Lokalsport Im Rhönrad werden Turner zu Speichen

Langenfeld · Durch die Gegend rollen und dabei artistische Einlagen zeigen? Kein Problem für die Rhönradturner der SG Langenfeld.

 Sarah Brosch hat das Rad und ihren Magen voll im Griff: Seit drei Jahren betreibt sie den Rhönradsport bei der SG Langenfeld.

Sarah Brosch hat das Rad und ihren Magen voll im Griff: Seit drei Jahren betreibt sie den Rhönradsport bei der SG Langenfeld.

Foto: Matzerath

Mit reichlich Schwung rollt Sarah Brosch über den Hallenboden. Sie hält sich an den Griffen ihres Rhönrads fest und steht mit beiden Füßen auf den Brettsprossen. Immer wieder dreht sich die 21-Jährige kopfüber und zurück. Als wäre das nicht schon anspruchsvoll genug, macht sie dabei auch noch Turnübungen - und rollt beispielsweise freihändig daher. Schlecht wird ihr dabei nach eigenem Bekunden nicht: "Ich kontrolliere selbst die Geschwindigkeit und mit der Zeit gewöhnt man sich dran."

Seit etwa drei Jahren betreibt Brosch die eher seltene Sportart. Bei der Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL) gibt es eine eigene Abteilung, die rund 60 Mitglieder hat. "Die Körperspannung ist am wichtigsten", sagt sie. "Beim Rhönradturnen wird nahezu jeder Muskel beansprucht. Es geht um Kraft, Dynamik, Eleganz und Motorik." Zudem gefalle ihr, dass man im Rad verschiedene Übungen kombinieren könne. "Das macht richtig Spaß", sagt sie.

Unbeteiligte denken beim Anblick der kreisrunden Sportgeräte wohl eher an ein Hamsterrad, in dem der Turner wie eine Speiche hängt. Es besteht aus zwei Eisenreifen mit Gummiüberzug, die durch sechs Sprossen verbunden sind. An zwei dieser Sprossen ist je ein Griff zum Festhalten, an zwei anderen sind zwei Bretter längs geschraubt, auf die die Füße gestellt werden. Mit Hilfe von Lederschlaufen ist es möglich, sich kopfüber nur mit den Füßen zu halten.

Je nach Größe des Turners variiert auch die Größe des Rades. Der Durchmesser kann von 1,30 bis zu 2,45 Metern reichen. Sie wiegen 60 bis 70 Kilogramm und kommen schnell ins Rollen. "Schwindelig wird einem dabei nicht", meint Martina Delhofen-Bohm.

Zusammen mit Mike Eschrich leitet sie die Abteilung. Seit 25 Jahren ist die Langenfelderin in dem Sport aktiv. "Man ist ja nicht so schnell unterwegs und der Magen bleibt ja immer an der gleichen Stelle." Beim Turnen, betont die 43-Jährige, gehe es vor allem um Eleganz und Grazie - und das bei Fliehkräften, die dem dreifachen des eigenen Körpergewichts entsprechen können.

Rolle rückwärts, Bauchlage, Aufschwung im Sitzen - viele Übungen kommen aus dem klassischen Turnen, aber sie werden im rollenden Rad vollzogen. Bei Wettkämpfen entscheidet ein Punktrichter, ob alles sauber ausgeführt wurde. Es gibt immer einen Pflicht- und einen Kürteil.

Damit auch alles gut sitzt, wird die Übung, wenn nötig, auch zehnmal oder öfter durchgegangen. "Rhönradturnen ist ein sehr betreuungsintensiver Sport", sagt Delhofen-Bohm. "Pro Rad braucht man im Grunde einen Übungsleiter oder Helfer." Das Ergebnis könne sich aber durchaus sehen lassen: "Man lernt immer mehr dazu und entwickelt sich weiter", sagt die Übungsleiterin.

Susanne Trappenberg ist seit sechs Jahren dabei. Durch ihre Tochter Jocelyne ist sie auf den rollenden Sport aufmerksam geworden. "Es ist spannend, ein Gefühl für das Rad zu bekommen und Rhönradturnen ist ein gutes Training für den Körper." Insgesamt, sagt sie, sei es faszinierend, sich auf diese Art durch den Raum zu bewegen: "Ich kann es nur jedem empfehlen."Und seinen Magen, den hat man nach ein bisschen Übung dann auch im Griff.

(dora)
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