Jahresrückblick Triumphe, Tränen und Trophäen

Ganz klar: Das Sportjahr 2010 war reich an Höhepunkten – erfreulichen und unerfreulichen, überraschenden und erwarteten. Die Vereine aus Langenfeld und Monheim erlebten ein echtes Wechselbad der Gefühle.

Ganz klar: Das Sportjahr 2010 war reich an Höhepunkten — erfreulichen und unerfreulichen, überraschenden und erwarteten. Die Vereine aus Langenfeld und Monheim erlebten ein echtes Wechselbad der Gefühle.

Und mancher musste dabei sogar von einer alten Liebe Abschied nehmen. Die Nachricht schlechthin in diesem Zusammenhang verbreitete sich am 22. Februar wie ein Lauffeuer durch die Badminton-Gemeinde — als der FC Langenfeld (FCL) seinen Rückzug aus der höchsten deutschen Klasse öffentlich machte.

Zum wegbrechenden Dominostein, der das gesamte Gebäude beim zweimaligen Deutschen Mannschafts-Meister einstürzen ließ, wurde der siebenmalige Deutsche Einzel-Meister Björn Joppien. Der 29-Jährige musste seine Karriere auf ärztliches Anraten wegen starker Rückenbeschwerden praktisch über Nacht beenden. Ohne Joppien sah der FCL keine Chance mehr, mit einem wettbewerbsfähigen Team weiterzumachen. "Wir hätten trotzdem irgendwie eine Mannschaft hinstellen können", sagte damals Manager Günther Joppien. "Aber das wollten wir uns und vor allem den anderen Vereinen ersparen."

Harte Rückschläge

Nur ein paar Wochen später wusste Björn Joppien dann endgültig, dass seine Entscheidung zum Rückzug vom Körper erzwungen und richtig war. Die Ärzte diagnostizierten bei ihm Diabetes vom Typ 1. Eine harte Nachricht — besonders für einen, der jahrelang Hochleistungssport betrieben hat. Mittlerweile hat Joppien gelernt, mit der Krankheit umzugehen. Ob und wann er wieder zum Schläger greift, ist derzeit aber völlig offen. Wie auch die Frage, ob der FCL irgendwann aus der Regionalliga den Sprung zurück in die 1. oder zumindest 2. Bundesliga schafft — zumal jetzt kurzfristig zwei weitere Hiobsbotschaften eintrafen. Andreas Wölk muss wegen eines Hüftschadens ganz mit dem Leistungssport aufhören und Mike Joppien nach einer Not-Operation (Darmdurchbruch) bis zum Ende der Saison 2010/2011 pausieren.

Die Nachbarn aus Monheim mussten vor Kurzem ebenfalls einen Rückschlag verkraften — als die Basketballer der BG Monheim (BGM) den sofortigen Rückzug aus der Oberliga vollzogen. "Das war ein schwerer Schritt. Wir haben viele Szenarien durchgespielt und beschlossen, dass es so das Beste für alle Beteiligten ist. Sportlich ist das sicher nicht die feinste Lösung, aber es geht hier auch um die Gesundheit der Spieler", erklärte Tom Warschun, der bei den Tigers nicht nur als Trainer verantwortlich ist, sondern auch als 2. Vorsitzender — und deshalb erst recht seiner Fürsorgepflicht gerecht werden wollte.

Weil aus der ohnehin dünnen Personaldecke erneut Spieler wegbrachen, wären nur fünf Leute aus dem alten Stamm übrig geblieben und die Aushilfen aus dem eigenen Nachwuchs und der zweiten Mannschaft zu stark belastet. Nach dem Regelwerk des Verbandes stehen die Tigers nun als Absteiger fest und treten 2011/2012 mit einer sehr jungen Mannschaft in der Landesliga an. "Wir arbeiten an einem Neuaufbau und wir versuchen, unseren Weg mit mehr eigenen Leuten aus der Jugend zu gehen."

