Lokalsport Der Neue: So jung und schon so gut

Langenfeld · Maurice Meurer (19) stieß erst mit Verspätung zum Handball-Regionalligisten SG Langenfeld. Es wurde ein Glücksfall.

 Zwei gegen einen: Langenfelds Maurice Meurer (Mitte) hat besonders beim Zweitligisten TuSEM Essen gelernt, sich auch auf die etwas schmerzhafteren Situationen in einem Handball-Spiel einzulassen.

Zwei gegen einen: Langenfelds Maurice Meurer (Mitte) hat besonders beim Zweitligisten TuSEM Essen gelernt, sich auch auf die etwas schmerzhafteren Situationen in einem Handball-Spiel einzulassen.

Foto: Ralph Matzerath

Da haben sich zwei nicht unbedingt gesucht, aber auf jeden Fall gefunden. Die Regionalliga-Handballer der SG Langenfeld (SGL) waren damals mit den Planungen durch - was im Juli 2017 eigentlich auch für Maurice Meurer galt. Der Zweitligist TuSEM Essen hatte schließlich gerade erklärt, einige Talente aus der eigenen A-Jugend fest in die erste Mannschaft einzubauen. Doch plötzlich kam alles anders. "Es ist einiges vorgefallen", sagt Meurer, der über Details nicht mehr reden mag. Die neue Lage sprach sich natürlich trotzdem herum.

Das Prinzip: Jemand kannte jemanden, der wiederum einen anderen kannte. Dann war der Name Maurice Meurer bei Dennis Werkmeister angekommen, dem Sportlichen Leiter der Langenfelder. Werkmeister und SGL-Trainer Jurek Tomasik trafen Meurer zum Gespräch. Beide Seiten brauchten nur wenig Zeit, bis sie feststellten: "Das passt." Acht Monate später ist klar, dass die Zufallsehe perfekt funktioniert. Dass die SGL an die Rückkehr in die 3. Liga denken darf, hat manches mit der Last-Minute-Verstärkung zu tun. "Das war ein Glücksgriff für uns", bestätigt Werkmeister.

Der Wuppertaler Maurice Meurer wirkt wie der sachlich-nüchterne Typ - bis er seine 1,98 Meter explodieren lässt. Für einen Spieler im halblinken Rückraum ist er ungewöhnlich schnell. Das erlaubt ihm nicht nur, gefährlich über eine gegnerische Abwehr aufs Tor zu werfen. Wer ihn bremsen will, darf im Zweikampf keine Millisekunde zu spät eingreifen oder er muss erahnen, was passieren könnte. Meurer hat die richtige Selbstwahrnehmung: "Meine Stärke ist der Wurf, wenn ich aus dem Tempo komme."

In Langenfeld schätzen sie noch mehr, denn der Handballer aus Leidenschaft gibt zugleich einen starken Abwehrspieler ab. "Er ist ein absoluter Leistungsträger", betont Dennis Werkmeister, "sowohl vorne als auch hinten." Das Gesamtpaket darf als vielversprechend gelten, denn Maurice Meurer ist immer noch erst 19 Jahre alt - und damit der klar jüngste Spieler im ohnehin nicht mit einem hohen Altersschnitt ausgestatteten SGL-Kader.

Auf Meurers persönlichem Trefferkonto stehen offiziell 88 Treffer. Vermutlich läge der Neu-Langenfelder in dieser Wertung vor dem Team- und Positionskollegen Felix Korbmacher (92), wenn er alle bisher 22 Partien mitgemacht hätte. Maurice Meurer verpasste aber den Saison-Auftakt (25:22 gegen TuS 82 Opladen), ehe er am zweiten Spieltag zum 25:21 beim TV Aldekerk drei Tore beisteuerte. Anfang 2018 litt Meurer unter Adduktoren-Problemen, sodass er etwa das Rückrunden-Derby in Opladen (35:34) nur als Zuschauer erlebte. Die eigene Statistik nimmt Meurer gerne zur Kenntnis, doch der Erfolg der Mannschaft ist ihm genauso wichtig: "Wir sind ein junges Team und wir sind ausgeglichen. Das ist das Entscheidende. Und wir machen auch neben dem Platz was."

Auf dem Platz sind es bisher 37:7 Punkte geworden, durch die Langenfeld die Tabelle vor dem TSV Bonn rrh. (35:11) und der SG Ratingen anführt (33:13/beide jeweils ein Spiel mehr). Dass die SGL sechs Runden vor dem Ende der Saison der Favorit auf den Aufstieg ist, passt exakt zu den Ambitionen von Maurice Meurer: "Ich will so hoch spielen, wie es geht." Das könnte in der nächsten Saison die 3. Liga sein, falls die SGL den Aufstieg schafft. Meurer, der zurzeit nach Gymnasium und freiwilligem sozialem Jahr eine Ausbildung absolviert (Bürokaufmann), hat für 2018/2019 in Langenfeld zugesagt. Dabei darf er sich bereits Zweitliga-Spieler nennen, weil er unter dem ehemaligen TuSEM-Coach Stephan Krebietke nicht wenige Einsätze in der zweithöchsten deutschen Klasse hatte.

Fast logisch: In Essens Bundesliga-A-Jugend gehörte Maurice Meurer parallel zu den auffälligsten Spielern. Neun seiner 94 Treffer für TuSEM (am Ende Fünfter) erzielte Meurer beim Bundesliga-Finale am 9. April 2017 gegen die HSG Herdecke/Ende (33:28). Dann waren alle mit ihren Planungen fast durch und Meurer wollte beinahe eine Handball-Pause einlegen. Ein Jahr später ist er jetzt eine wichtige Stütze der SGL. Es bleibt dabei: Da haben sich zwei nicht unbedingt direkt gesucht, aber auf jeden Fall gefunden.

(RP)
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