Lokalsport Das Geld: FCL steigt aus der Bundesliga aus

Langenfeld · Der Vorsitzende Karl-Heinz Schulz sah beim früheren Badminton-Meister keine andere Möglichkeit mehr: "Wir machen kein Harakiri."

 Glücklos: Die Schweizerin Jeanine Cicognini verabschiedete sich vor zwei Wochen ohne ein Erfolgs-Erlebnis aus Langenfeld.

Glücklos: Die Schweizerin Jeanine Cicognini verabschiedete sich vor zwei Wochen ohne ein Erfolgs-Erlebnis aus Langenfeld.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Der engere Führungskreis war ein bisschen länger eingeweiht. Und ganz sicher führten die Gespräche nicht zu einer einfachen Entscheidung - schon gar nicht bei Karl-Heinz Schulz, einem Mann der ersten Stunde. Für ihn war sein FC Langenfeld (FCL) von 1954 immer eine Herzensangelegenheit. Und er wird es bleiben. "Wir hatten keine andere Wahl", betont der FCL-Vorsitzende, "wir mussten die Reißleine ziehen." Deshalb ging letztlich doch alles sehr schnell und seit gestern ist es amtlich: Langenfeld zieht seine erste Badminton-Mannschaft mit sofortiger Wirkung aus der Bundesliga zurück. Die Entwicklung ähnelt verblüffend jener von 2010, als der seinerzeit von einem personellen Aderlass geplagte FCL ebenfalls vorzeitig ausstieg. Auch jetzt wird das Team die restlichen Saisonspiele nicht mehr bestreiten und steht als Absteiger fest.

Schulz hat lange mit sich gerungen, weil er sich natürlich noch gut an damals erinnern kann. Eine der Fragen: "Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben?" Eine andere: "Gibt es vielleicht einen anderen Weg?" Unter dem Strich standen für ihn und den gesamten Vorstand die Interessen des Vereins im Vordergrund. "Wenn ich mit 80 Jahren zurücktrete, will ich nicht der erste Vorsitzende sein, der Schulden hinterlässt", betont Schulz, der das runde Datum heute mit seiner Familie und ein paar engen Freunden feiert.

 Muster ohne Wert: Maxime Moreels holte beim 4:3 gegen den TSV Neuhausen-Nymphenburg zwei Punkte - was ihn kaum trösten dürfte.

Muster ohne Wert: Maxime Moreels holte beim 4:3 gegen den TSV Neuhausen-Nymphenburg zwei Punkte - was ihn kaum trösten dürfte.

Foto: Ralph Matzerath

Nach dem Aufstieg aus der 2. in die 1. Bundesliga hatte der Deutsche Mannschafts-Meister von 1989 und 2004 geglaubt, die Saison in der höchsten Klasse ordentlich durchfinanzieren zu können. Außerdem hatte der FCL geglaubt, sportlich konkurrenzfähig zu sein. Genau hier traten jedoch von Beginn an Probleme auf. Obwohl die Mannschaft an ihre Grenzen ging, reichte der Einsatz nicht. Langenfeld lief praktisch vom ersten Spieltag an hinterher und musste lange auf den ersten Sieg warten. Den gab es erst vor knapp zwei Wochen mit dem 4:3 über den direkten Keller-Konkurrenten TSV Neuhausen-Nymphenburg. Am Tag zuvor hatte Langenfeld gegen den TSV Freystadt sogar mit 3:4 verloren - und so den Abstieg ein Stück weit besiegelt.

Die beiden Ergebnisse bestätigten, was sich früh angedeutet hatte: Selbst dann, wenn ein starkes Aufgebot zur Verfügung stand, war Langenfeld sportlich nur teilweise auf Erstliga-Niveau unterwegs. "Wenn wir beide Spiele gewonnen hätten, hätten wir vielleicht noch einmal überlegt", sagt Schulz. In Wirklichkeit meint er aber "sehr, sehr vielleicht". Die Kassen für die Rest-Saison waren ja bereits leer - weil sich der eine oder andere Geldgeber zurückgezogen hatte. Schulz hätte zur Fortsetzung der Saison entweder eine echte Betteltour antreten oder ein Darlehen aufnehmen müssen. Beides kam für ihn nicht in Frage. Kein Thema ist für den FCL zudem die 2. Bundesliga und deshalb wird die erste Mannschaft für 2017/2018 in der Regionalliga gemeldet.

Einige Spieler aus dem aktuellen Bundesliga-Kader, der nun Geschichte ist, sind gerade bei den Deutschen Einzelmeisterschaften im Einsatz - und sie nahmen die neue Lage mit nach Bielefeld. Nicht nur Teamsprecher Philipp Wachenfeld äußert Verständnis: "Ohne die finanziellen Mittel, mit denen fest geplant wurde, kann der FCL die Bundesliga-Saison nicht bis zum Ende stemmen." Weil es möglicherweise in Langenfeld nie wieder Bundesliga-Badminton gibt, war die jetzige Notbremse doppelt schwierig. Erst recht für Karl-Heinz Schulz.

(RP)
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