Langenfeld Stadt baut vier Hallen für Flüchtlinge

Langenfeld · An Bahnstraße, Winkelsweg und Haus Gravener Straße entstehen Unterkünfte für 240 Asylbewerber. Weitere Neu- und Umbauten laufen.

Der Rasen ist entfernt, nun wird der Boden neben der Obdachlosenunterkunft an der Bahnstraße befestigt. Anwohner der nahe gelegenen Einfamilienhäuser, die sich in den vergangenen Tagen über diese Bauarbeiten gewundert hatten, wissen jetzt Bescheid: Eine Leichtbauhalle für 60 Asylbewerber wird dort bis spätestens Februar aufgebaut. So steht es auf einem von Bürgermeister Frank Schneider unterzeichneten Schreiben, das an die gesamte Nachbarschaft verschickt worden war; mit der Bitte, den demnächst in diese Halle einziehenden Flüchtlingen "als verständnisvolle und die helfende Hand reichende Gastgeber entgegenzutreten".

Auch in anderen Stadtvierteln finden Anwohner solch ein Schreiben des Bürgermeisters jetzt in ihrem Briefkasten. Nach Auskunft der städtischen Ersten Beigeordneten Marion Prell werden noch drei weitere solcher 60-Personen-Hallen am Winkelsweg (zwei) und an der Haus Gravener Straße aufgebaut. Die Zahl der zugewiesenen Asylbewerber stagniere zwar seit wenigen Wochen. "Aber ich gehe fest davon aus, dass der Zustrom bald wieder einsetzen wird." Aktuell halten sich nach Prells Angaben 839 Asylbewerber in Langenfeld auf, "davon 196 aus sicheren Herkunftsstaaten". Sie wohnen in zwölf Unterkünften, darunter zwei Turnhallen und die Wiescheider Bürgerhalle, 20 weitere Asylbewerber seien anderswo untergebracht. "In den letzten Wochen sind kaum neue hinzugekommen, weil in NRW die Flüchtlinge jetzt verstärkt den Großstädten zugewiesen werden, nachdem sie letztes Jahr überproportional auf kleinere Städte wie eben Langenfeld verteilt worden waren." Obendrein sei die für 200 noch nicht registrierte Flüchtlinge neben dem Konrad-Adenauer-Gymnasium (Turn- plus Leichtbauhalle) eingerichtete Notunterkunft aktuell nur mit etwa 30 Personen belegt, sagt Prell. "Das Land hat für die Erstaufnahme jetzt eigene Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. Ob und wann unsere als Amtshilfe gedachte Notunterkunft wieder stärker belegt wird, lässt sich momentan nicht abschätzen."

Bürgermeister Schneider kritisiert, dass sich die vom Land den Städten gewährten Zuschüsse von jährlich 10.000 Euro pro Flüchtling nicht auf die momentanen Personenzahlen beziehen. "Im August hatte Langenfeld 597 zugewiesene Flüchtlinge, jetzt sind es weit über 800." Dass das Land somit zunächst nur für etwas mehr als die Hälfte der Flüchtlinge Geld überweise und nicht für die tagesaktuell abrufbare Zahl von Flüchtlingen, gehe zu Lasten der Kommunen, die immer mehr Menschen unterbringen und betreuen müssen. Laut Sozialamtschef Holger Hammer kümmern sich zurzeit neun Honorarkräfte mit 77 Wochenstunden um Flüchtlinge.

Nach Prells Angaben stehen für 199 Asylbewerber jetzt Zelte in einer beheizbaren Halle an der Bahnhofstraße bereit, in die bislang noch niemand eingezogen sei. An der Haus Gravener Straße werde gerade eine Gewerbehalle (80 Plätze) hergerichtet, auf dem Gelände der LVR-Klinik ein Haus für 50 weitere Flüchtlinge. Zusammen mit den genannten vier Leichtbauhallen (240), zwei weiteren LVR-Klinikgebäuden (135) und vor allem dem ab April verfügbaren Neubau am Winkelsweg (310) erhöhten sich in den kommenden beiden Monaten die Kapazitäten enorm.

(mei)
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