Kreis Mettmann Städte ringen um gemeinsame Energiewende

Kreis Mettmann · Vertreter mehrerer Kreistagsfraktionen sprachen mit Bürgern in Haan über das Thema erneuerbare Energie.

 Energie liefert die Sonne mehr als genug. Sie müsste nur in größerem Maße genutzt werden.

Energie liefert die Sonne mehr als genug. Sie müsste nur in größerem Maße genutzt werden.

Foto: Patrick Pleul

Der Gast hatte Beeindruckendes zu berichten: Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kreis Steinfurt, stellte in der alten Pumpstation in Haan den erfolgreichen Beitrag zur Energiewende in seiner Heimat vor. Dort, am nördlichen Rand Nordrhein-Westfalens, hat sich in den vergangenen 20 Jahren ein Netzwerk aus Verwaltungsmitarbeitern, Bürgern und Unternehmern gebildet, die sich einem Ziel verschrieben haben: Den gesamten Energiebedarf des Kreises bis zum Jahr 2050 selbstständig abdecken zu können, und das auch noch komplett durch erneuerbare Energien. "Als wir anfingen, glaubte niemand, dass deren Anteil einmal mehr als fünf Prozent betragen würde", erklärte Ahlke seinen rund 70 Zuhörern, die auf Einladung der Grünen Kreistagsfraktion von Mettmann zum Fachgespräch gekommen waren. Inzwischen jedoch liefern regenerative Energiequellen 70 Prozent des Stroms in Steinfurt. Vor allem Photovoltaikanlagen und Windparks in Bürgerhand tragen entscheidend dazu bei. Doch, wie so oft, wenn ein Gastreferent den Zuhörern vorbildliche Aktivitäten aus seinem Umfeld näherbringt, wich die Begeisterung über den Vortrag der Erkenntnis, dass selbst ein noch so gutes Konzept nicht ohne weiteres auf jeden anderen Ort übertragbar ist. "Natürlich haben wir in Mettmann nicht die Möglichkeit, viel mehr Windparks zu errichten", goss Landrat Thomas Hendele (CDU) den Zuhörern schnell Wasser in den Wein. Sollen bis zum kommenden Jahr zum Beispiel im ländlichen Kreis Steinfurt bereits rund 25 Bürgerwindparks entstanden sein, sind im dicht besiedelten Kreis Mettmann derzeit gerade einmal sieben im Betrieb. Auch die unterschiedliche Struktur der Kreise kam zur Sprache: "Wir haben hier im Kreis Mettmann kein ländliches Gebilde wie in Steinfurt, sondern zehn starke Städte, die alle im Hinblick auf die Energieversorgung unterschiedlich aufgestellt sind", erklärte Umweltdezernent Nils Hanheide.

Unter der Moderation von Thomas Reuter kamen auch Vertreter aus der Politik zu Wort: Neben Dr. Dr. Axel Zweck, der als Sachkundiger Bürger für die Grünen dem Ausschuss für Umwelt, Landschaft und Naturschutz angehört, saßen auch die Kreistagsmitglieder Jens Niklaus (SPD), Oliver Hesel (FDP) und Rainer Köster (Linke) auf dem Podium. Sie alle setzen mehr oder weniger große Hoffnungen in ein Klimaschutzkonzept für den Kreis, das ein Büro im Verlauf des Jahres erstellten soll. Mit dem will die Verwaltung laut Hanheide Kräfte bündeln.

Über eines machten sich die Besucher der alten Pumpstation keine Illusionen: Ohne den persönlichen Beitrag der einzelnen privaten Haushalte zur Energiewende werden wohl sämtliche politischen Maßnahmen wenig effektiv sein. Hoffnung machte den Zuhörern Ulrich Ahlke, indem er vom Projekt "Klimaschutzbürger" aus Steinfurt berichtete: Zu dem gehörten Spritspar-Fahrtrainings, klimafreundliche Kochkurse und Energieberatungen. "Manche Teilnehmer haben im Zuge der Aktion bis zu 30 Prozent Energie eingespart, ohne nennenswerte Minderung ihrer Lebensqualität."

(RP)
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