Souveräner Aufstieg

Einer der ganz großen Gewinner in den zurückliegenden zwölf Monaten sind die Sportfreunde Baumberg, die am Ende der Saison 2009/2010 souverän den Aufstieg aus der Landesliga in die Niederrheinliga schafften — und damit die Vorherrschaft im Fußball-Kreis Solingen übernommen haben. Die ehemalige Führungskraft FC Union Solingen ist praktisch von der Bildfläche verschwunden, während die beiden Landesligisten TuSpo Richrath und HSV Langenfeld mit dem sportlichen Überleben zu kämpfen haben. Als die Saison am 30. Mai 2010 endete, hatte das Team um den damaligen Trainer Thomas Klimmeck mit acht Punkten Vorsprung souverän die Meisterschaft in der Tasche.

Klimmeck ist gegangen und dafür als Nachfolger der frühzeitig verpflichtete Jörg Vollack gekommen. Geblieben ist der sportliche Erfolg, denn nach dem Aufstieg sind die Baumberger auf dem besten Weg, sich einen festen Platz in der Niederrheinliga zu sichern. Sechs Siege, zwei Unentschieden und sieben Niederlagen brachten bei 20:23 Toren den elften Platz und ein beinah ausgeglichenes Konto. Sollten die Sportfreunde so weitermachen, wird der Abstiegskampf bestimmt kein Thema sein — was angesichts der starken Konkurrenz eine beachtliche Leistung ist. Den erstaunlichsten Fußballer des Jahres haben die Baumberger auch noch in ihren Reihen: Kosta Knezevic war in der alten Saison mit 26 Toren der Top-Torjäger. Seine Ankündigung damals: "Ich spiele, solange es mir Spaß macht und ich nicht chancenlos den jungen Leuten hinterherlaufe." Davon kann zumindest vorerst noch keine Rede sein, denn Routinier Knezevic (35) ist mit acht Treffern schon wieder der beste Angreifer der Sportfreunde.

Der Trophäensammler

Er läuft und läuft und läuft — auf Hochtouren sogar, seit vielen Jahren schon. Motorsportler Jörg Bergmeister dürfte auch im Jahr 2010 wieder der einzige Langenfelder gewesen sein, der seiner Berufung als Profisportler nachging und damit auch seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Seitdem der inzwischen 34 Jahre alte Rennfahrer aus Leidenschaft zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten von Amerika in der American Le Mans Series (ALMS) auftauchte, sammelte er Trophäen in Hülle und Fülle. Dass ihn Porsche immer wieder als Werksfahrer unter Vertrag nimmt, kann keinen Motorsportbegeisterten auf und neben der Piste wundern, denn Jörg Bergmeister lässt seine Erfolge für sich sprechen.

Im Jahr 2010 war er fürs kalifornische "Team Flying Lizard Motorsports" erneut mit seinem kongenialen Partner Patrick Long unterwegs. Die beiden Freunde setzten sich wieder gegen die Konkurrenz durch, die Ferrari, BMW oder Chevrolet auf die Beine gestellt hatten. Für Jörg Bergmeister war es ganz nebenbei bereits der fünfte Gesamtsieg in der ALMS — nach 2005, 2006, 2008 und 2009. Im Hintergrund laufen inzwischen längst die Vorbereitung für die kommende Serie auf Hochtouren, sowohl bei den Lizards und Patrick Long als auch bei Bergmeister, dessen Vertrag als Werksfahrer jüngst verlängert wurde.

Gebündelte Kräfte

Als Sieger dürfen sich auch die Langenfelder Tischtennis-Spieler fühlen, die sich im vergangenen Jahr zu einem ebenso revolutionären wie richtigen Schritt entschlossen. Verantwortliche der Unitas und des SC Germania Reusrath taten sich zusammen, um die Kräfte zu bündeln. Folge: Das noch unter Unitas Langenfeld laufende Projekt könnte in der Landesliga sogar zum Aufstieg in die Verbandsliga führen. Dass nicht alles rund um den Zusammenschluss für alle Beteiligten glücklich war, liegt in der Natur der Sache. Dennoch: Der Mut, alte Pfade zu verlassen, könnte ein Vorbildfunktion haben — etwa für die Fußballer, die bei freundlicher Darlegung auf der Stelle treten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort