Langenfeld/Hilden Südeuropäer suchen Jobs in der Region

Langenfeld/Hilden · Wegen der Wirtschaftskrise in Südeuropa verlassen immer mehr junge Leute ihre Heimatländer.

 Christina (l.) und Isabel Pereira (r.) aus Portugal hoffen ebenso wie Esther Diaz Cortes (m.) aus Spanien auf Arbeit in Deutschland. Eine ihrer Anlaufstellen ist die Arbeitsagentur Langenfeld.

Christina (l.) und Isabel Pereira (r.) aus Portugal hoffen ebenso wie Esther Diaz Cortes (m.) aus Spanien auf Arbeit in Deutschland. Eine ihrer Anlaufstellen ist die Arbeitsagentur Langenfeld.

Foto: Staschik

Esther Diaz Cortes und Cristiana und Isabel Pereira haben ihre Heimatländer verlassen und den Schritt ins Unbekannte gewagt. Drei junge Frauen, die ein gemeinsames Ziel verbindet und nach Langenfeld geführt hat: Arbeit zu finden.

Was die 32-jährige Esther in Spanien erfahren musste, wird wohl noch andere junge Spanier ereilen - trotz einer guten Ausbildung arbeitslos zu sein. Esther hat in ihrer Geburtsstadt Córdoba gleich zwei Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen: zur Tourismuskauffrau und zur Flugbegleiterin. "Für beides habe ich keinen Job gefunden", erzählt sie.

Stattdessen arbeitete sie als Kellnerin. Doch ihre Situation verschlechterte sich weiter. Ihre Arbeitszeit wurde sukzessive verkürzt, bis sie nur noch bei acht Stunden pro Woche lag; angefangen hatte sie mit 40 Stunden. "Als mein Mann auch immer weniger Geld verdiente, hat es nicht mehr zum Leben gereicht", sagt Esther. Sie wollten weg aus Spanien und nach Deutschland, genauer nach Langenfeld. Hier lebt Esthers Schwiegermutter.

Inzwischen lernt Esther seit mehr als einem halben Jahr viermal in der Woche fleißig Deutsch in einem der Integrationskurse an der Volkshochschule Langenfeld. Sie weiß genau, wie unerlässlich das ist: "Ich muss Deutsch können, bevor ich mich bewerbe."

 In besonderen Integrationskursen der Volkshochschule Langenfeld lernen die Zuwanderer Deutsch.

In besonderen Integrationskursen der Volkshochschule Langenfeld lernen die Zuwanderer Deutsch.

Foto: Staschik

An der VHS spiegelt sich die Krise in Südeuropa in den Zahlen wider. "Seit Mitte 2012 ist die Tendenz deutlich, dass wir in unseren Kursen mehr junge Leute aus Südeuropa haben", berichtet der stellvertretende Leiter, Detlef Kralemann. Während die spanischen Teilnehmer in der ersten Jahreshälfte 2012 nur 0,6 Prozent aller Teilnehmer in den Deutschkursen ausmachten, waren es im zweiten Quartal dieses Jahres bereits 3,95 Prozent.

Wie Esther lernen auch die Schwestern Isabel und Cristiana an der Volkshochschule Deutsch. Sie sind zu Beginn des vergangenen Jahres aus Portugal nach Deutschland gekommen. Isabel ist gelernte Informatikerin und hatte sogar Aussicht auf einen Job. "Als ich fertig war, hat die Firma dicht gemacht", berichtet die 22-Jährige. Ihre Schwester Cristiana hat in Aveiro Grundschullehramt studiert, aber "seit der Krise schließen in Portugal immer mehr Schulen und es gibt weniger Stellen." Da eine gute Freundin ihres Vaters schon lange in Langenfeld lebt, riet sie den Beiden, ihr Glück in Deutschland zu versuchen. Was sie nun tun. Ohne ihre Eltern. Bisher bereuen die Schwestern ihre Entscheidung nicht. "Unsere Freunde in Portugal bekommen nicht mal mehr Krankengeld", sagt die 24-jährige Cristiana.

Esther wünscht sich, dass sie am Flughafen arbeiten kann, und Cristiana, dass sie weiter studieren kann. Isabel würde gerne eine Ausbildung zur Industriekauffrau machen: "Meine Informatikausbildung ist hier leider nicht so viel wert." Das Rheinland hat mit ihnen neue Arbeitskräfte bekommen, auch wenn heimische Unternehmen davon offenbar noch nicht viel mitbekommen haben.

Sowohl Hans-Dieter Clauser, der Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung Langenfeld, als auch Gerhard Witte, Vorsitzender des Industrievereins Langenfeld, konstatieren, dass eine Zunahme von südeuropäischen Arbeitskräften in der regionalen Wirtschaft kaum spürbar sei. "Das wurde auch beim Hildener Unternehmertag vergangene Woche deutlich. Die wenigsten Unternehmer konnten von einer Präsenz berichten", sagt Witte.

Esther, Cristiana und Isabel setzen in jedem Fall alles daran, hier eine gute Arbeit zu finden. In einem sind sie sich einig: Ohne Hilfe ist es unfassbar schwer, in Deutschland Fuß zu fassen.

(RP)
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