Lokalsport Motorsport: Tim Bergmeister geht in "Rente"

Langenfeld · Die Karriere seines Sohns Jakob steht jetzt im Mittelpunkt. Da gib es viel zu tun. Auch Jörg Bergmeister hat einen vollen Terminkalender.

Es ist vorbei. Irgendwie jedenfalls. Und für Tim Bergmeister kam die Entscheidung auch nicht überraschend, weil sie sich bereits am Ende der Saison 2017 angedeutet hatte. Nach drei Jahren im Dienst des Teams Atlas BX Racing gab es einen Kurswechsel der Koreaner, die künftig vor allem auf asiatische Fahrer setzen wollen - und deshalb keinen Platz mehr für den Motorsportler aus dem fernen Deutschland hatten. Der 43 Jahre alte Langenfelder trägt es mit Fassung: "Stimmt. Ich bin in Rente. Das ist für mich nicht wirklich ein Weltuntergang." Vom klassischen Ruhestand kann ohnehin keine Rede sein, denn Tim Bergmeister widmet sich jetzt noch intensiver der Karriere seines Sohns Jakob, der im Kartsport als Top-Talent gilt und einen ziemlich vollen Terminkalender zu beackern hat. Da sitzt er praktisch in einem Boot mit seinem Onkel Jörg Bergmeister (42), der als Porsche-Werksfahrer auch in diesem Jahr wieder weltweit unterwegs ist.

Klar: Tim Bergmeister begann einst ebenfalls im Kartsport, ehe er über Stationen wie Formel Junior, Formel König und Formel 3 in die Porsche-Serien Carrera-Cup und Supercup fand. Auch die USA (American Le Mans Series) gehörten zu seinem Portfolio als Motorsportler und 2008 brachte ihm in einem Porsche die Meisterschaft in der Serie ADAC GT Masters. Aus dem ersten seiner drei Jahre in der japanischen Serie Super GT wird Bergmeister vielleicht den 4. Mai 2012 für immer in Erinnerung behalten, als er bei einem Unfall schwere Verletzungen erlitt. Typisch: Er kämpfte sich mit der ihm eigenen Leidenschaft zurück und saß viel eher wieder in einem Renn-Auto, als die meisten das für möglich gehalten hätten. Im ersten Jahr (2014) in Korea holte Bergmeister den Titel in der Einzelwertung - der auch 2017 bis zum Schluss im Bereich des Möglichen lag. Der Team-Titel konnte sich aber ebenfalls sehen lassen.

Kart-Talent Jakob Bergmeister sollte 2017 nach dem Umstieg aus der Bambini-Klasse zu den Junioren im Feld der deutlichen älteren Konkurrenten viel lernen - was ebenso gelang wie der Wechsel ins Team des ehemaligen Formel-1-Fahrers Ralf Schumacher. Ermutigend war unter anderem das vergangene Renn-Wochenende des ADAC Kart Masters in Ampfing, als Jakob Bergmeister schon im Freien Training und im Qualifying zu den Schnellsten gehörte. Vom Pech im ersten Heat (Vorlauf), als ihn ein Mitbewerber von der Strecke beförderte, ließ sich der Zwölfjährige aber nicht aus dem Konzept bringen. In den beiden späteren Rennen reichte es jeweils zu Rang drei. "Plätze unter den ersten drei sind auch unser Ziel", sagt Tim Bergmeister, der sich komplett in Eigenregie um den Motor des Karts kümmert und bei sämtlichen Einsätzen als "Schrauber" arbeitet: "Da habe ich reichlich zu tun."

Bereits in der jüngeren Vergangenheit pendelte das schnelle Vater-Sohn-Unternehmen zwischen Italien und Deutschland hin und her. Das wird vorläufig auch nicht viel anders, zumal von morgen bis zum Sonntag im italienischen Lonato die Saison-Eröffnung der Deutschen Kartmeisterschaft mit hoher internationaler Beteiligung auf dem Programm steht. "Die Konkurrenz wird groß sein", weiß Tim Bergmeister, "ein Platz unter den ersten zehn wäre gut."

Über eine genaue Position mag Jörg Bergmeister nicht sprechen, der sich mit Leib und Seele noch einmal einem neuen Abenteuer verschrieben hat - das passend unter dem Namen "Project 1" fährt. Dahinter verbirgt sich ein deutsches Team aus Lohne, das zuletzt im nationalen Porsche-Carrera-Cup erfolgreich war. Einer der Fahrerkollegen ist Patrick Lindsey, den Bergmeister als Chef des US-Teams Park Place Motorsports aus vielen gemeinsamen Einsätzen kennt und schätzt. Dritter im Bunde ist der in der Schweiz geborene Norweger Egidio Perfetti. "Es ist alles eine Menge Arbeit", betont Bergmeister, der viel Zeit und Herzblut investiert: "Das ist mehr, als sich einfach ins Auto zu setzen und loszufahren. Aber das reizt mich ja gerade." Alle zusammen haben fast bei Null angefangen, um den neuen Porsche 911 RSR optimal auf die Einsätze in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) vorzubereiten. Beim Prolog in Le Castellet (Frankreich) konnten zuletzt alle zum ersten Mal unter Wettkampf-Bedingungen testen, wie weit sie sind. Am 5. Mai geht es dann für Jörg Bergmeister in Spa-Francorchamps (Belgien) richtig los - fast mit einer Art Heimspiel. Weitere Stationen der WEC-"Super Season" werden Le Mans (Frankreich), China und Japan sein. Rente? Ruhestand? Dass ein Bergmeister ohne Motorsport auskommt, darf als ziemlich ausgeschlossen gelten.

(RP)
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