Monheim Stadt macht motivierte Flüchtlinge fit

Monheim · In einem Pilotprojekt für 500.000 Euro sollen bis zu zehn Asylsuchende fortgebildet werden.

Flüchtlinge, die über einen technischen Studien- oder Berufsabschluss verfügen, müssen oft in einer bis zu fünfjährigen Warteschleife ausharren, bis sie in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Für diesen ausgesuchten Personenkreis will die Stadt Monheim in Kooperation mit der Kölner Artech Consulting GmbH ein Pilotprojekt anstoßen. Die 2009 von Amaniyel Arslan gegründete IT-Firma beschäftigt 25 Mitarbeiter, die zum Teil selber einen Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung haben. "Wir können uns in ihre Situation hineinversetzen", so Arslan im Sozialausschuss. In 18 Monaten sollen bis zu zehn sorgfältig ausgewählte Flüchtlinge in CAD- und PLM-Programmen so weit geschult werden, dass sie in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt werden können. "Wir haben Erfahrung darin, Menschen in kurzer Zeit auf einen bestimmtes Niveau zu bringen, dass sie in einem Unternehmen Aufgaben übernehmen können", so Arslan. Voraussetzung ist, dass die Kandidaten einen Aufenthaltstatus haben, der den Abschluss der Fortbildung zulässt. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren sollen die Kandidaten für dieses Pilotprojekt in Hinblick auf ihre Motivation, ihre Ausdauer und ihr Auffassungsvermögen getestet werden. "Wir wissen aber auch, wie man Menschen stabilisiert, damit sie das Programm durchhalten", versichert Projektleiter Sanjeev Rajapreyar. Ihr Multikulti-Unternehmen sei so "Feuer und Flamme" für dieses Projekt, dass man sogar bereit sei, einen Teil des Vermittlungsrisikos zu übernehmen. Wenn also Kandidaten vorzeitig aus dem Programm aussteigen, werden der Stadt Monheim nur die Kosten bis zum Quartal berechnet und die Erfolgsprämie entfällt. Außerdem biete Artech die drei für das Projekt freigestellten Trainer zu einem Rabattpreis an. "Wir starten mit einen guten Schuss Idealismus", so Rajapreyar

Dennoch schlug dem Unternehmen im Sozialausschuss auch viel Skepsis, gar Misstrauen entgegen. Werner Bischoff (Awo) bemängelte, dass man mit diesem Projekt nur sehr wenige Menschen erreiche, es gehe um Elitenförderung. Dies stünde in keinem Verhältnis zu einer Investition von 500.000 Euro. Stefanie Rohm (SPD) kritisierte, dass das Projekt in keinem anerkannten Abschluss ende. Auch die CDU stieß sich an der geringen Teilnehmermenge. "Es wäre besser, eine größere Zahl mit mittleren Voraussetzungen zu fördern", sagte Peter Werner. Bereichsleiterin Christiane Schärfke wies darauf hin, dass dafür ja kein anderes Hilfsprojekt für Flüchtlinge gekürzt werde, das Welcomeprojekt laufe weiter. Holger Radenbach (Peto) sprach sich engagiert für das Projekt aus. Man müsse diese Investition in Relation mit den später eingesparten Sozialleistungen und den Steuern setzen, die der Flüchtling einmal zahlen werde. Er erklärte, dass einem Pilotprojekt per se etwas Experimentelles anhafte und daher immer erst einmal mit wenigen Personen anfange. Wenn es aber gelinge, könne es zum Vorbild auch für andere Unternehmen und Städte werden, betonte Bürgermeister Daniel Zimmermann. Am Ende stimmten neun Mitglieder (u.a. Peto) für das Projekt, drei (SPD/Awo) dagegen, fünf enthielten sich.

(RP)
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