sie am Anlass an: In der Regel war das Begleitfest zu mickrig und nicht, wie vorgegeben, die Hauptattraktion des Sonntags. Gegen die von Düsseldorf angekündigte Gesetzesänderung erwägt sie eine Verfassungsklage. Ansatzpunkt: der grundgesetzliche Schutz des Sonntags als "Tag der Arbeitsruhe". Nicht müde, auf diesen hinzuweisen, wird auch der ökumenische Arbeitskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage". Dessen Sprecher Franz Köchling aus Baumberg ist jetzt zusätzlich wegen Karstadt und Kaufhof auf dem Baum. Die plädieren für verkaufsoffene Sonntage fast ohne Limit. "Das", empört sich Köchling, "hätte nicht nur tiefgreifende Folgen für 3,1 Millionen Handelsbeschäftigte - es würde den freien Sonntag insgesamt in Frage stellen."

Citymanager Zimmermann hält die vier Einkaufssonntage für Langenfeld bislang für ausreichend: "Am wichtigsten ist die Rechtssicherheit durch die Reform." Zudem wären die Städte auch das räumliche Korsett los: Zuletzt durften Läden nicht öffnen, die nicht fußläufig vom Anlass zu erreichen sind. Dies betrifft besonders Küchen-/Möbelhäuser außerhalb des Zentrums. "Die konkurrieren durchaus mit Holland, wo Sonntagsöffnung Standard ist", sagt Zimmermann. Einig ist er sich mit der Kollegin Port in dem Befund, dass "Shopping" heute mehr denn je Erlebnischarakter haben muss, soll der stationäre Handel gegenüber reinen Online-Händlern bestehen. Dazu gehörten auch Einkaufssonntage. "Einzelhandel ist heute auch Freizeitwirtschaft", sagt Zimmermann: "Und die Kinos haben sonntags ja auch geöffnet."

Shoppingssonntage in Langenfeld und Monheim brauchen allerdings weiter anziehungskräftige Feste. Davon ist auch Dirk Fleschenberg, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Treffpunkt Monheim überzeugt. Sollten zusätzliche Sonntage konkret zur Debatte stehen, sei auf jeden Fall eine Händlerbefragung dringlich. "Es muss schon etwas Besonderes geboten werden, damit genug Leute in die Stadt kommen und sich die Ladenöffnung lohnt." Sei dies der Fall, ist die Werbe- und Umsatzwirkung enorm, sagt der Elektronikmarktleiter: "Ein guter Sonntag bringt mehr als drei normale Tage zusammen."

(gut)
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