Aufdem Weg Nach Rio Karl-Richard Frey "Egal, wo - ich will immer meine Gegner besiegen"

Langenfeld · Judoka Karl-Richard Frey will beim Grand Prix in Düsseldorf glänzen und sich für die Olympischen Spiele in Rio empfehlen.

LEVERKUSEN Karl-Richard Frey ist ein zielstrebiger Mann. Auf seiner Internetseite ist schon seit Wochen ein Bild des Zuckerhutes zu sehen. "Ein Wille - ein Weg - ein Ziel" steht als Leitsatz über dem Wahrzeichen von Rio de Janeiro. Der 24-Jährige Judoka des TSV Bayer hat klare Ziele: Er will bei den Olympischen Spielen im Sommer für Deutschland kämpfen. Bis dahin nimmt er noch an einigen Ranglistenturnieren teil. Das nächste startet heute in Düsseldorf. Mehr als 600 Judoka aus der ganzen Welt kommen in die Landeshauptstadt. Neben Frey ist auch die frühere Weltranglistenerste Miryam Roper als Medaillenhoffnung vom TSV Bayer dabei.

Frey freut sich auf das "Heimspiel" in der Mitsubishi Electric Halle. "Es ist immer etwas Besonderes, in seinem Heimatland zu kämpfen", sagt der Sportsoldat. Als Top-Judoka nimmt er weltweit an Turnieren teil. Allein im letzten Jahr war er 160 Tage unterwegs - von Abu Dhabi über Russland bis in die Türkei. Es war das erfolgreichste Jahr seiner Karriere und auch 2016 gab es bereits Silber in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Davor holte er Bronze bei einem Grand Slam in Paris. Nach dem Wochenende stehen die nächsten Reisen nach Aserbaidschan und Georgien an.

Die internationalen Wettkämpfe seien notwendig für sein großes Ziel, sagt der Vize-Weltmeister: "Die Ergebnisse fließen in eine Rangliste ein, die über die Teilnahme an den Olympischen Spielen mitentscheidet." In der Weltrangliste des internationalen Judo Verbandes belegt Frey Platz fünf in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm. Ärgster Konkurrent für das Ticket nach Rio ist Dimitri Peters, der auf Platz sechs folgt. Frey hat gute Chancen, nominiert zu werden. Die endgültige Entscheidung soll im März fallen. Seine jüngsten Erfolge auf der Matte sprechen für den 24-Jährigen. Bis es Klarheit gibt, will er einfach weitermachen, wie bisher. Das bedeutet: akribisches Training mit seinem Coach Daniel Gürschner und professionelle Vorbereitung auf die anstehenden Gegner. Zum Glück, sagt er, gebe es heutzutage unzählige Videos möglicher Kontrahenten im Internet. "Vor allem im technischen und taktischen Bereich ist es sehr wichtig, seine Gegner gründlich zu studieren", meint Frey. Im Judo gehe es neben Kraft, Schnelligkeit, Disziplin und Dynamik vor allem auch um Taktik.

Seine Begeisterung für die asiatische Kampfkunst blühte erst vergleichsweise spät auf. Angefangen hat alles im Beueler-Judo-Club in Bonn. Im Grundschulalter wurde Frey von seinem ebenfalls kampfsportaffinen Vater zum Judo geschickt. Nach anfänglicher Skepsis sei er auf den Geschmack gekommen, erzählt der Leistungssportler. Knackpunkt seiner Karriere waren Turniere im Jugendbereich, bei denen er nicht gut abschnitt. "Die Stärke der anderen war mein Ansporn", erinnert er sich. "Es hat mich geärgert, dass ich keine Chance hatte." Also habe er wesentlich häufiger trainiert und wurde immer besser. "Mein Ziel war, beim nächsten Mal alle zu schlagen."

Mit 15 fängt Frey nach ersten Erfolgen das Training im Olympiastützpunkt in Köln an. "Das war ein Sprung nach vorne für mich", meint der Judoka. Er steigt voll in den Leistungssport ein und macht den Realschulabschluss. Nach großen Fortschritten landet er mit 18 im Nationalkader - und gewinnt wenig später die U 20-EM.

Es ist die Initialzündung für den Wunsch, irgendwann Deutschland bei Olympischen Spielen zu vertreten. Seitdem kämpft er sich scheinbar unaufhaltsam nach oben. Für Frey wäre es die erste Teilnahme. "Ich kann es kaum abwarten, die nächsten Punkte für die Rangliste zu holen", sagt er. Im Endeffekt sei es ihm aber egal, ob er in Rio oder in Düsseldorf antrete: "Ich will meine Gegner schlagen - egal, wo und egal, wer." Wenn ihm das auch am Zuckerhut gelingen sollte, kann er am Ende eine Goldmedaille bejubeln. "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wenn ich die Chance erhalte, will ich sie nutzen." Ein starkes Ergebnis in Düsseldorf wäre dafür ein weiteres gutes Argument.

(RP)
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