Monheim Städtepartner - jetzt erst recht

Monheim · Angesichts des Ausnahmezustands in der Türkei halten die Initiatoren die Städtepartnerschaft für wichtiger denn je.

 Die Bürgermeister Batal Ilgezdi und Daniel Zimmermann bekräftigten die Städtepartnerschaft im Mai mit einer zweiten Unterschrift.

Die Bürgermeister Batal Ilgezdi und Daniel Zimmermann bekräftigten die Städtepartnerschaft im Mai mit einer zweiten Unterschrift.

Foto: Selda Altinova

Die Städtepartnerschaft zwischen Monheim und Atasehir ist jung. Im Mai 2015 besiegelte Vize-Bürgermeister Ilhami Yilmaz den Bund im Monheimer Rathaus. Erst ein Jahr später, im Mai 2016, setzt der erste Bürgermeister Batal Ilgezdi seine Unterschrift unter das Dokument - in Atasehir, einem 480 000 Einwohner zählenden Stadtteil von Istanbul. Dass das türkische Militär einen Putschversuch starten und Staatschef Erdogan mit tausenden Verhaftungen und dem Verhängen des Ausnahmezustands reagieren würde, war im Mai nicht absehbar.

Für Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann sind die Ereignisse in der Türkei kein Grund, Abstand zu nehmen. Im Gegenteil: "Jetzt erst recht", sagt der Peto-Politiker. "Jetzt ist gerade der richtige Zeitpunkt, solch eine Partnerschaft zu leben", sagt er. "Wir verstehen uns nicht als touristische Partnerschaft." Jetzt gelte es, genau zu beobachten was politisch in der Türkei passiert und dazu eine differenzierte Haltung zu entwickeln.

Zimmermann, in dessen Stadt jeder zehnte Einwohner türkische Wurzeln hat, ist sich bewusst, dass darunter auch viele AKP-Anhänger sind, die Erdogan unterstützen. Doch es gebe auch andere politische Kräfte. Der Stadtteil Atasehir etwa wird von der kemalistischen Partei CHP regiert, die mit den hiesigen Sozialdemokraten zu vergleichen ist. Sie ist laizistisch, steht für die Trennung von Staat und Religion. "Atasehir ist eine moderne Stadt", sagt Zimmermann.

Das bestätigt auch Engin Altinova, selbst Mitglied der CHP, der die Städtepartnerschaft mit seiner deutsch-türkischen Tanzgruppe initiiert hat. "Wir tanzen nach Istanbul", lautet das Motto bei den ersten Kontakten. Altinova (44) hat den Miltiärputsch 1980 erlebt. "Das war schlimmer. Wir mussten uns vor dem Fenster bücken, um nicht erschossen zu werden. Die Scheiben mussten ständig erneuert werden. Für Lebensmittel standen wir Schlange", berichtet er. Mit neun Jahren kehrte er mit seiner Familie zurück nach Deutschland. "Ich bin froh, dass der Putschversuch jetzt gescheitert ist", sagt er, auch wenn er weitere Repressalien gegen den CHP-Bürgermeister und dessen Frau Gamze fürchtet, die Abgeordnete in der türkischen Nationalversammlung ist. "Die Städtepartnerschaft wird nicht leiden", sagt er. Schon im August werden acht Schüler auf Einladung Zimmermanns aus Atasehir nach Monheim kommen, berichtet er. Hier sei es sicherer, hätten die Eltern gesagt. Der Monheimer Integrationsratsvorsitzende Ercan Türkoglu findet die Städtepartnerschaft als Verständigungs-Plattform wichtiger denn je. "Ich saß während der Besetzung der Bosporusbrücke 300 Meter Luftlinie entfernt. Die Kugeln der Putschisten schlugen in den Nachbargebäuden von uns ein", schreibt er aus der Türkei. "Schön war das nicht." In den vergangenen Tagen habe er Atasehir mehrfach besucht: "Die Lage ist entspannt."

Und die Opposition in Monheim? "Eine Städtepartnerschaft hat Symbolwert", sagt CDU-Ratsfraktionschef Markus Gronauer: "Man muss schon ein Auge darauf haben, wer in Atasehir demnächst am Ruder ist." Er sieht das kritisch: Auch die Ditib-Moscheen müsse man beobachten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort