Badminton Oliver Pongratz und der Traumjob Trainer

Langenfeld · Der frühere Deutsche Badminton-Meister arbeitet jetzt für den Verband. In Mülheim ist er zuständig für die Bereiche Damen/Jugend.

 Der feste Blick: Oliver Pongratz war während seiner Spielerkarriere bekannt dafür, im Training sehr viel zu investieren. Ähnliches erwartet er nun auch von seinen Schützlingen am Stützpunkt in Mülheim/Ruhr.

Der feste Blick: Oliver Pongratz war während seiner Spielerkarriere bekannt dafür, im Training sehr viel zu investieren. Ähnliches erwartet er nun auch von seinen Schützlingen am Stützpunkt in Mülheim/Ruhr.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Hätte ihm das vor zehn Jahren jemand prophezeit, wäre Oliver Pongratz mindestens sehr erstaunt gewesen. Der frühere nationale Serienmeister, den viele auf dem Höhepunkt der Karriere und selbst danach noch als "Mister Badminton" bezeichneten, hatte bisweilen durchaus ganz andere Vorstellungen als die Verantwortlichen im Deutschen Badminton-Verband (DBV). Das darf sogar als Untertreibung durchgehen.

Aber die Dinge haben sich gründlich geändert. Und deshalb ist das praktisch Unmögliche seit dem 1. Februar sogar Realität: Oliver Pongratz arbeitet jetzt für den Verband — in einer halben Stelle als Bundes-Stützpunkttrainer Damen/Jugend. Der ewig jung wirkende 40-Jährige nennt einen passenden Grund: "Vom Sofa aus kannst du nichts bewegen."

Oliver Pongratz ist zwar in Bayern geboren (Mindelheim) und noch heute ein Anhänger des deutschen Fußball-Renommierklubs FC Bayern, aber seit über zwei Jahrzehnten leibhaftig im Rheinland zu Hause. In der Wahlheimat Langenfeld lebt er zusammen mit seiner dänischen Frau Malene (als Bankkauffrau voll berufstätig) sowie den Kindern Louis (sieben Jahre alt) und Lucas (vier), denen neben den Badminton-Stunden die andere Hälfte des Tages von Oliver Pongratz gehört.

Oliver Pongratz hat die nationale Badminton-Szene zwischen 1990 und 2000 geprägt. Als Höhepunkt sieht er noch heute das Jahr 1996 mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Atlanta in den USA an. "Das war ein unglaubliches Erlebnis", sagt der 40-Jährige, "als Sportler musst du alles tun, um da einmal hinzukommen." Hier beginnt sich der Kreis zu schließen. Denn Pongratz, der als Berufs-Trainer gerade erst mit der A-Lizenz begonnen hat, will in Theorie und Grundlagen noch eine Menge lernen. Dafür hat er in der Praxis einen nahezu unvergleichlichen Erfahrungsschatz.

Nach dem Ausscheiden aus der Sportförderkompanie der Bundeswehr (2004/im Rang des Oberfeldwebels) begann Pongratz eine Lehre zum Bankkaufmann, die er 2007 abschloss. Nach der Geburt von Louis, einer Elternzeit, der Arbeit in einem Steuerbüro, der Geburt von Lucas und der Beschäftigung als Bankkaufmann mit reduzierter Stundenzahl ergab sich im November 2013 die neue Chance.

Da wurde die Nachricht öffentlich, dass der bisher in Mülheim/Ruhr tätige Stephan Kuhl sein Amt zum 31. Dezember aufgibt. Pongratz, in der Freizeit ohnehin längst als Trainer tätig, nahm umgehend Kontakt zum Chef-Bundestrainer Holger Hasse auf (Velbert). Der Rest ging in Gesprächen erstaunlich schnell über die Bühne — und beide Seiten sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit fruchtbar sein wird.

"Ich bin glücklich damit, wie es jetzt ist. Es war immer mein Ziel, wieder auf dem Feld zu arbeiten. Wenn ich abends nach Hause komme, fühle ich mich wie vor zehn Jahren", berichtet Pongratz, dem die Arbeit mit den jungen Sportlern riesig viel Spaß macht. Einer seiner größten Vorteile: "Ich weiß, wie sie sich fühlen." Gleichzeitig weiß er auch sehr genau, welche Belastungen im Training erforderlich und möglich sind. Oliver Pongratz, der nach eigener Aussage nicht mit der größten technischen Begabung ausgestattet war, galt schließlich in seiner erfolgreichen Karriere als einer, der im Training immer bis an die Grenzen ging. In Einsatz, Disziplin und Leidenschaft machte ihm keiner so schnell etwas vor.

Die Zusammenarbeit mit dem Verband ist zunächst bis zum 31. Dezember 2016 befristet — also bis zum Ende der nächsten Olympia-Periode nach den Spielen in Brasilien. "Wir haben viele gute junge Spieler", findet Oliver Pongratz. Für den Traum von Olympia braucht eine Top-Spielerin nach den nationalen Nominierungs-Kriterien eine Position um Platz 20 in der Weltrangliste.

Am nächsten dran ist derzeit Karin Schnaase (Rang 50/SC Union Lüdinghausen). Es folgt Olga Konon (Rang 99/1. BC Bischmisheim, derzeit wegen eines Kreuzbandrisses außer Gefecht). Weit abgeschlagen liegt Fabienne Deprez (Rang 273/FC Langenfeld), die als größtes Talent gilt und derzeit nach einer langen Verletzungs-Auszeit den Anschluss sucht. Dass ihr oder den beiden Kolleginnen die Qualifikation für Rio de Janeiro 2016 oder Tokio 2020 gelingt, vermag Pongratz nach dem Stand von heute nicht zu garantieren. Aber er hat gelernt, dass sich über die Jahre erstaunliche Dinge ergeben können.

(RP)
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