Langenfeld Stahlregion Rheinland in der Krise

Langenfeld · Weltweite Überkapazitäten machen Stahlunternehmen in der Region Düsseldorf schwer zu schaffen.

Wer an Düsseldorf denkt, dem fallen heute oft Mode, Werbung und Banken ein. Traditionell allerdings ist Düsseldorf eine Industriestadt. Das zeigt auch die Emotionalität, mit der viele Düsseldorfer sich stark machen für den Erhalt des Namens Mannesmann-Hochhaus.

Düsseldorf ist unter den Stahlstandorten die Nummer drei in Deutschland. 40 Prozent der deutschen Rohstahlproduktion befinden sich an Rhein und Ruhr. In der Landeshauptstadt arbeiten (Frühjahr 2015) mehr als 4000 Menschen in der Stahlindustrie, in den Nachbarstädten Düsseldorfs sind weitere 24.000 Mitarbeiter in dieser Branche beschäftigt.

Was einst Düsseldorfs wirtschaftlichen Reichtum begründete, steckt heute tief in der Krise. Die deutschen Stahlkocher müssen sich auf ein Krisenjahr 2016 einstellen. Die deutsche Rohstahlproduktion werde im kommenden Jahr voraussichtlich um drei Prozent auf 41,5 Millionen Tonnen sinken, teilte der Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl jetzt im Zentrum in Düsseltal mit. "Die Stahlindustrie ist weltweit in einer Krise, der sich auch Deutschland nicht völlig entziehen kann", sagt Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff. Er wollte sich nicht zu der Frage äußern, welche Auswirkungen das auf Arbeitsplätze und Produktionsstandorte haben könnte.

China warf der Verbandspräsident Dumpingpreise vor. Da in der Volksrepublik die Nachfrage schwächelt, drängten die dortigen Hersteller auf die Weltmärkte. Seit 2012 habe China seine Exporte mehr als verdoppelt. Die Politik sei nun am Zug, um faire Handelsbedingungen durchzusetzen. Handelsschutz-Instrumente der EU müssten konsequent umgesetzt und es müsse auch über Verschärfungen nachgedacht werden. Auch dürfe es für die Industrie in Europa nicht zu neuen Belastungen durch den Klimaschutz kommen, forderte Kerkhoff.

Experten gehen davon aus, dass die aktuellen Trends besonders die Region Düsseldorf treffen, Stahlerzeuger und auch die in Fertigungskette nachfolgende Unternehmen, also Verarbeiter von Stahl. So hat erst vor einem Jahr die SMS Gruppe, ein Hersteller von Stahl- und Walzwerken, den Abbau von 200 Stellen und einen Umzug nach Mönchengladbach angekündigt. Es war nicht die einzige schlechte Nachricht aus der Branche.

Der Umzug wurde allerdings inzwischen abgeblasen. "Vor dem Hintergrund der weiterhin unsicheren Entwicklung der weltweiten Stahlindustrie mit ihren aktuellen Überkapazitäten und der damit verbundenen zurückhaltenden Investitionstätigkeit der Kunden hat die SMS Group die Realisierung des Neubaus in Mönchengladbach bis auf weiteres verschoben", sagte ein Sprecher.

Auch der Stahlrohrhersteller Vallourec, früher Mannesmann, baut in der Region derzeit rund 600 Stellen ab. Das Unternehmen hat zwei Werke in Düsseldorf. Andere Stahlunternehmen haben Düsseldorf bereits den Rücken gekehrt. ThyssenKrupp hat sich vollständig aus Düsseldorf zurückgezogen. Auch in den Böhlerwerken wird schon lange kein Stahl mehr gekocht.

Positives Zeichen: Der Stahlkonzern Voestalpine will dort ein Forschungszentrum zum 3-D-Drucken von Stahl errichten.

(tb.)
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