Langenfeld/Hilden Streetworker knüpfen beim Fest Kontakte

Langenfeld/Hilden · Normalerweise ist es kein Problem ein Fest zu finden: Man folgt einfach den Menschenmengen. Wo dann Trauben von tanzenden und gut gelaunten Leuten sind, da ist das Fest. Das Jugend-Sommerfest der Jugendreferate der Städte Hilden, Solingen und Langenfeld hätte man so nicht gefunden. Eine Bühne ist aufgebaut. Der Musiker Grecco aus Langenfeld rappt, während die Zuschauer in Liegestühlen zuhören und eigentlich nur die Sonne genießen; umgeben von den Betonklötzen des Schulzentrums. Insgesamt sind 15 bis 20 Personen versammelt, also gerade mal so eine halbe Schulklasse. Die vier anwesenden Streetworker sind nicht direkt auf den ersten Blick zu erkennen. Wer Vertrauen aufbauen will, darf nicht wirken wie der Nachbar, der ständig durch den Türspion guckt und die Jugendlichen vom Rasen vor der Haustür verjagt.

Sascha Göbeler, zuständig für die aufsuchende Jugendarbeit in Hilden, meint, das Vertrauen sei nicht nur irgendeine Methode: "Die Jugendlichen haben ja keine Lobby und wir versuchen diese Lobbyarbeit für Jugendliche zu machen. Wir sind auf der Seite der Jugendlichen." Aber auf der Seite wofür?

Stefan Ermertz von der mobilen Jugendarbeit in Solingen erklärt die Arbeit der Streetworker im wortwörtlichen Sinn. Aufsuchende Jugendarbeit bedeute, dass die Jugendlichen an den öffentlichen Plätzen aufgesucht werden. Man stelle sich vor, knüpfe Kontakte und biete Hilfe an, wenn sie gewünscht sei. Oft werde die Hilfe aber erst mit zunehmenden Vertrauen angenommen, erzählt Yvonne Laun, Streetworkerin der Stadt Langenfeld. Das Angebot sei bewusst niederschwellig. Junge Menschen hätten oft eine zu große Hemmschwelle, um sich Beratung oder Unterstützung in einschlägigen Institutionen zu holen, also blieben sie den gängigen Hilfsangeboten eher fern. Aber wobei brauchen Jugendliche Unterstützung? Es seien alltägliche Probleme, wie sie jeder Mensch hat, nur dass sie für Jugendliche manchmal etwas schwerer wiegen. "Sie wissen oft nicht wie sie sich helfen sollen. Oft fehlt den Jugendlichen das Selbstvertrauen, um sich allein um ihre Probleme zu kümmern.", sagt Chrissi Wolf, die Kollegin von Göbeler für Langenfeld.

Probleme bereiteten aber auch manche Amtsmitarbeiter, die oft nicht den individuellen Menschen mit seinen ganzen Problemen sähen. So kommt es dann oft vor, dass Göbeler und seine Kollegen die Jugendlichen zum Jobcenter begleiten, helfen Anträge auszufüllen und die Position der Jugendlichen einnehmen, um ihnen den Rücken zu stärken.

Stefan Ermertz erzählt, viel sei auch Netzwerkarbeit, man stelle halt Kontakte her, die den Jugendlichen helfen können, verweist die jungen Leute an andere Stellen, begleitet sie dorthin, weil sie sonst Angebote gar nicht wahrnehmen würden. Oft bekämen sie auch Anrufe von besorgten Mitbürgern, die Jugendliche vor ihrer Haustür beobachteten. "Die meisten Jugendlichen tun aber nichts, sie sitzen dann nur auf Spielplätzen, weil es nicht genügend Plätze für sie gibt", so Chrissi Wolf aus Hilden.

Was es in den drei Städten, Hilden, Langenfeld und Solingen, aber nicht gebe, sei Obdachlosigkeit unter Jugendlichen. Die sogenannten Straßenkinder seien eher in Großstädten, in Köln und Berlin zu finden, sind sich sich die vier Streetworker einig

(RP)
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