Lokalsport Diese Torhüter entscheiden alles selbst

Langenfeld · Der Handball-Drittligist SG Langenfeld hat für seine Keeper jetzt eine Art Basis-Demokratie eingeführt. Trainer Dennis Werkmeister sieht darin einen Vertrauensbeweis für Tobias Geske und Tobias Joest - die diesen Plan mit Leben füllen.

 Nummer 1: Tobias Joest hat seinen Wechsel nach Langenfeld noch keine Sekunde bereut.

Nummer 1: Tobias Joest hat seinen Wechsel nach Langenfeld noch keine Sekunde bereut.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Es kann grundsätzlich nur einen geben. Und wenn es nur nach den Nummern auf den Trikots ginge, wäre die Reihenfolge für den Posten zwischen den Pfosten fest vergeben. Bei den Handballern der SG Langenfeld (SGL) ist aber vieles anders - und nach dem Aufstieg zur 3. Liga sowieso, weil das Team von Trainer Dennis Werkmeister dort in einer anderen Welt angekommen ist. Nach dem Spielberichtsbogen wäre Tobias Joest im Tor gesetzt, denn er trägt die Nummer 1 und steht deshalb immer oben. Tobias Geske mit der Nummer 91 folgt dahinter. Als der jüngere Joest (22) vor dieser Saison vom Oberligisten Bergischer HC II zur SGL kam, reizten ihn das gute Klima im Team, die höhere Liga und die Zusammenarbeit mit dem 29 Jahre alten und erfahreneren Geske: "Ich hoffe, dass ich von ihm lernen kann."

 Nummer 91: Tobias Geske hat die hohe Zahl auf dem Torwart-Trikot schon lange.

Nummer 91: Tobias Geske hat die hohe Zahl auf dem Torwart-Trikot schon lange.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Nach 13 von 30 Meisterschaftsspielen steht fest, dass die Mannschaft einen extrem schweren Stand hat - wie 3:23 Punkte und der letzte Tabellenplatz belegen. Einen harten Job haben dabei nicht zuletzt die Torhüter, die gemeinsam mit ihrer Abwehr bisher die meisten Gegentore einstecken mussten. Deshalb gab es vor Kurzem eine Kursänderung und die Handballer haben für ihre Torhüter eine Art Basis-Demokratie eingeführt. Tobias Joest und Tobias Geske entscheiden nun selbst darüber, wer spielt.

Das Projekt entstand nach dem 26:35 gegen die SG Schalksmühle-Halver. "Damals waren wir beide unzufrieden", sagt Geske im Rückblick. Viel weniger Bälle hatten die SGL-Torhüter zuvor wohl noch nie in einem Spiel für die SGL abwehren können. Langenfeld entschloss sich aber nicht dazu, seinen Keepern größere Vorwürfe zu machen - im Gegenteil. "Ich weiß, dass wir sehr gute Torhüter haben", betont Werkmeister, "wie wir das jetzt handhaben, soll ein Vertrauensbeweis sein." Joest und Geske erledigen - neben dem Training - zunächst ihre Hausaufgaben, indem sie sich intensiv auf den Gegner vorbereiten. Dazu gehört ein regelmäßiger Gedanken-Austausch, um gemeinsam die richtige Strategie zu entwickeln. Am Spieltag selbst liegt vor dem Aufwärmen noch nicht fest, wer anfängt. Beide wollen ein letztes Mal in sich hineinhorchen, um dann eine Entscheidung zu treffen.

"In Ratingen habe ich mich gut gefühlt und angefangen", sagt Geske, "vor dem Heimspiel gegen Korschenbroich war es genau anders. Deshalb hat da Tobi Joest angefangen." Die Ergebnisse bestätigen, dass die Maßnahme nicht ganz verkehrt gewesen sein kann. Geske zeigte trotz des 24:28 in Ratingen einen klaren Aufwärtstrend, während Joest gegen Korschenbroich vor allem in der ersten Hälfte einen starken Auftritt bot und maßgeblich an der 13:12-Führung beteiligt war. Dass die SGL die Partie innerhalb von ein paar Minuten komplett aus der Hand gab und hoch mit 24:32 verlor, hatte viele Gründe - aber keinen, der bei den Torhütern lag.

Auch für die Aufgabe am Samstag (17.30 Uhr, Halle Konrad-Adenauer-Gymnasium) gegen den VfL Gummersbach II wird das neue Modell greifen, das beiden sehr gut gefällt: "Das macht so richtig Spaß." Geske schiebt ein Lob für den Kollegen hinterher: "Es ist nicht selbstverständlich, dass ein junger Spieler so zuhört." Aus dem Paket ergibt sich, wie gut die Torhüter miteinander auskommen - und anders kann ihre neue Stellenbeschreibung gar nicht funktionieren, weil es trotz allem immer nur eine freie Stelle zwischen den Pfosten gibt. Ganz nebenbei ist die Neu-Konstruktion wieder ein Baustein für mehr Hoffnung. Es sieht ganz und gar nicht danach aus, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schon abgeschrieben hat.

(RP)
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