Monheim Stadt stellt mehr Inklusionshelfer ein

Monheim · Schulleiter Achim Nöhles: "Helfer sollen den gemeinsam Unterricht möglich machen."

 An der Armin-Maiwald-Schule gab es früher vom Kreis finanzierte Integrationshelfer.

An der Armin-Maiwald-Schule gab es früher vom Kreis finanzierte Integrationshelfer.

Foto: Matzerath

Verhaltensauffällige Kinder stellen Pädagogen vor große Herausforderungen. Ein Kind mit dem Förderschwerpunkt seelische, emotionale Entwicklung (z.B Autismus) reicht manchmal schon, um eine ganze Klasse aufzumischen. "Entweder das Kind liegt ständig unterm Tisch, oder es kann nicht stillsitzen, ruft dauernd dazwischen oder es reagiert bei kleinsten Anlässen sehr aggressiv", schildert Achim Nöhles, Leiter der Schule am Lerchenweg, die Bandbreite der nicht schulkonformen Verhaltensweisen. Dann bräuchten die Lehrer jemanden, der das Kind entweder beruhigt, es zum Mitmachen motiviert oder - als letzten Ausweg - mit ihm zeitweise die Klasse verlässt. Eine solche Entlastung für den Lehrer böten Inklusionshelfer. "Er oder sie sollen den Unterricht möglich machen", beschreibt es Nöhles.

Ab dem nächsten Schuljahr soll seine Schule zwei Inklusionshelfer erhalten. Das hat kürzlich der Rat der Stadt Monheim entschieden. Auch die Astrid-Lindgren-Schule soll mit einer Stelle ausgerüstet werden. Bisher verfügten neben der Sekundarschule (6) und der Gesamtschule (6) unter den Grundschulen nur die Hermann-Gmeiner- und die Armin-Maiwald-Schule über Inklusionshelfer. Nachdem im letzten Schuljahr erstmals auch vier Schüler mit Förderbedarf am Gymnasium aufgenommen wurden, soll auch dort eine Helfer-Stelle eingerichtet werden.

Zum Hintergrund: Seit dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz von 2013 gilt bezüglich der Schulform, die ein behindertes Kind besucht, der Elternwille. Seitdem ist der Anteil an Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die an regulären Schulen unterrichtet werden, stetig gestiegen. Das Problem: "Nur bei drei Prozent meiner Schüler (10) wurde ein Förderbedarf formell festgestellt. Aber 17 bis 20 Prozent der Schüler, also 50 bis 60 Kinder, werden bei uns präventiv gefördert, sie gelten als von einer Behinderung bedroht", erklärt Nöhles. Das schließe auch Kinder ein, die schon deshalb nicht schulreif seien, weil sie sich noch in die Hose machten. "Und da gibt es viele Kinder, die nicht lernen und wir wissen nicht warum", so der Schulleiter. "Die Probleme werden vielfältiger und umfassender, dafür hat uns Frau Löhrmann nicht ausreichend ausgerüstet", so Nöhles. Und die Sonderpädagogin, die mit 28 Wochenstunden an der Schule tätig ist, soll sich ausschließlich um die schulische Förderung kümmern.

Die Stadt Monheim unterstützt die allgemeinbildenden Schulen seit dem Schuljahr 2013/14 personell, indem sie ihnen als freiwillige Leistung Inklusionshelfer zur Verfügung stellt. Unmittelbarer Anlass war damals, dass der Kreis Mettmann Integrationshelfer (nach Sozialgesetzbuch XII) nur noch im Einzelfall gewährte, so dass ihre Zahl drastisch reduziert wurde. Da die Inklusionshelfer für die Begleitung von Gruppen eingesetzt werden, hat die Stadt bei der Bedarfsermittlung den allgemeinen Anteil von Kindern mit Förderbedarf an allgemeinbildenden Schulen - nämlich 2,5 Prozent - zugrunde gelegt. "Die fachlichen Voraussetzungen für einen Inklusionshelfer sind nicht so hoch", so Peter Heimann, Bereichsleiter Schule und Sport. Es handele sich dabei oft um Schulabgänger, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvierten. Die Akquise der Kräfte haben die Evangelische Kirchengemeinde und die Freizeitgemeinschaft Hilden übernommen, sie würden die Kandidaten oft von der Schulbank weg anwerben.

Mit der Stellenausweitung wurde der Etat auf nunmehr 260.000 Euro erhöht. "Es gibt keine Refinanzierung durch das Land, wir machen das auf freiwilliger Basis", so Heimann.

(RP)
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