Langenfeld Stolperstein soll an Kinderarzt erinnern

Langenfeld · Bürgerantrag an den Stadtrat regt Gedenktäfelchen für den im Holocaust ermordeten jüdischen Kinderarzt Hugo Zade an.

Dr. Hugo Zade (1880-1944) war der erste Kinderarzt der damaligen Gemeinde Richrath-Reusrath. In der NS-Zeit schüchterten SA-Schergen Patienten vor der Praxis des jüdischen Mediziners an der Solinger Straße ein, so dass er dort kein Geld mehr verdienen konnte. Mit Ehefrau Martha und Tochter Ursula zog er 1937 nach Köln, arbeitete dort am Jüdischen Krankenhaus. 1941 wurden die Zades deportiert, in den Gaskammern von Auschwitz verloren sie ihr Leben. Nun gibt es Bestrebungen, an den verdienten Kinderarzt mit einem so genannten Stolperstein (siehe Infobox) zu erinnern.

Dazu haben Karl-Heinz König und Rolf Gassen (beide Felix-Metzmacher-Freundeskreis; FMF) sowie St.-Martinus-Oberarzt Dr. Stefan Winkelmann gemeinsam einen Bürgerantrag an den Stadtrat gestellt. "Zade war ein guter Freund des im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürgermeisters Felix Metzmacher", begründet Gassen den FMF-Vorstoß.

Bislang hat der Kölner Künstler Gunter Demnig in Langenfeld zehn Messingtäfelchen mit Namen und Lebensdaten von Opfern der NS-Diktatur in Gehwege vor der Stadthalle, dem Amtsgericht und an der Bahnstraße eingearbeitet. Eigentlich hatte der Stadtrat im Jahr 2005 insgesamt 14 solcher Stolpersteine vor den letzten Wohnadressen von Holocaustopfern aus Langenfeld beschlossen, doch vier davon wurden wegen des Widerstands von heutigen Hauseigentümern an der Ganspohler-, Grenz- und Berghausener Straße immer noch nicht eingesetzt.

Weil das Immigrather Haus Solinger Straße 176 nicht der letzte Wohnsitz der aus Köln deportierten Zades war, hatte die Ratsmehrheit vor zehn Jahren für die Arztfamilie keinen Stolperstein beschlossen. Doch nach Angaben des ehemaligen FDP-Ratsherrn Gassen sollte dies nunmehr kein Hinderungsgrund sein.

Lokalhistoriker Günter Schmitz, der seit gut 30 Jahren die Geschichte und Schicksale heimischer Juden erforscht, äußerte sich erfreut über den Bürgerantrag. "Allerdings sollte ein Stolperstein nicht nur für Hugo Zade verlegt werden, sondern auch für seine Frau und seine Tochter, die mit ihm gemeinsam ermordet wurden." Von der vierköpfigen Familie Zade hat laut Schmitz nur der nach Großbritannien ausgewanderte Sohn Hans Peter den Holocaust überlebt. "Er hatte versucht, seine Eltern und Schwester zu sich nach England zu holen, aber sie bekamen keine Ausreisegenehmigung." 1941 wurden die Zades als ärztliche Begleiter ins KZ Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Daran, dass ihr letzter Wohnsitz am Salierring 50 in Köln war, erinnern vor diesem Haus übrigens Stolpersteine.

Die Erste Beigeordnete Marion Prell hat den Bürgerantrag entgegengenommen. "Der Stadtrat muss nun darüber entscheiden." Prell geht davon aus, dass in der Diskussion auch die vier bereits 2005 beschlossenen und immer noch ausstehenden Stolpersteine zur Sprache kommen werden. "Damals wurde festgelegt, dass sie nicht gegen den Willen des heutigen Hauseigentümers verlegt werden sollen." Indes wies Künstler Demnig im Gespräch mit unserer Zeitung darauf hin, dass in Köln ein Rechtsanwalt mit einer Klage gegen einen Stolperstein vor seinem Haus wegen vermeintlicher Wertminderung gescheitert sei. "Der Richter hat dem Mann klar gemacht - und das hätte dieser als Rechtsanwalt wissen müssen - dass das Trottoir der Stadt gehört." So ist es auch an der Ganspohler-, Grenz- und Berghausener Straße.

Beschlossene Sache ist es immerhin bereits seit zwei Jahren, im geplanten Wohngebiet ums Gartencenter Berghausener Blumentopf einen Hugo-Zade-Weg anzulegen.

(RP)
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