Lokalsport Jörg Bergmeister fährt knapp am Sieg vorbei

Langenfeld · Langenfelder Motorsportler war zum Saisonauftakt in Silverstone lange Erster - bis zum unglücklichen Finale und dem Renn-Abbruch.

 Sehr britisch: Jörg Bergmeister kam mit dem wechselhaften Wetter aber bestens klar.

Sehr britisch: Jörg Bergmeister kam mit dem wechselhaften Wetter aber bestens klar.

Foto: Porsche AG

Hätte ihm das einer vorher angeboten, wäre Jörg Bergmeister vielleicht sogar zur Unterschrift bereit gewesen. Schließlich stand der Motorsportler vor der Premiere der World Endurance Championship 2014 (WEC/Langstrecken-Weltmeisterschaft) im englischen Silverstone vor einem Rätsel - weil er die Chancen für seinen Porsche 911 RSR im Kampf um die Meisterschaft nicht einzuschätzen wusste: "Ich habe gar kein Gefühl." Demnach sah der zweite Platz auf den ersten Blick grundsätzlich sehr ordentlich aus. Beim zweiten Blick war aber ein Wermutstropfen zu erkennen. Bergmeister verpasste zusammen mit Patrick Pilet (Frankreich) und Nick Tandy (England) unglücklich den fast sicheren Sieg.

 Zellengenossen: Jörg Bergmeister (mit dem Hörer in der Hand), immerhin 1,94 Meter lang, hatte nicht viel Platz im Telefonhäuschen - machte aber vor dem Rennen mit den Werksfahrer-Kollegen Frederic Makowiecki, Richard Lietz, Nick Tandy, Patrick Pilet und Marco Holzer (von links) einen entspannten Eindruck.

Zellengenossen: Jörg Bergmeister (mit dem Hörer in der Hand), immerhin 1,94 Meter lang, hatte nicht viel Platz im Telefonhäuschen - machte aber vor dem Rennen mit den Werksfahrer-Kollegen Frederic Makowiecki, Richard Lietz, Nick Tandy, Patrick Pilet und Marco Holzer (von links) einen entspannten Eindruck.

Foto: Porsche AG

Gut fünf der auf sechs Stunden angesetzten Veranstaltung waren absolviert - unter sehr wechselhaften Bedingungen. Der Franzose Pilet lag im Porsche mit der Startnummer 91 deutlich in Führung, als der Regen erneut stärker wurde. Deshalb wollte sich Pilet in der Box noch neue Regenreifen abholen. Genau diese Entscheidung kostete das Trio den ersten Platz, denn unmittelbar darauf setzte sich angesichts der immer schwieriger werdenden Verhältnisse das Safety Car vor das Feld. "Wäre das fünf Sekunden früher rausgekommen, hätten wir gewonnen", erklärte Bergmeister, "wir hätten durchfahren können." So wurde aus dem Führenden der Verfolger und knapp 38 Minuten vor dem vorgesehenen Ende entschloss sich der Renndirektor zum Abbruch.

Für Porsche war der Saisonstart in der WEC nach den Enttäuschungen der vergangenen Saison trotzdem ein voller Erfolg - weil der erste Platz ebenfalls an das Werk ging. Im Dienstwagen mit der Nummer 92 wurde die franzözisch-deutsch-österreichische Kombination mit Frederic Makowiecki, Marco Holzer und Richard Lietz als Sieger gewertet. Dieses Trio lag nach den gewerteten 5:23 Stunden etwa 45 Sekunden vor Bergmeister/Pilet/Tandy, die von Beginn an ihre Anwartschaft auf den Sieg untermauerten.

Dass er im Qualifying nur zuschauen durfte, nahm Bergmeister gelassen auf. Ein Grund: Vom Modus hält er nicht besonders viel. Der sieht vor, dass zwei Fahrer eines Teams jeweils ihre zwei schnellsten Runden in die Wertung bringen. Der daraus errechnete Mittelwert ergibt die Zeit, die über die Startaufstellung entscheidet. Tandy, für den Silverstone as Heimrennen war, und Pilet machten daraus Rang zwei - hinter Ferrari, aber vor der Konkurrenz aus dem eigenen Haus.

Der Beitrag des Langenfelders zur Podest-Platzierung fiel beeindruckend aus, weil er aus den komplizierten Bedingungen das Optimale herausholte. "Irgendwie war das mein Wetter", fand der 39-Jährige, der sogar eine Strafe (Stop and Go) gegen den Teamkollegen Tandy (verbotenes Überholen unter gelber Flagge) ohne größeren Schaden absitzen konnte. Bergmeister verlor vorübergehend die Führung, machte aber aus den 15 Sekunden Rückstand erneut einen Vorsprung und fuhr deshalb unter dem Strich etwa 25 Sekunden Zeit heraus. "Das hat Spaß gemacht", urteilte der Langenfelder, "ich war zufrieden. Und das Team hat fehlerfrei gearbeitet."

Ob nach der Frust-Saison 2013 für 2014 eine durchgreifende Wende erfolgt, wagt Bergmeister noch nicht abschließend zu beurteilen. "Wir hatten auf jeden Fall schon mal das Gefühl, dass wir konkurrenzfähig sind und gewinnen können." Das zweite Rennen der Saison am 3. Mai wird zeigen, ob ein echter Trend vorliegt. Sicher ist allerdings, dass Spa-Francorchamps in Belgien für Jörg Bergmeister so etwas wie ein Heimrennen ist. Deshalb wird der Werksfahrer jetzt wohl nicht mehr unterschreiben, falls ihm jemand dafür einen zweiten Platz anbietet.

(RP)
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