Jutta Muysers "Täter verlieren die Kontrolle"

Langenfeld · Eine Psychiaterin über die Attacke auf eine Seniorin in der Düsseldorfer Altstadt

 Jutta Muysers ist Chefärztin der LVR-Klinik in Langenfeld.

Jutta Muysers ist Chefärztin der LVR-Klinik in Langenfeld.

Foto: Matzerath

langenfeld/düsseldorf Der Fall hat schockiert: In der Düsseldorfer Altstadt wurde eine Seniorin beraubt und sexuell angegriffen. Jutta Muysers, Chefärztin der Psychiatrie der LVR-Klinik Langenfeld, erklärt, was einen solchen Täter antreibt.

Frau Muysers, kann man sagen, dass es in Deutschland inzwischen zu mehr sexuellen Übergriffen auf Senioren kommt?

Muysers Nein. Diese Sexualstraftaten werden nicht mehr. Es kann nur sein, dass es sich für viele so anfühlt, weil man besonders fassungslos ist, wenn so etwas passiert, und somit die Aufmerksamkeit besonders hoch ist.

Ein sexueller Übergriff auf Senioren - wie ist das zu erklären?

Muysers Es gibt dazu nur wenige Studien. Aber man kann sagen, dass es wirklich nur ein ganz kleiner Kreis von Tätern ist, der eine sexuelle Fixierung auf alte Leute hat, dass also wirklich eine sexuelle Erregung dadurch entsteht.

Aber wie kommen dann diese spontanen Straftaten zustande?

Muysers In den meisten Fällen geht es nicht um eine ausschließliche Fixierung, sondern die Täter nehmen sozusagen alles mit, was möglich ist. In der Regel geht es um einen Raub und dann passiert noch etwas anderes, weil das Erregungsniveau sehr hoch und auch sexuell aufgeladen ist. Die Täter verlieren auf allen Ebenen die Kontrolle.

Was schreckt Täter ab?

Muysers Wenn sich Opfer stark wehren, lassen Täter oftmals ab, oder sie müssen sogar ablassen, weil es bei Tritten, Schreien und ähnlichem nicht leicht ist, jemanden beispielsweise auszuziehen. Außerdem kostet das viel Zeit, die die Täter meist nicht haben.

SUSANNE HAMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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