Lokalsport Langenfelder wird Meister in Korea

Langenfeld · Tim Bergmeister sicherte sich durch seinen zweiten Platz im letzten Rennen der Saison doch noch den Triumph in der Serie Superrace. Der 40 Jahre alte Motorsportler aus Leidenschaft will seine Karriere 2016 in Asien fortsetzen.

Er hat gerade über elf Stunden im Flugzeug gesessen und ist in Frankfurt gelandet. Trotzdem wirkt Tim Bergmeister kein bisschen genervt, sondern erstaunlich aufgeräumt - als sei der Wechsel zwischen den Kontinenten nichts weiter als ein kleiner Abend-Spaziergang. "Ich hab keine Probleme mit Jetlag", sagt der 40-Jährige, "das macht mir nichts aus." Außerdem hatte er ja einen sportlichen Erfolg im Gepäck. Tim Bergmeister kehrte als Meister der "Serie Superrace" aus Korea nach Deutschland zurück. Beim letzten Rennen der Saison 2015 belegte er auf dem Korea International Circuit den zweiten Platz, sodass er auf den letzten Drücker die oberste Stufe des Podestes einnehmen konnte.

Vor dem Serienfinale lag der Langenfelder sechs Zähler hinter Rang eins, sodass rechnerisch verschiedene Möglichkeiten für den Titelgewinn auf dem Tisch lagen. Fürs Duell mit dem führenden Koreaner Jeong Eul Chul war als sicherste Variante ein Rennsieg nötig, denn für einen ersten Platz gibt es 25 Punkte - während der Zweite 18 Zähler bekommt. Auf diese Alternative schien dann vieles hinzudeuten, obwohl für Bergmeister zunächst überhaupt nicht alles nach Wunsch lief. "Wir hatten leichte Probleme mit dem Auto. Mir hat fast eine Sekunde zum Teamkollegen gefehlt", berichtet Bergmeister, der hinter Steven Cho für eine Doppel-Führung des Teams Atlas BX Racing sorgte.

Die Idee, direkt nach ganz nach vorne zu fahren, fiel jedoch aus. Und die Konkurrenz dachte nicht an Geschenke - im Gegenteil. Es ging, wie so oft in der Serie, eher aggressiv zu. Bergmeisters Urteil: "Das war Kampfgebiet. Meine Hütte war schön ramponiert." Mit der Hütte ist sein rund 500 PS starker Dienstwagen gemeint, in dem der Langenfelder gleich vier andere Fahrer an sich vorbeiziehen lassen musste. Den Kampfgeist des Routiniers, der in seiner langen Karriere schon fast jede denkbare Renn-Situation mitgemacht hat, konnte der bescheidene Auftakt allerdings nicht beeinträchtigen. Bergmeister machte beständig Boden gut, überholte dabei unter anderem seinen Teamkollegen Steven Cho und sah die Zielflagge später als Zweiter. Vor ihm lag lediglich der in der Meisterschaft auf Rang drei liegende Ide Yuji, der aber in der Gesamtwertung zu weit zurücklag. Damit hing alles vom Resultat des großen Rivalen ab.

Tim Bergmeister hatte die Dinge hinter sich aufmerksam im Auge und wusste direkt Bescheid: "Das passt." Jeong Eul Chul belegte den fünften Platz - und das hätte für den Langenfeld mit 116:114 Punkten bereits gereicht. Dann bekam der Koreaner wegen eines Regelverstoßes sogar eine Zeitstrafe aufgebrummt, sodass er auf Rang neun im Rennen zurückfiel und nur zwei weitere Zähler sammelte. Deshalb lag Bergmeister in der Endabrechnung mit 116 Punkten vor Ide Yuji (112) und Jeong Eul Chul (106).

Im Triumph von Korea sah Bergmeister keinen Grund, in pure Euphorie auszubrechen. "Natürlich ist eine Meisterschaft immer schön. Aber für mich persönlich macht das jetzt keinen großen Unterschied." Umso mehr freute er sich für Ingenieure, Mechaniker und Verantwortliche hinter den Kulissen. Weil Klima und Ergebnisse stimmten, sind sich alle bereits grundsätzlich über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einig. Also wird Bergmeister auch 2016 ein Pendler zwischen den Kontinenten sein. Jetzt liegen noch zwei Stunden Wartezeit, der Weiterflug von Frankfurt nach Düsseldorf und die Fahrt nach Langenfeld vor ihm.

Irgendwann gegen Mitternacht dürfte er zu Hause sein. Ein paar Stunden Schlaf wird sich der Motorsportler sicher gönnen, aber keine große Pause. Schon am Wochenende geht es wieder darum, schnell unterwegs zu sein. Dann betreut er seinen Sohn Jakob (10) beim Memorial auf der Kartbahn in Kerpen. Das ist nur einen Katzensprung entfernt. Und niemand muss über elf Stunden im Flugzeug verbringen.

(RP)
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