Analyse So bleibt die 3. Liga eine Nummer zu groß

Langenfeld · Die Handballer der SG Langenfeld liegen nach dem ersten Rückrunden-Spieltag fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer. Der Aufsteiger ist immer noch stark von Tim Menzlaff und André Eich abhängig. Das Team von Trainer Dennis Werkmeister muss auch dringend konstanter werden.

 Textil-Test: Dustin Thöne (mit Ball) und Tim Menzlaff (ganz links) erleben derzeit mit Langenfeld in der 3. Liga manche Zerreißprobe.

Textil-Test: Dustin Thöne (mit Ball) und Tim Menzlaff (ganz links) erleben derzeit mit Langenfeld in der 3. Liga manche Zerreißprobe.

Foto: Ralph Matzerath (Archiv)

Das Risiko war allen klar und die 3. Liga musste als Abenteuer mit ungewissem Ausgang gelten. Die Handballer der SG Langenfeld (SGL) konnten der Konkurrenz schließlich kein angemessenes Umfeld entgegensetzen - vor allem finanziell nicht. Deshalb gab es keine wesentlichen personellen Änderungen. Was von Anfang an blieb, waren Geschlossenheit und Euphorie. Beides hatte entscheidend mit dafür gesorgt, dass Handball-Langenfeld eine sagenhafte Saison 2016 mit dem Triumph im Deutschen Amateurpokal und dem Aufstieg in die 3. Liga erreichte. Dort sind inzwischen die Hinrunde und der erste Spieltag der zweiten Serie absolviert. Stand nach dem 29:32 gegen den Leichlinger TV: Die Distanz zum rettenden Ufer ist auf fünf Punkte angewachsen und Langenfeld mit 5:21 Zählern Letzter. Für den in dieser Form doch ernüchternden Zwischenstand gibt es ein Bündel an Gründen.

Die Abwehr Das Team von Trainer Dennis Werkmeister konnte Leichlingens effektiven Angriff bei 32 Gegentreffern halten. Das ist - besonders nach dem 28:39 aus der Hinrunde - ein gutes Resultat. Unter dem Strich stehen 505 Gegentreffer aus 16 Spielen auf dem Konto, also 31,56 pro Partie. Die Abwehr mit den Keepern Tobias Geske und Tobias Joest kassierte selbst gegen Kontrahenten aus der unteren Hälfte oft mehr als 30 Tore. Deshalb gab es ein 26:35 gegen Schalksmühle-Halver (Neunter) und ein 24:32 gegen den TV Korschenbroich (Zehnter). Auch das 28:35 beim inzwischen auf Rang sechs gekletterten GSV Eintracht Baunatal oder das 29:31 beim TSV GWD Minden II (Elfter) passen in dieses Schema.

Der Angriff Ein Sieg ist nur dann drin, wenn die offensiven Schlüsselspieler funktionieren. Die fünf erreichten Punkte beweisen das. Beim 30:30 gegen Krefeld steuerte André Eich neun Treffer bei (fünf Siebenmeter) und Tim Menzlaff traf sechs Mal. Beim 30:26 gegen Ahlen folgte mit 13 Toren die große Menzlaff-Show. Im Idealfall sind drei Rückraumspieler auf Augenhöhe unterwegs. Beim 34:26 über Gummersbach II trugen Henrik Heider (sieben), Eich (sieben/vier Siebenmeter) und Menzlaff (fünf) 19 Tore bei.

Erstaunlich: In der offiziellen Statistik für die 3. Liga liegen zwei Langenfelder jeweils auf Platz zwei. Tim Menzlaff ist mit 91 Treffern Zweiter bei den Feldtoren - jenem Bereich, der um Siebenmeter bereinigt ist. Dort wiederum ist André Eich ebenfalls die Nummer zwei. Der Spielmacher, der bei 78 Toren geführt wird, hat 40 von 47 Strafwürfen verwandelt. Die Bilanz zeigt, wie sehr Langenfeld von Menzlaff und Eich abhängig ist. Das wird so bleiben und ohne starke Leistungen des Duos Menzlaff/Eich wird die SGL kaum ein weiteres Spiel gewinnen.

Die Euphorie Langenfeld zeigt immer noch ganz viel Einsatz. Anderenfalls hätte es unter anderem gegen Leichlingen nach einem 6:15 (23.) wohl kaum die Kraft für ein am Ende ordentliches Resultat gefunden. Langenfeld hat aber in den meisten Spielen zu oft eine zu lange Phase, in der wenig passt. Deshalb gab es die eine oder andere rätselhafte Niederlage - wie beim 26:35 gegen Schalksmühle (15:14 zur Pause) oder beim 24:32 gegen Korschenbroich (14:13). Echte Euphorie kann dann nicht entstehen. Dabei sind gerade Spielfreude und die Lust am Handball, die mal eine echte Triebfeder waren, so wichtig.

Die Aussichten Zu den für Langenfeld schlechten Nachrichten gehörten neben der eigenen Niederlage die Ergebnisse der Konkurrenz und besonders überraschend war das 29:25 des TuS Volmetal gegen den Achten HSG Krefeld. Volmetal liegt nun auf Rang 13, dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, mit 10:22 Zählern fünf Punkte vor Langenfeld (5:27). Die SGL wird ebenfalls die eine oder andere Überraschung benötigen, um die Klasse zu halten. Siege über Keller-Konkurrenten alleine werden nicht mehr reichen. Sollte dieses Team tatsächlich den Abstieg verhindern können, wäre das so viel wert wie der Aufstieg selbst - eher mehr. Das Risiko war aber allen klar und die höhere Klasse musste immer als Abenteuer mit ungewissem Ausgang gelten. Ob Drittliga-Handball in Langenfeld auf Dauer überhaupt möglich/gewollt ist, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort