Lokalsport Was sich Zuschauer manchmal "denken"

Monheim · Louis Klotz redete nicht um den heißen Brei herum. Für den Mittelfeldspieler des Fußball-Oberligisten SF Baumberg (SFB) war das Derby beim FC Monheim (FCM) noch außergewöhnlicher als für viele andere, denn der dienstliche Vorgesetzte des 27-Jährigen ist Werner Geser, seines Zeichen auch Vorsitzender des FCM. Klotz, angeschlagen und nicht auf der Höhe seiner Schaffenskraft, konnte dem Duell keinen Stempel aufdrücken - was er gerne getan hätte. "Das war ein Gurkenspiel", meinte Klotz, "und ich war richtig schlecht. Das hat ja jeder gesehen." Unter dem Strich waren einige Beteiligte nicht in der Verfassung, die für ein Derby auf Top-Niveau nötig gewesen wäre.

 Enttäuscht: Baumbergs Louis Klotz (links/rechts Monheims späterer Torschütze Lewis Biade) konnte mit seiner eigenen Leistung wenig anfangen.

Enttäuscht: Baumbergs Louis Klotz (links/rechts Monheims späterer Torschütze Lewis Biade) konnte mit seiner eigenen Leistung wenig anfangen.

Foto: Ralph Matzerath

In einer ziemlich seltsamen Verfassung traten andere auf. Als die Sportfreunde in der 86. Minute das 1:0 erzielt hatten, feierten sie ihren Treffer. Alles wirkte normal. Womit niemand rechnen konnte: Ein Zuschauer, der nach Beobachtung aller aus Baumberg kam (aber keineswegs deren Fans "Baumberger Jungs" angehörte), hielt es erstens für eine gute Idee, den Platz zu betreten. Für eine noch bessere Idee hielt er es, in der Nähe der Monheimer Bank seine Hose herunterzuziehen und die Gastgeber auf diese Weise übel zu provozieren. Prompt drohte die Szene zu eskalieren. Jeder hatte nun besonders viel mit jedem zu reden. Es dauerte ein bisschen, ehe Schiedsrichter Markus Wollenweber (BW Venn) die Lage in den Griff bekam. Der Auslöser der wilden Diskussionen musste den Platz verlassen. Was denn sonst?

Eine Eskalation drohte später noch einmal. Als die Monheimer in der fünften Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielt hatten, feierten sie. Alles sah normal aus. Womit niemand rechnen konnte: Eray Bastas, ein Spieler des FCM, der bereits ausgewechselt war, hielt es für eine gute Idee, die Aktion nach dem 1:0 zu beantworten. Dazu baute er sich provokativ vor der Baumberger Bank auf. Prompt drohte die Szene zu eskalieren. Und erneut hatten plötzlich viele Menschen auf dem Platz wieder eine Menge mitzuteilen. Als sich alles halbwegs beruhigt hatte, tat Schiri Wollenweber das Richtige: Er pfiff schnell ab.

Es spricht für die Spieler beider Seiten, dass es recht bald viele versöhnliche Gesten und Umarmungen gab. Selbstredend gab es weiter Diskussionen - wie sie aber üblich sind. Ein Stück abseits arbeiteten auch die Trainer Dennis Ruess (FCM) und Salah El Halimi das Gesehene nach. Einigkeit dürfte darüber geherrscht haben, dass dieses Derby fußballerisch kein Fest war. Knapp 1000 Zuschauer sorgten trotzdem für einen guten Umsatz an Verpflegungs- und Getränkeständen. Hier lief es im wahrsten Sinne des Wortes flüssig. FCM-Chef Geser und sein Organisationsteam hatten ganze Arbeit geleistet.

(RP)
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