Lokalsport Eine Überfliegerin auf dem wilden Wasser

Monheim · Maike Rummler trainiert nicht gern - und doch gilt die Monheimerin als eines der größten Talente im Kanu-Sport.

Maike Rummler ist ein Ausnahmetalent. Im letzten Jahr heimste die 16-jährige Monheimer Kanufahrerin eine Menge Siege ein. So viele, dass sie erst mal angestrengt überlegen muss, um sie alle aufzuzählen: Bei den Westdeutschen Meisterschaften in Lippstandt holte sie zum dritten Mal in Folge den Titel. Es folgte die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend/Juniorenauf dem Slalomkanal Markkleeberg bei Leipzig, und beim Ranglistenrennen (Nachwuchscup) ergatterte sie einen achten Platz und wurde nun in den Bundeskader berufen. Diese hohe Auszeichnung geht in jedem Jahr nur an 14 deutsche Slalomfahrer. Da hat man schon Grund, stolz auf sich zu sein. Doch Rummler bleibt cool: "Irgend etwas muss ich ja nach der Schule nachmittags tun", sagt sie. "Ich kann doch nicht rumsitzen und mich langweilen. Da treibe ich eben Sport."

Nahezu jeden Tag ist die Schülerin, die die zehnte Klasse im Benrather Schlossgymnasium besucht, sportlich unterwegs: Joggen, Krafttraining mit Personal-Trainer, paddeln auf dem Rhein, um sich am Ende im brausenden Wasser mit dem Kanu schnell und geschickt durch die Tore zu lavieren. "Eigentlich ist das ein Männersport", sagt Rummler, ein superschmales Mädchen mit sehr langen Beinen, das eigentlich in eine XS-Größe passt, wären da nicht ihr gut ausgebildeter Bizeps und ihr durchtrainiertes Kanuten-Kreuz, das sie zumindest "obenrum" in eine Größe M zwingt. Ein Thema für die 16-Jährige , aber beileibe kein beherrschendes.

Mit elf Jahren hat sie mit dem Sport begonnen. Schwimmen bei der DLRG. Dann hat sie über ihre Cousine in Berlin das Kanufahren als Rennsport kennengelernt. "Da habe ich gedacht, das probiere ich auch mal aus und bin zum Monheimer Kanu-Club gegangen", erzählt sie. Der erste Trainer, Frank Breuer, hat schnell ihr sportliches Potenzial erkannt. Und von da an wurde Rummler gefördert. "Meine Mutter ist eine Ostdeutsche", sagt sie, "da gehörte Sport zum Alltag. Sie findet super, was ich so mache."

Dennoch: Vor jedem Wildwasser-Slalom hat die geübte Kanutin Respekt. "Manche von uns sind furchtbar aufgeregt, andere gar nicht. Ich habe etwas Angst", gesteht sie. Umso stolzer ist sie, wenn wieder ein anspruchsvoller Parcours hinter ihr liegt. "Vieles ist Kopfsache", berichtet Maike, "wenn man das körperlich kann, schafft man es noch lange nicht in der Wettkampfsituation." Deshalb gibt es im Kader eine psychologische Betreuung. "Da kann man über seine Ängste und Befürchtungen reden und seine Schwachpunkte raus arbeiten. "Mir fehlt manchmal das Selbstvertrauen, ich unterschätze mich und ich habe im Winter Probleme, mich zum Training zu motivieren", sagt die 16-Jährge. Und man mag es kaum glauben: "Eigentlich bin ich faul und arbeite nach dem Minimalismusprinzip." Übrigens auch in der Schule, gibt Rummler zu.

Dennoch: Nicht nur im Wildwasser ist sie ein Überflieger. Auch in der zehnten Klasse des Schlossgymnasiums läuft alles nach Wunsch. "Ich bin im zweiten Halbjahr von einem 1,4er Notendurchschnitt auf 1,8 abgerutscht", erzählt Rummler ein bisschen zerknirscht. "Das muss sich bessern. Aber das Lernen fällt mir leicht. Und wäre ich nicht so gut in der Schule, bekäme ich gar keine Freistellung für Trainingslager und Lehrgänge."

So lange es geht, macht Rummler weiter, begleitet von ihrem Trainer Sven Rottenberger vom Monheimer Kanu-Club, der große Stücke auf seinen Schützling hält. In diesem Jahr geht es im April wieder auf ihre Lieblingsstrecke: aufs Wildwasser in Markkleeberg. Sie hat sich schon qualifziert.

(ik)
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