Paralympics David Behre Zum ganz großen Glück fehlt noch die Einzelmedaille

Langenfeld · Nach Staffel-Bronze in London will sich der TSV-Sprinter in Rio seinen Traum von einer Medaille über 100, 200 oder 400 Meter erfüllen.

Leverkusen (sand) Die paralympische Einzelmedaille fehlt David Behre noch in seinem Sortiment. Das soll sich in den nächsten Tagen in Rio de Janeiro ändern. "Darauf habe ich die letzten vier Jahr hingearbeitet", sagt der 29-Jährige mit reichlich Vorfreude. Unmittelbar nach den Paralympics 2012 in London - seinen ersten - hatte er das Ziel klar formuliert. Da wusste Behre allerdings noch nicht, dass er als Doppelweltmeister nach Brasilien reisen würde: In Doha gewann er bei der WM im vergangenen Jahr mit der 4x100-Meter-Staffel und auch alleine über 400 Meter.

Morgen steigt der beidbeinig unterschenkelamputierte Leichtathlet ins Wettkampfgeschehen der Paralympics ein. In der Nacht zu Freitag kämpft er mit seinen Leverkusener Teamkollegen Felix Streng und Johannes Floors um die Finalteilnahme über 100 Meter.

Doch wie vor den Spielen in London, als nach einem Meniskusriss und einer Infektion gar eine Amputation des Knies oder ein Karriereende gedroht hatte, verlief seine Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt auch dieses Mal nicht optimal: Im März und April warf ihn eine traumatische Thrombose zurück, weil die Prothese nicht richtig saß. "Da konnte ich nur alternativ trainieren, war viel im Wasser, auf dem Rad oder im Kraftraum", erinnert sich der 29-Jährige.

An Form hat er wenig verloren, lediglich das Laufgefühl kam nur langsam wieder. Auf Behre wartet in Rio ein volles Programm. Neben den 100 Metern, stehen Starts über 200 und 400 Meter sowie mit der 4x100-Meter-Staffel auf dem Plan. Favorit ist Behre in einem engen Feld über 400 Meter trotz seines WM-Titels nicht unbedingt. Im Verlauf der Saison sind die Leistungen auf der Stadionrunde explodiert. Nach der Bestätigung der Sperre des US-Amerikaner Blake Leeper ist der Top-Favorit aus dem Rennen. Somit bleiben sechs Athleten, die um den Titel kämpfen.

Sein 30. Geburtstag am 13. September wird daher diesmal kleiner ausfallen müssen, am nächsten Tag steht der Vorlauf über 400 Meter an, am 15. dann der Endlauf. Wenn es optimal läuft, hat sich Behre das Geschenk sowieso schon vorzeitig gemacht, denn am 12. September wird es mit der Staffel ernst. "Wir haben eine Mega-Chance, die Amerikaner zu ärgern", erklärt der Läufer.

Zwar haben die USA die besseren Einzelleistungen vorzuweisen, doch der Faktor Leverkusen spricht für Deutschland. Markus Rehm, Felix Streng, Johannes Floors - alle starten wie Behre für den TSV Bayer 04. "Das ist unsere Vereinsstaffel. Wir trainieren jeden Dienstag und sind bislang gut unterwegs", sagt Behre.

Seit seinem ersten internationalen Einsatz bei der WM 2009 kam er nie ohne Medaille nach Hause. Der TSV-Athlet wurde drei Mal Europameister, zwei Mal Weltmeister, in London gab es Staffel-Bronze. Eine steile Karriere für den Moerser, der 2007 nach einem Zug-Unfall beide Unterschenkel verlor und nach einen Fernsehbeitrag über Oscar Pistorius den Entschluss fasste, Prothesensprinter zu werden.

In seinem Buch "Sprint zurück ins Leben" schreibt Behre über seine Reha, über seine ersten Schritte auf Sprintprothesen und von seinem Weg zu den Paralympics.

In Rio könnte er nun ein weiteres Kapitel hinzufügen.

(RP)
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