Lokalsport Baumberger geht in die Fußball-Bundesliga

Monheim · Patrick Jöcks fehlt dem Oberligisten für den Rest der aktuellen Saison. Der Abwehrspieler macht ein Praktikum bei der TSG Hoffenheim.

 Dynamisch: Patrick Jöcks (links) ist Fußballer aus Leidenschaft - und bestimmt keiner, der vor einer Herausforderung zurückschreckt.

Dynamisch: Patrick Jöcks (links) ist Fußballer aus Leidenschaft - und bestimmt keiner, der vor einer Herausforderung zurückschreckt.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Die Chance ist einmalig und der Spieler musste in diesem Fall einfach zugreifen. Dabei gilt Patrick Jöcks grundsätzlich als jemand, der Zusagen einzuhalten pflegt und einen klaren Plan von den Dingen hat. Deshalb kam er ja vor gut zwei Jahren aus Niedersachsen in den Westen, um in Köln ein Studium der Sportwissenschaften aufzunehmen. Dieser Entschluss war letztlich überhaupt die Voraussetzung dafür, dass der weitere Weg über den KFC Uerdingen und die SG Worringen zum Fußball-Oberligsten SF Baumberg führte (SFB). Dort ist der 24-Jährige mittlerweile längst eine feste Größe - und trotzdem verlässt er die Sandstraße jetzt wieder. Bemerkenswert: Baumberg erleidet einen herben Verlust, ist aber sogar einverstanden mit dem Schritt. Für den Abwehrspieler wird schließlich mit Verspätung und auf einem ganz anderen Weg doch der Traum vom Profi-Fußball wahr. Jöcks wechselt bald für viereinhalb Monate zur TSG Hoffenheim und wird dort ein fürs Studium wichtiges Praktikum zum Thema Sport und Leistung absolvieren.

Als Trainer Salah El Halimi im November zum ersten Mal davon hörte, dass er eventuell auf Zeit einen wichtigen Eckpfeiler verliert, zögerte er keine Sekunde - und gab sein Einverständnis. "Das ist sportlich bitter für uns, aber unheimlich wichtig für ihn", sagt der SFB-Coach, "es ist unheimlich positiv, überhaupt einen solchen Platz zu bekommen. Und wenn er die Möglichkeit hat, muss er das machen. Für mich kam es überhaupt nicht in Frage, ihn unter Druck zu setzen." Ohne Erfolg blieben dabei alle Versuche, gemeinsam mit dem Spieler eine Lösung in der Nähe zu finden.

Patrick Jöcks, der die Baumberger Winter-Vorbereitung in den kommenden Wochen noch mitmachen wird, freut sich riesig aufs Abenteuer bei der TSG Hoffenheim, deren Entscheidungsträger er bei einer persönlichen Vorstellung und einem Probearbeiten überzeugen konnte. Die Tätigkeit beim aktuellen Tabellenfünften der Bundesliga wird vorwiegend im Nachwuchs-Bereich U 16 bis U 19 stattfinden. Zu den Aufgaben gehören dann auch Scouting und Spielanalyse - also nicht nur Theorie. "Das ist sehr praxisbezogen", betont Jöcks, "ich werde versuchen, so viel wie möglich mitzunehmen." Seitdem die Zusage der TSG vorliegt, interessiert sich der Baumberger noch intensiver für alles, was rund um das Team des Hoffenheimer Trainer-Aufsteigers Julian Nagelsmann passiert. Ein Fan der TSG im klassischen Sinn ist Jöcks allerdings (bisher) nicht, weil sein Herz seit Langem für den Deutschen Rekordmeister aus München schlägt - was offensichtlich bei der Einstellung in Hoffenheim kein unüberwindbares Hindernis war.

Salah El Halimi gibt seinem Defensiv-Mann ein weit über dem Durchschnitt liegendes Zwischenzeugnis mit auf den Weg: "Patrick hat sehr viele sehr gute Spiele gemacht. Er war gerade in der Defensive der mit der größten Beständigkeit." Jöcks macht auch die ersten Tests der Winter-Vorbereitung mit - heute um 19.30 Uhr (Sandstraße) gegen den Bezirksligisten TuS Fichte Lintfort und morgen um 14 Uhr beim Regionalligisten Viktoria Köln. Ab Mitte Februar hofft er dann, irgendwie und irgendwo in Hoffenheim mittrainieren zu können.

Dass die Sportfreunde in der nächsten Saison 2017/2018 weiter mit Jöcks zusammenarbeiten wollen, steht längst fest. Trainer El Halimi hält viel vom Spieler - und der Spieler findet das Team sowie die Atmosphäre gut: "Wir haben eine gute Mannschaft, von der ich sehr überzeugt bin. Ich gehe fest davon aus, dass wir die Klasse halten. Im Moment stehen wir auf Rang zehn zu schlecht da, weil wir gegen die Mannschaften von unten zu viele Punkte verschenkt haben." Das spricht ebenfalls für eine ziemlich klare Sicht der Dinge. Gleichzeitig weiß jeder in Baumberg, dass die Chance Hoffenheim einmalig ist und der Spieler in diesem Fall einfach zugreifen musste.

(RP)
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