Fußball Gordon Weniger ist ein Hö-Nie-Experte

Monheim · Der Fußball-Oberligist SF Baumberg steht gegen den Vorjahresmeister aus Kalkar vor einer extrem schwierigen Aufgabe im Kampf um den Klassenerhalt. Zwei Verteidiger können Trainer Salah El Halimi einiges über die Gäste erzählen.

 Gordon Weniger (rechts)

Gordon Weniger (rechts)

Foto: Matzerath, Ralph

Der stark vom Abstieg bedrohte Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) muss sich im Moment vorkommen wie ein Bergsteiger-Team, das einen Achttausender besteigen will. Das Basislager haben die Baumberger nach den beiden ersten Spielen der Rückrunde bezogen - aber der Weg bis zum Gipfel ist noch richtig weit. Hoffnung, dass die richtige Ausstattung an Bord ist, bezieht Trainer Salah El Halimi vor allen Dingen aus dem 2:2 vom vergangenen Wochenende beim VfR Krefeld-Fischeln. Ob die Annahme berechtigt ist, dürfte sich schnell zeigen, denn am Sonntag (15 Uhr, MEGA-Stadion Sandstraße) wartet das Heimspiel gegen den SV Hönnepel-Niedermörmter. "Das wird schwieriger als Krefeld", vermutet El Halimi, "ich halte Hönnepel nach wie vor für eine der besten Mannschaften in der Oberliga." Derzeit steht der Vorjahresmeister auf Platz sieben - was jedoch für die Gastgeber eher nebensächlich ist. Für sie ist irgendwie jede Aufgabe im Kampf um den Klassenerhalt einigermaßen kompliziert.

Möglicherweise kann der Coach dabei auf hilfreiche Tipps zurückgreifen, denn die jetzigen Baumberger Benjamin Venekamp (29) und Gordon Weniger (30) standen in der vergangenen Saison noch in Diensten der Gäste. "Sicher werden wir uns unterhalten", sagt Salah El Halimi, der eventuell auf beide Abwehrspieler außen in der Viererkette zurückgreifen könnte. Weniger, der ursprünglich aus dem Mittelfeld kommt, hat sich mit seiner "Versetzung" längst angefreundet: "Ich sehe mich als rechter Verteidiger." Weil der dort am Anfang der Saison fest gesetzte Teamkollege Sven Steinfort wegen eines Knöchelbruchs für längere Zeit ausfällt, muss der gebürtige Berliner auf dieser Position besonders viel Verantwortung tragen. Sein Coach traut ihm viel zu: "Ich kenne Gordon schon seit Jahren und früher haben wir ja oft gegeneinander gespielt. Er ist schnell und ausdauernd. Er kann eine Seite hoch- und runtermarschieren."

Dass die Sportfreunde im ersten Teil der Saison dermaßen unter Druck gerieten, findet Weniger ebenfalls erstaunlich. "Von den Namen her haben wir ja Supertypen in der Mannschaft. Die meisten haben schon höherklassig gespielt. Wir haben es aber in der Hinrunde nicht auf den Platz bekommen." Unter anderem in der Rückwärtsbewegung passten viele Rädchen nicht zusammen - was einen gelernten Defensivmann wie Weniger besonders schmerzt. Nicht nur einmal führte ein Ballverlust im Aufbau dazu, dass sich der jeweilige Gegner rasend schnell dem Tor der Baumberger nähern konnte - die allzu oft überhaupt nicht wie ein kompaktes Team wirkten, sondern als bloße Ansammlung von Einzelkräften. "Es war schwierig, eine Truppe zu werden", findet Weniger, der in diesem Bereich unter der Regie von Salah El Halimi deutliche Fortschritte erkennt: "Die Jungs hier sind alle super und wir verstehen uns gut. Wir finden uns mehr und mehr."

Seine eigene Laufbahn hätte ihn beinahe mal in den Profibereich geführt. Als 16-Jähriger verließ Weniger seine Heimat und wechselte ins Leistungszentrum der Mönchengladbacher Borussia. Einer seiner Berliner Weggefährten damals war der spätere deutsche Nationalspieler Robert Huth, der dann noch als Jugendlicher zum FC Chelsea nach England wechselte. "Für mich ging es in Mönchengladbach weiter", erzählt Weniger, der den Sprung in den großen Fußball nicht schaffte. Trotzdem sieht er darin bis heute keinen sportlichen Weltuntergang: "Es ist gut so, wie es jetzt ist."

Ganz anders stellt sich die allgemeine Lage der Sportfreunde dar, die trotz ihres beachtlichen 2:2 beim Fünften VfR Krefeld-Fischeln noch immer weit hinter dem rettenden Ufer zurückliegen. Fünf Zähler fehlen dem Tabellen-Vorletzten, der sich zur Not weiter mit einer Eichhörnchen-Taktik begnügen würde. "Vielleicht schaffen wir es, den einen Punkt festzuhalten, den wir beim Anpfiff haben", sagt Salah El Halimi, der seinem SV-Trainerkollegen Georg Mewes viel Wertschätzung entgegenbringt: "Das ist ein richtig guter Typ und wir kommen gut miteinander klar. Außerdem ist er ein sehr respektvoller Mensch." In den 90 Minuten ab 15 Uhr am Sonntag geht es für den SFB-Coach trotzdem darum, die eigenen Interessen zu verfolgen und den Gästen möglichst stark zuzusetzen: "Wir müssen einen guten Tag erwischen, um eine Chance zu haben."

Sein erfahrener Abwehrspieler Weniger sieht die Dinge als ausgewiesener Hö-Nie-Experte vielleicht sogar ein kleines bisschen optimistischer: "Wir müssen die richigen Mittel finden, um denen den Zahn zu ziehen. Wir werden versuchen, gut geordnet zu stehen. Im Hurra-Stil geht sicher nicht viel für uns." Wer einen Achttausender bezwingen will, braucht wohl wirklich eher einen sehr langen Atem.

(RP)
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