Es galt schließlich, so bald wie möglich einen Nachfolger für Schweiger zu finden, um die restlichen fünfeinhalb Wochen zur Fortsetzung der Vorbereitung auf die schwierige Mission Klassenerhalt möglichst optimal zu nutzen. Manche Bewerber fielen deshalb durch das Raster, denn sie erfüllten nicht das Anforderungsprofil. Danach kam nur ein Fußball-Fachmann in Frage, der ebenso nervenstark wie leidensfähig ist und wenig Zeit braucht, sich also am besten mit den Baumberger Verhältnissen auskennt. Jetzt steht der Mutige fest: Salah El Halimi, einst als Spieler und Co-Trainer für die Sportfreunde tätig, hat mit sofortiger Wirkung die Verantwortung für die Mannschaft übernommen.

Für die Sportfreunde war El Halimi von Beginn an die liebste Lösung. "Der Verein hat sich sehr um mich bemüht", berichtet der 38-Jährige. Der Vorsitzende Jürgen Schick begründet in der offiziellen Erklärung des Vereins, warum er sich für El Halimi entschieden hat: "Trotz zahlreicher und prominenter Trainerbewerbungen hat sich der Verein bewusst für den Ex-Spieler-/Co-Trainer entschieden, da man von seinen Trainerqualitäten überzeugt ist. Er kennt viele Spieler und das Umfeld in Baumberg. Eine Eingewöhnungs- und Findungsphase ist nicht erforderlich." Davon profitierte Salah El Halimi, der in der Mannschaft einen großen Rückhalt hat, bereits in der Schlussphase der vergangenen Saison.

Damals stand Kurths Elf drei Runden vor dem Ende der Saison wieder unter dem Strich. Die Sportfreunde zogen die Reißleine und übertrugen die Verantwortung auf den vorherigen Co-Trainer Salah El Halimi. Anschließend gelang durch die Erfolge bei Ratingen 04/19 (5:3), beim MSV Duisburg U 23 (1:0) und gegen den FC Kray (7:1) sogar noch der Sprung auf den zwölften Tabellenplatz. Ohne den unmittelbar vor dem Saisonfinale verkündeten Rückzug der Essener für die nächste Saison (damit erster Absteiger) wäre Baumberg mit seinen 49 Punkten wohl auf Rang 13 gelandet - und trotzdem gerettet gewesen.

Anschließend wollte El Halimi aus privaten Gründen für ein Jahr pausieren, denn für die Familie war Zuwachs angesagt. Am 20. November 2014 kam schließlich Töchterchen Leyla zur Welt. "Damit ist unser Glück komplett. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl", sagt der neue SFB-Coach, der sich mit seiner Frau sowie den beiden Söhnen Mohamed und Bilal riesig über die weibliche Verstärkung im Haus freut. Dass er nicht ganz von seiner Leidenschaft Fußball lassen konnte, belegt das Engagement für den MSV Hillal in Hilden (Kreisliga B). Die zwei Einheiten pro Woche dort standen und stehen aber unter dem Motto Sport mit Freunden - eine dem Ausgleich dienende Freizeit-Beschäftigung. Das wird jetzt an der Sandstraße bestimmt ganz anders. Nicht zuletzt deshalb wägte El Halimi alle Gesichtspunkte ab, ehe er eine Entscheidung traf: "Ich gehe das Abenteuer ein."

Baumberg steht nach der desaströsen Hinrunde mit bescheidenen 14 Punkten aus 17 Spielen nur auf dem 16. Tabellenplatz, der am Ende der Saison auf jeden Fall den Gang in die Landesliga bedeutet. "Unsere Lage ist extrem schwierig", weiß El Halimi, der sich aus Respekt vor Schweiger keinen Kommentar zu dessen Arbeit erlaubt: "Ich kenne Marc als Super-Typen und guten Trainer. Woran es gelegen hat, weiß ich nicht." Ganz klare Vorstellungen hat er jedoch davon, wie er die künftigen Auftritte der Baumberger aussehen sollen: "Wir müssen unbedingt als Mannschaft zusammenwachsen. Gelingt uns das nicht, werden wir den Klassenerhalt nicht schaffen können. Das ist wie mit einem Karren, der im Dreck festsitzt. Jetzt müssen alle aussteigen und beim Anschieben mithelfen. Nur so kann es gelingen."

Der Start ins neue Trainerleben bringt neben der üblichen Übungsarbeit vor allem eins: Gespräche, Gespräche, Gespräche. El Halimi kennt zwar viele Spieler noch sehr gut, war aber zuletzt nicht dicht genug an den Ereignissen dran. In enger Abstimmung mit Co-Trainer Christian Ovelhey und Torwart-Trainer Sascha Polensky, die seit dem vergangenen Donnerstag mit dem Beginn der Winter-Vorbereitung übergangsweise die Einheiten steuerten, will El Halimi das fast Unmögliche schaffen. "Natürlich bin ich fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten. Sonst hätte ich das nicht übernommen", betont der SFB-Coach, "aber eine Garantie darauf gibt es nicht." Garantiert ist dafür, dass auf ihm alle Baumberger Hoffnungen ruhen.