Motorsport Wenn der Schmerz den Spaß verdrängt

Langenfeld · Motorsportler Jörg Bergmeister fuhr beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans auf Platz zwei der Klasse GTE-Pro – so weit vorne wie lange nicht. Der Unfalltod des Dänen Allan Simonsen verdrängte aber jeden Gedanken an eine fröhliche Feier.

 Nachdenklich: Jörg Bergmeister, Patrick Pilet und Timo Bernhard (von rechts) konnten sich bei der Siegerehrung weder am Blumenschmuck noch an den wenig später überreichten Pokalen für den zweiten Platz erfreuen.

Nachdenklich: Jörg Bergmeister, Patrick Pilet und Timo Bernhard (von rechts) konnten sich bei der Siegerehrung weder am Blumenschmuck noch an den wenig später überreichten Pokalen für den zweiten Platz erfreuen.

Foto: Porsche AG

Motorsportler Jörg Bergmeister fuhr beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans auf Platz zwei der Klasse GTE-Pro — so weit vorne wie lange nicht. Der Unfalltod des Dänen Allan Simonsen verdrängte aber jeden Gedanken an eine fröhliche Feier.

 Vorfahrt: Jörg Bergmeister hätte seinen Porsche 911 RSR (links) liebend gerne als Sieger über die Ziellinie von Le Mans gesteuert.

Vorfahrt: Jörg Bergmeister hätte seinen Porsche 911 RSR (links) liebend gerne als Sieger über die Ziellinie von Le Mans gesteuert.

Foto: Porsche AG

Jörg Bergmeister ist Motorsportler aus Leidenschaft und nie mit mittelmäßigen Ergebnissen zufrieden. Deshalb passt der zweite Platz in der Klasse GTE-Pro beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans in Frankreich gut ins Bild. Der Langenfelder bekam ja die erhoffte Position auf dem Podest, das durch den Doppelsieg für Porsche ganz gut mit Werksfahrern bestückt war.

Doch das war am Ende nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stand die Trauer um den Dänen Allan Simonsen, der in einem Aston Martin kurz nach dem Rennbeginn einen tödlichen Unfall erlitt. "Mir ist gerade überhaupt nicht nach feiern zumute", sagte der Langenfelder kurz nach der Siegerehrung, "ich hatte nach dem Unfall sehr gemischte Gefühle." Der Franzose Patrick Pilet, im Porsche 911 RSR ein Teamkollege Bergmeisters, äußerte sich — wie viele andere — ähnlich: "Im Moment denken wir alle an Allan und deshalb ist dieser Erfolg für mich nicht der schöne Moment, der er eigentlich sein sollte."

Den Piloten blieb als Lösung nur übrig, sich für den größten noch ausstehenden Teil des Rennens auf ihre professionellen beruflichen Fähigkeiten zu konzentrieren. "Das haben wir bis zum Ende getan", berichtete Bergmeister, der beim Umschalten aufs rein Sportliche immerhin eine Menge an positiven Punkten zusammentragen konnte: "Das Auto und unsere Geschwindigkeit waren sehr gut." Die umfangreiche Statistik bot einen Beleg dafür, denn der Porsche mit der Startnummer 91 erzielte in der 77. Runde mit 3:55,323 Minuten für die 13,629 Kilometer auf dem "Circuit des 24 Heures" die Klassen-Bestmarke — noch vor dem siegreichen Porsche-Schwesterauto mit der Startnummer 92 (3:55,453).

Dass es bei seiner zwölften Le-Mans-Teilnahme nicht zum zweiten Erfolg reichen würde (nach 2004), ahnte Jörg Bergmeister, der sich schnell von Startplatz sieben auf Rang vier vorgearbeitet hatte, in einer frühen Gelbphase sehr zeitig. Hier sammelte ihn eins der drei auf der langen Strecke zur Sicherung eingesetzten Autos etwa vier Sekunden zu früh ein. Zwei Aston Martin und der zweite Porsche waren gerade durch, als das eine Safety Car direkt vor Bergmeister auf die Strecke fuhr — der jetzt durch die reduzierte Geschwindigkeit rund zwei Minuten auf die enteilten drei Mitbewerber verlor. "Sicher weiß man nie, was noch alles passiert", betonte Bergmeister, "aber im Grunde war das Rennen für uns nach zwei Runden gelaufen. Aus eigener Kraft lässt sich ein derartiger Rückstand eigentlich nicht aufholen."

Sonst kam Bergmeister im Wechsel mit Patrick Pilet und Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau) fast ohne jedes Problem über die Runden — und an der Technik gab es gar nichts auszusetzen. Auch die Stopps mit Betanken, Reifenwechsel und Fahrerwechsel funktionierten reibungslos. Die heikelste Szene passierte trotzdem in der Boxengasse, als ein Ferrari den Porsche fast abgeräumt hätte. Während der Ferrari für seine regelwidrige Aktion eine Strafe kassierte, kam der Porsche bei der Berührung glimpflich davon (Rückleuchte ausgetauscht).

Beide Porsche trugen auch durch die Nacht konstant gute Rundenzeiten vor und ließen sich später selbst von wolkenbruchartigem Regen nicht irritieren. Zwei Stunden vor dem Ende lagen Romain Dumas (Frankreich), Marc Lieb (Ludwigsburg) und Richard Lietz (Österreich) vor Bergmeister, Pilet und Bernhard. Die sechs Werksfahrer brachten den Doppelsieg sicher über die Bühne und Bergmeister konnte seinem zweiten Platz doch was abgewinnen: "Ich bin Motorsportler. Natürlich gewinne ich da lieber selbst. Aber wenn schon einer vor mir liegt, dann natürlich am besten ein anderer Porsche. Für uns ist das ein perfektes Team-Ergebnis." Von einer großen Feier wollte er diesmal trotzdem nicht wissen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort