Eiserne Hochzeit Für den ersten Kuss gab's eine Backpfeife

Langenfeld · Als Baptist Bang im Alter von 22 Jahren der 17-jährigen Helene auf einem Weinfest in Bingen begegnete, war ihm gar nicht bang. "Er wollte mich direkt küssen", erinnert sich Helene. 1951 war das. Inzwischen ist das junge Mädchen von einst 83. "Dafür hat er sich erst einmal eine ordentliche Backpfeife eingefangen", erzählt die betagte Frau, und ihre Augen blitzen frech. Gatte Baptist zuckt mit den Schultern. "Na ja, was hätte ich denn sonst tun sollen? Sie war dort mit zwei Freundinnen und gefiel mir so gut. Es war halt Liebe auf den ersten Blick."

Eiserne Hochzeit: Für den ersten Kuss gab's eine Backpfeife
Foto: Staschik Olaf

Als Baptist Bang im Alter von 22 Jahren der 17-jährigen Helene auf einem Weinfest in Bingen begegnete, war ihm gar nicht bang. "Er wollte mich direkt küssen", erinnert sich Helene. 1951 war das. Inzwischen ist das junge Mädchen von einst 83. "Dafür hat er sich erst einmal eine ordentliche Backpfeife eingefangen", erzählt die betagte Frau, und ihre Augen blitzen frech. Gatte Baptist zuckt mit den Schultern. "Na ja, was hätte ich denn sonst tun sollen? Sie war dort mit zwei Freundinnen und gefiel mir so gut. Es war halt Liebe auf den ersten Blick."

Amors Pfeil traf auch die Angebetete. Der junge Signalschlosser besuchte sie regelmäßig im oberhessischen Schlitz. Aus Spaß wurde Ernst - am 12. Juli 1952 heiratete das verliebte Paar. "Eigentlich wollte ich sie schon am 11. Juli, meinem Geburtstag, heiraten", erzählt der rüstige Senior. "Aber da an diesem Tag das Standesamt geschlossen hatte, mussten wir eben einen Tag später ran."

Eine gemeinsame Wohnung fanden beide nicht, wohnten eine Weile in Bingen bei Baptists Eltern. Erst der Umzug ins Rheinland verhalf den beiden zu eigenen vier Wänden und neuen beruflichen Perspektiven. Der junge Ehemann arbeitete im Eisenwerk, später im Hochbau, seine Frau in der ehemaligen Bonbonfabrik Mudersbach, später Kanold, in Hilden. "Hier im Rheinland waren wir auch mit unserer Liebe zum Karneval gut aufgehoben", erinnert sich der 88-Jährige. "Ich habe sogar 1977 den Richrather Karnevalsverein mitgegründet". Daten, Jahreszahlen, zeitliche Einordnungen - die Jubilare verblüffen mit einem unfassbar großen Erinnerungsvermögen. "Wir haben immer gerne gefeiert", sagt Helene, " nicht nur Karneval, auch Feste und Geburtstage." Und das sind mittlerweile viele: drei Kinder hat das Ehepaar, sechs Enkel, drei Urenkel.

Baptist zeigt stolz die vielen Fotos an den Wohnzimmerwänden. "Das ist unser jüngster Enkel, wenn der hier in die Wohnung gewackelt kommt, das ist zu lustig, der freut sich immer so und rennt auf mich zu." Von den eigenen drei Kindern, sagt der frühere Langenfelder Ratsherr, habe er nur wenig mitbekommen. "Meine Kinder haben immer gefragt: Wer ist denn der Onkel?, wenn ich nach Hause kam", witzelt Baptist und seine Liebste witzelt zurück: "Zu recht". Allein gelassen habe sie sich von ihm aber zu keiner Zeit. "Er hat ja auch viel bewirkt, er war im Sport-, im Bau- und Planungsausschuss, in Elternpflegschaften, und dann war er noch als Hausmeister einer Senioreneinrichtung im Einsatz." 65 Jahre Ehe, eine Zeit voller Höhen und Tiefen. "Das ist auch gut so", sagt Helene bestimmt. "Wer erzählt, es gebe nie Streit, der lügt. Und ich kann wirklich stur sein und bockig. Er dagegen hält das nie lange aus und kommt dann wieder an". Ihr Gatte horcht auf und schmunzelt. "Oh ja! Wie langweilig wäre das Leben ohne Auseinandersetzungen! Man muss sich aneinander reiben können."

Am Samstag feiert das Ehepaar seine Eiserne Hochzeit im Kreise der Großfamilie. Was beide sich von- und miteinander wünschen? "Du bleibst mal bitte so knorrig wie du bist", sagt Helene entschieden und lacht ihren Baptitst neckisch an. Und er? "Ich möchte, dass wir noch lange so selbstständig leben können wie bisher. Meine Beine sind zwar nicht mehr ganz in Ordnung, aber unsere Deckel sind noch fit!"

Daniele Funke

(RP)
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