Monheim Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus

Monheim · Die Stadt bietet touristische Touren zu den Sehenswürdigkeiten an. Bei den Mitfahrenden kommt die Aktion gut an.

 Katja Keller (re.) arbeitete bisher als Auenbegleiterin. Jetzt führt sie auf dem Doppeldeckerbus auch Touristen durch die Stadtgeschichte.

Katja Keller (re.) arbeitete bisher als Auenbegleiterin. Jetzt führt sie auf dem Doppeldeckerbus auch Touristen durch die Stadtgeschichte.

Foto: Matzerath

Die erste Station ist nur wenige Sekunden sichtbar. Kein Passagier nutzt die Möglichkeit, einen Halt bei der Marienburg einzulegen. Dabei hätten sie nach entsprechender Ansage durchaus das aus Backstein gemauerte Kleinod erkunden können. Das im Jahr 1880 erbaute Gebäude bleibt bei der ersten Tour der Stadtrundfahrt daher eher eine Randnotiz. Mit offenem Verdeck saust der fast vier Meter hohe Doppeldecker-Bus die Bleer Straße entlang.

Immerhin: Stadtführerin Katja Keller vermittelt ein paar historische Details zur Burg: Bauherr war der Reichstagsabgeordnete Eugen von Kesseler. Das Gebäude war als seine Sommerwohnung gedacht und sollte an den Hauptsitz des Deutschen Ritterordens erinnern: Die Marienburg in Monheims polnischer Partnerstadt Malbork. Eigentlich ist Keller Auen-Erlebnisbegleiterin für die Biologische Station Haus Bürgel. Zu ihrem Job als Stadtführerin sei sie eher zufällig gekommen, sagt die 29-Jährige. "Ich habe mich in Absprache mit der Stadt auf die Tour vorbereitet und zu jeder Haltestelle ein paar Informationen gesammelt." Für Monheimer sei das vielleicht nicht so spannend, weil sie vieles schon wüssten, "aber Besucher von außerhalb oder Zugezogene können dabei sicher einiges über die Stadt erfahren."

Weiter geht es mit der Altstadt - inklusive einiger Auskünfte zum Schelmenturm, zur Geschichte Monheims als Zollstation und zum Zwist mit dem Kölner Erzbistum. Am Deusser-Haus erfahren die Fahrgäste zudem, warum der Landschaftsmaler August Deusser nur wenige Jahre hier weilte. "Er kam 1906 nach Monheim, um die Schönheit der Natur auf die Leinwand zu bannen", erzählt Keller. Allerdings habe der Künstler die Stadt 1912 bereits wieder verlassen - und zwar "geradezu fluchtartig", wie sie sagt. Grund war der Beginn der Bauarbeiten für die Ölraffinerie mit Verladestelle am Rhein. Das sei dem Landschaftsästheten zuwider gewesen. Allerdings gebe es ohne die ehemaligen Rhenania- und Shell-Werke, in denen schon lange kein Öl mehr verarbeitet wird, auch nicht den Monberg. Immerhin sind es kontaminierte Altlasten aus dem Gelände der ehemaligen Schwerindustrie, die aufgekippt und verkapselt Monheims höchstgelegener Gastronomie Platz bieten.

Baumberg spielt bei der Tour nur eine Nebenrolle. Ein paar Sätze zu St. Dionysius und der Aalfischerei - und schon ist das motorisierte Ungetüm bei Haus Bürgel angekommen, wo Keller einiges über Flora, Fauna, Rheinbettverlagerung und andere wissenswerte Dinge rund um die Urdenbacher Kämpe berichtet. Auf der Rückfahrt sind ihr auch die Rheinterrassen und der Aalschokker am Ufer einen Hinweis wert. Das Programm ist ehrgeizig für rund 60 Minuten. Bei den Passagieren kommt der - etwas gehetzte - Ausflug in die Stadtgeschichte dennoch gut an. Miray Kurtcu lebt seit drei Monaten hier: "Bis jetzt kannte ich nur den Weg zu meiner Arbeit - und jetzt kenne ich ein bisschen mehr."

(dora)
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